Interessante Aufführungen außerhalb der Oper
Ja, ja, auch das gibt es durchaus.
Die Ruhrfestspiele besuche ich seit einigen Jahren und habe dort viele tolle Aufführungen erlebt. 2006 fing ich an die RFS regelmäßig zu besuchen. Zu meinen ersten Stücken zählten "der widerspenstigen Zähmung", "ein Wintermärchen" von Shakespeare in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln (großartig !), "Play Beckett" mit Hannelore Elstner - ich verstand zwar nicht viel von dem, was da auf der Bühne gespielt wurde, aber ich war sehr beeindruckt von Frau Elstners Bühnenpräsenz und wie sie die anderen Darsteller zu Höchstleistungen anspornte. Eine wirklich gelungene Aufführung. Toll fand ich auch Harald Schmidt, den ich zweimal erleben durfte: einmal in "Elvis lebt, und Schmidt kann es beweisen" - eine sehr schöne Revue und Zeitreise mit passender Musik und Kostümierung, und dann ein Jahr später "der Prinz von Dänemark". Auch hervorragend gemacht. Die Darsteller spielten verschiedene Rollen und wechselten in einem rasanten Tempo die Kostüme.
Auch erinnere ich mich gerne an "die Leiden des jungen W.", bei dem ein Hauptdarsteller neben mir saß und mich unentwegt mit einbezog, indem er auf mich einredete, und ich musste natürlich entsprechend reagieren... Eine ulkige Erfahrung, ebenso an "Hedda Gabler", eine Lesung mit Hannelore Elstner: sie las Märchen und Sagen aus dem Norden. Toll! Auch habe ich Dieter Hildebrandt live erlebt. Erstaunlich, was der alte Herr noch drauf hat und wie er es versteht sein Publikum zu fesseln. Dieser Abend wird sicher in die Geschichte eingehen: ein Pfau wagte die Vorstellung mit seinem Geschrei zu stören. Herr Hildebrandt nahm es mit Humor und gelassen.
Sehr gut fand ich auch "Torquato Tasso" mit Martin Brambach. Weiterhin Lesungen mit Iris Berben (sie las "Woody Allen") und Heikko Deutschmann, der etwas von "John Steinbeck" las. Voriges Jahr (2010) erlebte ich eine ganz wunderbare Lesung mit David Bennent, der seinen damals erkrankten und inzwischen leider verstorbenen Vater vertrat. Er las auf eine ganz wunderbare Weise etwas von "Tschechov". Ein wahrer Genuss!
"Was Ihr wollt" mit Gitte Haenning und dem leider inzwischen verstorbenen Vadim Glowna sah ich im Theater Marl, und es hat mir sehr gefallen. Ich hatte das Stück bislang nicht gesehen, nur natürlich davon gehört. Eine Lesung mit Matthieu Carrière fand im Schloß Horst statt, was ja eine nette Umgebung ist. Allerdings war die Stimmung etwas seltsam, und einige Zuschauer fanden das Ganze nicht so toll und brachten ihren Unmut auch deutlich zum Ausdruck.
Nachdem ich die Kritiken in der Zeitung gelesen hatte, hatte ich mir die letzten zwei Vorstellungen erspart. Beim "zerbrochenen Krug" war ich leider kalt erwischt worden: nichts gegen moderne Inszenierungen, aber ich brauche keine Nackten auf der Bühne, es sei denn es ist wirklich diskret gemacht wie später bei "Krieg und Frieden". Dort passte es, und es war auch nicht peinlich. Ich mag Edgar Selge wirklich sehr, aber textilfrei musste es nicht sein. Nun, und beim "eingebildeten Kranken" turnten auch nur Nudisten herum, also ließ ich die Karte lieber verfallen. Aus "Penthesilea" hatte man eine Rockoper (!) gemacht. Und wenn ich etwas bestimmt nicht brauche, dann sind es schlecht singende Schauspieler. Schade, dass sowas bejubelt wird, aber heute muss man ja allen Mist mögen, um nur ja in zu sein. Na, dann bin ich lieber altmodisch...
Im vergangenen Jahr sah ich dann "Anatevka" in Marl mit einem glänzend aufgelegten Gustav Peter Wöhler, der mich zuvor schon einmal in "Cabaret" als Conferencier sehr, sehr beeindruckt hatte. Er hat wirklich eine tolle Stimme und ist ein ausgezeichneter Darsteller. Er riss alle mit, und so wurde es ein hinreißender Abend. Auch die "Ode an die Freude", die ich mir anhörte, gefiel mir sehr.
Mittlerweile besuchen wir auch immer wieder gerne das "Theater im Rathaus" in Essen. Es ist mit 11 Reihen recht klein, bietet aber sehr gute Unterhaltung mit bekannten Darstellern. So sahen wir letztens "die Hochzeitsreise" mit Herbert Hermann und Patrick Bach, und am Wochenende gab es "Oscar und Felix" mit Leonard Lansink und Heinrich Schafmeister. Der einzige fest angestellte Schauspieler ist Thomas Glup. Er ist bekannt für seine gekonnten "Heinz Erhardt-Parodien" und Imitationen anderer bekannter Persönlichkeiten. Auch seine Soloprogramme können sich sehen und hören lassen. Wir haben schon manch vergnüglichen Abend dort verbracht. Ich erinnere mch zum Beispiel mit großem Vergnügen an "Shakespeare's sämtliche Werke an einem Abend", wofür man nur wenige Darsteller brauchte, Herrn Glup natürlich und ein paar Kollegen. Es war hervorragend gemacht!
Wenn es meine Zeit erlaubt, besuche ich auch ab und zu mal das Schauspielhaus Bochum, das ja wirklich einen guten Ruf genießt. Vor einigen Jahren habe ich dort mehrere Male "der ideale Gatte" gesehen. Es waren hinreißende Abende mit einer Traumbesetzung: Sebastian Koch, Marcus Boysen, Imogen Kogge. Das Stück ist schon sehr lang, aber bei so einer Besetzung gehen die Stunden schneller um, als einem lieb ist. Ein anderes Mal habe ich den wunderbaren Peter Kremer in "Clavigo" dort erlebt. WAS für ein toller Mime. Er kann eben mehr als nur den "Siska" geben... Ich habe die Serie natürlich auch gerade wegen ihm geguckt und besitze inzwischen alle Folgen auf DVD, aber ihn mal auf einer Bühne live zu erleben, das war schon ganz was anderes!
Der Vorverkauf für die RFS 2012 läuft, und ich habe mich natürlich schon wieder mit Karten eingedeckt: 2 x im Mai und 2 x im Juni. Das Motto in diesem Jahr lautet "Im Osten was Neues", und es geht um Werke bedeutender russischer Dichter und Schriftsteller. Ich habe mir ausgesucht: "Der Revisor" von Nikolai Gogol, "Krieg und Frieden" von Leo Tolstoi, "Die Möwe" von Anton Tschechov und "Tod eines Handlungsreisenden" von Arthur Miller. Ich bin sehr gespannt wie das alles inszeniert sein wird und freue mich auf sicher wieder sehr schöne Theaterabende.