London mochte ich schon immer....
...und so machte ich mich natürlich auf die Reise, um José dort live zu erleben.
06. Februar 1993, London Royal Opera House Stiffelio
Ich hatte mir ein Hotel in der Nähe der Oper, im Stadtteil "Covent Garden" gebucht. Es war wirklich eine schöne Unterkunft. Zur Oper konnte ich laufen. Und ich hatte noch reichlich Zeit mir die Stadt anzusehen. Es gab in der "National Gallery" eine Sonderausstellung von "Turner", die ich mir ebenfalls angeschaut habe.
Das ROH ist wunderschön, ein richtig tolles Ambiente, und ich bin froh, wenigstens einmal dort gewesen zu sein. Und die Eintrittspreise waren - zumindest damals - nicht höher als zum Beispiel in Wien.
"Stiffelio" ist so eine schöne Oper, hinreißende Musik und eine schöne Handlung. Ja, und José war und bleibt für mich DER "Stiffelio", niemand anders bringt es so toll rüber wie er. Jeder andere kann da in meinen Augen nur verkitscht wirken. Als "Stiffelio" am Ende seiner "Lina" - Catherine Malfitano war auch unglaublich überzeugend - öffentlich verzeiht, da kann man nur eins: heulen. Auch die Szene, in der er vor dem Kreuz zusammenbricht, weil er nicht recht weiß, was er tun soll, ist herzerweichend (mit José). Ich gebe zu, ich habe an dem Abend so manche Träne vergossen.
Es war ein berührender und wirklich überaus bezaubernder Abend!
12. Dezember 1997, Konzert in der Royal Albert Hall
Nach "Stiffelio" im Jahre 1993 freute ich mich sehr, mal wieder nach London, in diese tolle, pulsierende Stadt zu reisen. Hier wird kulturell ja so viel geboten.
Allerdings konnte ich negativ feststellen, dass hier alles in der Hand von Herrn Pavarotti war - nichts dagegen, nur leider kam mir alles sehr einseitig vor. Manches war an Geschmacklosigkeit echt nicht zu überbieten: bei "Harrod's" stand eine Pavarotti-Figur "Marke Rasputin" vor den Food Halls
Über José wurde weder vorher noch nachher etwas berichtet, nicht mal im "Daily Telegraph", der das Konzert angeblich sponserte. Aber es wurde über jeden kleinen Schritt von Herrn Pavarotti groß und breit erzählt - also eher unwichtige Dinge, um die Zeitung zu füllen. Naja, chacun à son goût.
Die Stadt selbst empfing uns erwartungsgemäß in weihnachtlichem Glanz. Die Beleuchtung war teilweise gigantisch und sehr, sehr bunt, auch was den Christbaumschmuck betraf. Solche Farben habe ich bei uns noch nicht gesehen. Das Wetter war großartig: stahlblauer Himmel und strahlender Sonnenschein bei Temperaturen von ca. 10°C. "Harrod's" bot einen unglaublichen Anblick, und wir verbrachten gleich mehrere Stunden im Inneren. Eine tolle und geschmackvolle Auswahl an Waren jeglicher Art gab es. Im "Café Punch" leisteten wir uns dann Kaffee und Kuchen. Für den Preis hätten wir woanders mühelos zu Mittag essen können...Dafür gab es dann aber auch eine Marmortoilettenanlage und goldene Wasserhähne... Kann man in dem Fall ja auch erwarten
Die Royal Albert Hall ist so, wie man sich einen Konzertsaal vorstellt, mit einem wunderschönen vornehmen Ambiente. Der passende Rahmen für José, der absolut super drauf war. Er hatte die Sommer-Erkrankung offenbar vollkommen überstanden und beschenkte uns mit einem festlichen vorweihnachtlichen Konzert. Der Chor bot sicher etwas Abwechslung, aber man hätte auch darauf verzichten können, denn SO toll war er dann doch wieder nicht.
Hier war dann aber ein Publikum anwesend, das José und seine Leistung sehr wohl zu würdigen wusste. Trotzdem nirgendwo eine Ankündigung zum Konzert zu finden war, waren seine Fans und Kunstkenner, die ihn schätzen, äußerst zahlreich erschienen.
Die Stimmung war sehr angenehm, und José gefiel es offenbar auch so gut, dass er wieder sehr "spendabel" in bezug auf die Zugaben war. Die fünfte Zugabe war dann "Silent Night" - dazu gab es eine passende Beleuchtung: dunkelblau mit hellen Tupfen, es sah aus, als würde es schneien. Das war sehr stimmungsvoll und originell. Ein wirklich schönes vorweihnachtliches Geschenk!