Besuchte Aufführungen in der Vergangenheit (1983-2010)

 

In der Vergangenheit, bevor das Aalto-Theater seine Tore öffnete, besuchte ich oft die Opernhäuser in Dortmund, Gelsenkirchen und in der weiteren Umgebung. Das Dortmunder Opernhaus ist gewissermaßen meine "Opern-Wiege", denn dort begann ich mit meinen regelmäßigen Opernbesuchen.

 

Oper Dortmund 

 

Die erste Oper war dann, wie sicher in den meisten Fällen, "die Zauberflöte". Sie wurde im Dortmunder Opernhaus gespielt. Dorthin bin ich sehr viele Jahre gefahren. Das "Aalto", mein heutiges "zweites Zuhause" gab es damals noch gar nicht, nur das "Grillo-Theater". 

 

Ich erinnere mich darüber hinaus an "Hänsel und Gretel", vor allem daran, dass es eine sehr, sehr klassische und wunderschöne märchenhafte Inszenierung war. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir das "Sandmännchen", das goldenen Flitter verstreute, und das "Taumännchen", welches dunkelblauen Flitter verteilte. Die Bühne war geteilt in Tag und Nacht. Man hat dort auch eine tolle Bühnentechnik.

 

In dieser Spielzeit gab es dann auch meine erste "Aida", damals natürlich noch sehr, sehr klassisch und opulent inszeniert. Eine Musiker spielten oben auf den Rängen beim Triumphmarsch. Ja, und Günther Wewel gehörte auch noch zum Ensemble. Überhaupt hatte Dortmund damals schon ein wirklich, wirklich herausragendes Ensemble! Es war eine Freude dort Aufführungen zu sehen. In spätereren Jahren gab es eine Inszenierung, die in Japan spielte, da die Regisseurin Japanerin war. Ich erinnere mich noch, dass die "Amneris" Tennis spielte. Das mit der "Nil"-Szene mutete dann doch leicht seltsam an. 

 

In einer ebenfalls wunderschönen Aufführung der "Pique Dame" sang immerhin Martha Mödl als Gast die Gräfin. Es folgten nach und nach "Don Carlos", "Martha", "Tosca". "Wildschütz", und auch mal Operetten, um meinem Mann und Freunden mal einen Gefallen zu tun. Ich mag gar keine Operetten, und inzwischen lasse ich mich darauf auch nicht mehr ein. Ist für mich vertane Zeit. Ich schaute mir erst einmal alles mögliche an, einige Opern würde ich heute nicht mehr besuchen, weil ich ihnen nichts abgewinnen kann. All diese deutschsprachigen Opern, mit Ausnahme von Richard Wagner, liegen mir gar nicht. Aber ich habe alles mal gesehen, so auch in den folgenden Jahren sämtliche Richard Strauß-Opern. Die sind man gar nicht meine Welt.

 

Beim Durchforsten meiner Programmhefte, die ich tatsächlich verwahrt hatte, stellte ich fest, dass ich mich an manche Aufführung gar nicht mehr erinnerte, so zum Beispiel an den "Prüfstein der Liebe" von Rossini (extrem selten gespielt, aber ein nettes Stück). Oder auch "La Cenerentola".

 

In Dortmund habe ich sicher so ziemlich alles gesehen, was es so auf dem "Opern-Speiseplan" an bekannten Opern gibt: es fehlten selbstverständlich nicht "Othello", "Il Trovatore", "Norma", "Hoffmann"s Erzählungen" (deutsch gesungen, naja....), - eine spätere Produktion wurde dann französisch gesungen und war ebenfalls sehr sehenswert - "Don Giovanni" mit einem unglaublichen Giovanni. Er wurde dargestellt von einem jungen amerikanischen Bariton namens Kevin Greenlaw. Ich habe selten so einen tollen Darsteller gesehen. Aufgrund seiner Jugend konnte er ja schlecht einen alternden Lüstling spielen (wäre natürlich mit entsprechender Maske möglich gewesen), also entschied sich die Regie für die jugendliche Variante: Hauptberuf "Sohn", der Vaters Geld durchbrachte. Extrem gut, ich habe die Vorstellung x-mal besucht. Kevin Greenlaw überzeugte mich dann auch noch als "Onegin" und "Graf Almaviva". Schade, dass er dann das Haus verließ und nach Frankreich ging. Er war wirklich sehr, sehr gut!

 

Weiterhin sah ich die unverwüstlichen "Bohème", "Nabucco", "Carmen", "Turandot" in verschiedenen Inszenierungen.

 

Bei dem erwähnten ersten "Hoffmann' gefiel mir wiederum die Sopranistin besonders gut:

 

Sie sang im übrigen alle drei Rollen, und das super. An diesem Premierentag saß ich oben auf dem Balkon und dachte wirklich, dass man eine Puppe auf die Bühne gestellt hatte und die Sängerin im off gesungen hatte. Ich rief tags drauf beim "Westfälischen Besucherring" an - damals gab es noch kein Internet, und der bequemste Weg der Kartenbestellung war es dort anzurufen. Ich fragte dann, wieso man denn eine Puppe auf die Bühne gestellt habe. Am anderen Ende traf ich auf Verständnislosigkeit - "welche Puppe, bitte???". Ich konnte es nicht glauben, dass die Sängerin selber so agiert hatte. Um mich davon zu überzeugen, besorgte ich mir dann eine Karte für die erste Reihe und stellte fest, sie war es wirklich selber. Ich habe danach nur noch einmal, auch in Dortmund, eine ähnlich gute "Olympia" gesehen. Das war Heike Susanne Daum. Ich weiß, es ist eine tückische Rolle; die wenigsten Damen bekommen beides perfekt hin: tollen Gesang und eine herausragende schauspielerische Leistung. In Köln hatte ich eine interessante Aufführung in drei Sprachen gesehen und gehört. Der "Olympia" hatte man dann ein steifes Kostüm verpasst, so dass ihr die Schauspielerei erspart blieb. Gesungen hatte sie dann aber wirklich wunderbar. 

 

Der spätere "Hoffmann" wurde gesungen von Timothy Richards, einem Tenor aus Wales. Auch er war damals eine wahre Perle unter den als Gästen engagierten Sängern. Ein wirklich herausragender "Hoffmann", ein ganz vorzüglicher "Don José". So, wie er mit "Carmen" im letzten Akt umging, konnte diese einem direkt leid tun... Darüber hinaus erlebte ich ihn als einen sehr, sehr überzeugenden "Pinkerton" und als "Alfredo". Ein Tenor mit einer wirklich wunderschönen, umwerfenden Stimme und immer überzeugend in der Darstellung. Ich habe mir alle Stücke mit ihm damals x-mal angesehen.

 

Er ging dann später an die Komische Oper Berlin. Schade! Dieser "Teutonenunfug" ist so furchtbar schlimm. Ich mag mir einfach keine italienischen und französischen Opern deutsch gesungen anhören. Dafür ist die Musik nun einmal nicht geschrieben worden. Will man denn etwa Wagner, Weber, Lortzing etc. italienisch oder französisch gesungen hören? Gewiss nicht.

 

Ich habe dann später Tomothy Richards noch in Merzig als "Cavaradossi" erlebt. Auch das war wieder unglaublich toll und die Reise allemal wert! Weiterhin in Köln als "Hoffmann", in Mannheim als "Pinkerton" und als "Alfredo" sowie in Dresden an der Semperoper als wunderbaren "Rodolfo" in einer herrlich traditionellen Inszenierung, was ja ganz wunderbar zu diesem wunderschönen Haus passte. Auch sprang er vor ein paar Jahren mal als "Rodolfo" in MiR ein zur Freude eines überaus begeisterten Publikums.

 

 

Auch erinnere ich mich an eine herausragende "Tosca"-Inszenierung mit wunderschönen Kostümen und und daran, dass "Tosca" sich wirklich von der Engelsburg stürzte. Und einige Jahre später folgte eine weitere herausragende "Tosca":

 

In dieser Inszenierung sprang "Tosca" nicht, wie ursprünglich geplant, von der Engelsburg, sondern sie entriss einem sie verfolgenden Soldaten das Bajonett und erstach sich damit. Das war die Idee der Sopranistin, Monika Krause, nachdem ihre alternierende Kollegin sich am Knie verletzt hatte und nicht springen konnte. Und so wollte man zwei verschiedene Versionen vermeiden. Monika Krause war eine hinreißende "Tosca" und ihr "vissi d'arte" einfach nur zum Niederknien. "Scarpia" wurde absolut klasse und perfekt von Hannu Niemelä, einem 2-Meter Bariton aus Finnland verkörpert. WAS für ein Gespann!!! Durch seine Größe gab er den "Scarpia" anders als ein kleinerer Kollege, Kàroly Szilàgyi, der den "Scarpia" in Essen, übrigens ebenso klasse, aber eben als fiesen Emporkömmling darstellte, wie es die meisten tun, aber Hannu Niemelä war ein aristrokratischer Polizeichef mit besten Manieren, aber nicht minder gemein, es wirkte nur anders. Als "Tosca" ihr "vissi d'arte" gesungen hatte, klatschte er ihr suffisant grinsend Beifall. Ich hätte ihm am liebsten den Hals umgedreht! Als "Tosca" ihn am Ende ins Jenseits befördert hatte und alles mit Kerzen arrangierte, seine Hände gefaltet hatte, sah sie auf ihn herunter und sagte mit brüchiger Stimme "und vor ihm zitterte ganz Rom", dann lachte sie hysterisch. So hatte ich das noch nie zuvor erlebt. Die Darstellung der beiden ging wirklich unter die Haut. An den Tenor erinnere ich mich nicht mehr. Kann also kein "Renner" gewesen sein...

Am nächsten Tag besuchte ich erneut die Oper, um mir "Les Troyens" von "Hector Bérlioz" anzuschauen. Übrigens eine wundervolle Aufführung, die mir mehrere Besuche wert war. Regie hatte John Dew, die Kostüme kreierte José Manuel Vazquez. Die zwei waren eine zeitlang ein super Gespann in Dortmund und bescherten uns mit dem damals wirklich  traumhaften Ensemble königliche Abende. Diese Inszenierung war sehr stimmig: einerseits das untergehende Troja in dunklen Farben, auf der anderen Seite die helle, schöne Welt der Königin Dido. Ein leider selten gespieltes Werk, ich habe es immer mit Genuss gesehen, zuletzt voriges Jahr in Berlin an der Deutschen Oper. Norbert Schmittberg sang in dieser Zeit viele Rollen. Er war wirklich wunderbar. Schade, dass auch er irgendwann fortging. 

In der Pause traf ich auf Hannu Niemelä und konnte es mir nicht verkneifen ihn anzusprechen und zu fragen, wie er denn eigentlich am Vortag nach Hause gekommen sei. Auf die Frage schaute er erst etwas erstaunt. Dann sagte ich, dass ich ihn tags zuvor in Gedanken gleich mehrfach gemeuchelt hätte, und dass eigentlich ein Krankenwagen an der Bühnentür gestanden haben müsse. Darauf brach er in dröhnendes Gelächter aus und sagte: "wenn es mir gelungen ist, solche Gefühle in Ihnen zu wecken, dann muss ich wohl einen verdammt guten Tag gehabt haben." Und das konnte ich nur bestätigen. Er überzeugte mich noch in etlichen anderen Rollen, vor allem auch als "Jago". Wir hatten so ein schönes und interessantes Gespräch, dass wir fast den Gong überhört hätten, der uns zum nächsten Akt der Oper rief.

 

Zwei tolle Abende für mich! Ich unterhalte mich, wenn es möglich ist, immer wieder gerne mit Opernsängern.

 

 

Anfang der 90er Jahre hatte Dortmund eine sehr schöne "Traviata" auf dem Spielplan. Das Bühnenbild war eher nüchtern, aber es gab schöne Kostüme und eine mehr als herausragende "Violetta", jene von mir schon des öfteren erwähnte Sopranistin, die als "Lucia" und in allen drei Frauenrollen des "Hoffmann" bestach. Sie war so überaus berührend, dass ich manche Aufführung einfach nur durchheulte. Wegen ihr habe ich mir das Stück viele Male angesehen. 

 

Dann gab es Jahre später die bereits erwähnte "Lucia"unter der Regie von Giancarlo del Monaco. Abgesehen von der tollen Inszenierung stand auch ein wirklich wunderbares Ensemble auf der Bühne, wobei mir die "Lucia" am besten gefiel. Bei der "Wahnsinnsarie" hätte man gerne in Aplerbeck angerufen und gefragt, ob denen eventuell eine Patientin abhanden gekommen sei. Falls ja, sie befände sich auf unserer Bühne. Sie war einfach nur grandios, nicht nur stimmlich, nein, auch schauspielerisch. Dazu diese überirdisch schöne Musik, ich kam aus dem Schwelgen nicht mehr heraus. Belcanto vom Feinsten. Ja, und am Ende war ich nicht in der Lage aufzustehen und zu meinem Wagen zu gehen. Ich war einfach nur hin und weg. Und, wie erwähnt, hat dieses Werk seinen Reiz für mich bis heute nicht verloren, obwohl ich es schon mindestens 2 Dutzend mal gesehen habe. Die Inszenierung war sehr aufwendig und äußerst klassisch. So etwas bekommt man heute nur noch selten zu sehen. Sie war vergleichbar mit dem "Stiffelio" (mit José Carreras), den sich die "Scala", "Covent Garden" und die "Wiener Staatsoper" geteilt hatten. 

 

Zum 25-jährigen Jubiläum des Hauses standen dann Francisco Araiza und Lucia Aliberti auf der Bühne in "Lucia di Lammermoor". Da traf dann Kühlschrank (Aliberti) auf "Vulkan" (Araiza)...

 

Sehr gerne erinnere ich mich auch an "die Königin von Saba" aus der gleichen Spielzeit wie die "Trojaner". Die Inszenierung, ebenfalls von John Dew, war dann auch wahrhaft königlich mit tollen Kostümen und einem wunderschönen Bühnenbild. 

 

Und in jener Spielzeit nahm ich dann auch zum ersten Mal Richard Wagner "in Angriff" und schaute mir seinen "Fliegenden Holländer" an. Zum Einstieg sollte es erst einmal eines seiner kürzeren Werke sein. Ich war dann mehr als überrascht, was das für eine lyrische, wunderbare Musik ist. Die Inszenierung war recht geheimnisvoll. Ich habe dann noch eine Weile gebraucht, bis ich dann zu den wirklich starken Werken kam, aber dieser Einstieg hatte mir schon mal sehr gefallen, und ich habe mir das Stück mehrere Male angesehen.

 

Weiterhin lernte ich ein mir bis dahin unbekanntes, aber unendlich schönes Stück kennen: "Die Jüdin" von Jacques Fromental Halévy. Ein ungemein berührendes Stück, welches ich mir auch später noch an einem anderen Haus angesehen habe. Auch hier: viel zu selten auf den Spielplänen!

 

Auch habe ich mir hier dann endlich einmal den "Ring", inszeniert von Frau Mielitz (sehr gut und stimmig) angesehen. Ich sah verschiedene Inszenierungen von "Rigoletto" in Dortmund, die zwar, auch in den 90er Jahren, modern, aber doch sehenswert waren. In der späteren Produktion behinderte den "Rigoletto" kein Buckel, sondern ein lahmes Bein. Naja, warum auch nicht, es war ja stimmig und gut gemacht, dazu von einem wirklich guten Ensemble gesungen. 

 

"Der Liebestrank" spielte auf dem Campus einer Universität, alles im Stil der 50er/60er Jahre, und Vespas fehlten auch nicht auf der Bühne. Gefiel mir ausgezeichnet, denn es war eine frische, fröhliche und bunte Inszenierung. 

 

Ich bin sehr gerne in Dortmund, es ist ein sehr schönes Haus mit einem angenehmen Ambiente. Meine sogenannte "Wiege", denn dort ging ich zuerst hin und tue es bis heute.