Oper im MiR (Saison 2023/2024)

 

Im MiR starte ich am 23. September mit der Premiere von "Salome". Bin gespannt. Die Oper habe ich lange nicht gesehen, es war in den 90er Jahren in Lübeck.

 

23. September 2023, Salome von Richard Strauß - Premiere -

 

Natürlich weiß jeder, sogar nicht Opernfans, um was es in der Oper geht, aber an die Musik an sich hatte ich keinerlei Erinnerung. 

 

Die Bühnenausstattung war weitestgehend in schwarz gehalten, hinten links ist eine große runde Öffnung, rechts davon befindet sich eine Treppe, in der Mitte der Bühne und rechts auf einer Empore sieht man diverse Türen. Das wenige, ebenfalls schwarze, Mobiliar wirkt edel. In der Mitte der Bühne ist eine rechteckige Erhöhung, die, wie man später sieht, sich öffnen lässt. Es ist der Kerker des Jochanaan. Dieser besteht aus einem Käfig, der an Seilen hochgezogen wird. Man sieht der Ausstattung an, man soll merken, dass hier "wer" von Rang wohnt.

 

Die Kostüme sind ebenfalls schwarz, nur Salome trägt etwas Farbe. Also, das Auge kann ruhen und wird nicht abgelenkt.

 

Was die Musik betrifft: DAS hatte ich nicht erwartet. Natürlich erinnert einiges an den anderen Richard, Wagner nämlich, aber so lyrische Musik hatte ich nun nicht erwartet. Ich war hin und weg. Diese 100 Minuten waren prall gefüllt, man wurde richtiggehend von der Handlung und der himmlischen Musik umarmt und getragen. Keine Längen, keine Minute Langeweile. Wunderbar!

 

Was die Besetzung betrifft, gehe ich nur bei den Hauptrollen ins Detail:

 

  • Herodes - Martin Homrich - er hat mir selten so gut gefallen wie heute. Ich gebe zu, sein Fan bin ich nicht, da mir seine Stimme nicht schön genug klingt, aber das ist ja Geschmackssache. Jedenfalls ist er für diese Rolle die absolute Idealbesetzung. Herrlich wie er diesen fiesen Lüstling und herrischen König darstellt. Er hat mir sehr gefallen
  • Herodias - Almuth Herbst - sie war wie immer hinreißend. Diese Rolle gehört auch zu denen, für die sie so sehr geeignet ist. Ideal besetzt und toll gesungen
  • Salome - Susanne Serfling - WAS für eine tolle Salome! Ihre Stimme ist wunderschön, klar, niemals schrill. Top! Und sie ist ja auch Balletttänzerin, was ihr beim Tanz der sieben Schleier sehr zugute kam. Sie spielte Salome nicht, sie war Salome. Absolut hinreißend, aber auch berührend. Die Idealbesetzung schlechthin.
  • Jochanaan - Benedict Nelson - eine tolle, warme Stimme. Er gefiel mir ausnehmend gut. Ein richtig toller und berührender Prophet. Ideal besetzt
  • Narraboth - Khanyiso Gwenxane - eine kleine Rolle, aber er war, wie immer, ganz wunderbar und berührend. Toll gesungen und dargestellt
  • Ein Page der Herodias - Lina Hoffmann - auch nur eine kleine Rolle, aber sie überzeugte wieder total. Sehr schön gesungen und überzeugend dargestellt

 

Die vielen Nebenrollen waren durchweg klasse und absolut perfekt besetzt:

 

  • Erster Jude - Adam Temple-Smith
  • Zweiter Jude - Benjamin Lee
  • Dritter Jude - Ju Hyeok Lee
  • Vierter Jude - Artavazo Zakaryan
  • Fünfter Jude - Simon Stricker
  • Erster Nazarener - Urban Malmberg
  • Zweiter Nazarener - Johannes Mang
  • Erster Soldat - Yevhen Rakhmanin
  • Zweiter Soldat - Philipp Kranjc
  • Ein Kappadozier - Petro Ostapenko
  • Ein Sklave - Robert Brouwer

 

  • Musikalische Leitung - Rasmus Baumann
  • Inszenierung - Manuel Schmitt
  • Bühne - Julius Theodor Semmelmann
  • Kostüme - Carola Volles
  • Choreographie - Tenald Zace
  • Licht - Patrick Fuchs
  • Dramaturgie - Rüdiger Schillig

 

Am Ende gab es donnernden Applaus vom Premierenpublikum. Die Produktion wurde in allen Belangen mit Begeisterung aufgenommen und gefeiert. Ein mehr als gelungener Saisonauftakt! Ich werde mir die Oper auf jeden Fall nochmals ansehen.

 

29. Oktober 2023, Salome von Richard Strauß

 

Nachdem ich von der Premiere so begeistert war, habe ich mir gleich noch eine Vorstellung gebucht.

 

Folgende Rollen waren anders besetzt als bei der Premiere, aber genau so klasse:

 

Narraboth - Alex Kim, ein Page der Herodias - Anke Sieloff.

 

Ich habe diesen Abend erneut sehr genossen. Bei einer Wiederaufnahme bin ich wieder mit von der Partie.

 

25. November 2023, Eine Nacht in Venedig von Johann Strauß - Premiere -

 

Es wurde sehr schnell klar, dass dies nicht eine der üblichen Aufführungen ist. Michael Schulz hat hier munter gemischt und einen tollen und unterhaltsamen Abend gezaubert. Das Bühnenbild war üppig mit mehreren Etagen, die Kostüme passten perfekt. Es beginnt mit einem normalen Alltag vor Arbeitsbeginn. Denn: das Stück spielte eben nicht in Venedig, sondern in dem Nobellokal "Venezia". Toller Einfall. Ein Straßensänger (Enrico Piselli) unterhält das Publikum mit seiner Gitarre, die zahlreichen Angestellten kommen in Alltagskleidung zur Arbeit ins Restaurant. Man sieht auch Touristengruppen und Leute, die zum angekündigten Maskenball kommen.

 

Bekanntlich handelt es sich um eine lustige Verwechslungskomödie. Es ist ein herrliches Drunter und Drüber. Ulkig fand ich auch, dass zum Beispiel das Duett von Papageno und Papagena vorgetragen wurde vom Koch und seiner Verlobten. Das passte so gut an der Stelle. Am Ende, als sich der Herzog entschließt nach Granada abzureisen, um dort weiter auf Frauenfang zu gehen, singen alle "Granada! Köstlich!

 

Das Ensemble gefiel mir ausnahmslos, darstellerisch und stimmlich:

 

  • Guido von Urbino, genannt "Herzog" - Adam Temple-Smith
  • Annina - Margot Genet
  • Caramello - Benjamin Lee
  • Ciboletta - Bele Kumberger
  • Pappacoda - Martin Homrich
  • Barbara Delacqua - Lina Hoffmann
  • Bartholomäus Delacqua - Urban Malmberg
  • Enrico Piselli - Sebastian Schiller
  • Agricola Barbaruccio - Anke Sieloff
  • Constantia Testaccio - Elpiniki Zervou
  • Georg Testaccio - Hagen-Goar Bornemann
  • Mateo - Mateo Peñaloza Cecconi
  • L'Annunciatore - Alfia Kamalova
  • Musikalische Leitung - Giuliano Betta
  • Inszenierung und Dialogfassung - Michael Schulz
  • Bühne - Beata Kornatowska
  • Kostüm - Renee Listerdal
  • Chor - Alexander Eberle
  • Choreografie - Tenald Zace
  • Licht - Patrick Fuchs

 

Mir hat dieser quirlige Mix richtig gut gefallen. Das Premierenpublikum war restlos begeistert und hat die Aufführung gefeiert. Ein sehr schöner und unterhaltsamer Abend!

 

09. März 2024 Iolanta / Le Rossignol

 

Iolanta

 

Hier handelt es sich um ein Märchen. Die Königstochter Iolanta ist blind, weiß das aber nicht. Worte, die auf Licht und sehen hinweisen, werden kategorisch bestraft von ihrem Vater, König René. Iolanta kommt ganz gut klar mit ihrem Zustand, sie kennt nichts anderes. Sie lebt aber völlig abgeschirmt und hat ihre zahlreichen Dienerinnen und eine Amme, die über sie wachen. Man kann nicht verstehen wieso der Vater nicht möchte, dass seine Tochter um ihren Zustand weiß, beklagt er sich doch bei Gott, warum dieser seine Tochter für seine Untaten so hart bestraft hat. Dann erfährt man aber, dass sie schon als Kind dem Adligen Robert von Burgund, der Iolanta im Kloster wähnt, versprochen wurde. Der soll aber nichts von ihrer Blindheit wissen. Auf der anderen Seite hat er einen maurischen Arzt an den Hof gebeten, der Iolanta heilen soll. Das geht aber nur, wenn sie selbst den Wunsch äußert sehen zu wollen, also von ihrem Zustand erfährt. Das aber will der König nicht.

 

Eines Tages verirrt sich Robert mit seinem Freund Gottfried Vaudément in diesem Garten, dessen unbefugter Zutritt mit dem Tode bestraft wird. Er schwärmt vor Gottfried von seiner neuen Liebe Mathilda und möchte das Verlöbnis mit Iolanta auflösen. Plötzlich entdeckt Gottfried die schlafende Iolanta. Er verliebt sich auf Anhieb in sie, ohne zu wissen, wer sie ist. Als die beiden ins Gespräch kommen, ist vieles für Iolanta fremd, denn sie kennt ja das Licht und das Sehen nicht. Es erweckt in ihr dann aber doch den Wunsch sehen zu wollen. Robert ist derweil geflohen. Iolanta und Gottfried werden vom König überrascht. Gottfried soll sterben, weil er sich verbotenerweise im Garten aufhält. Seine Tochter versucht ihn davon abzuhalten. Der Arzt sieht die Chance zu helfen. Iolanta vertraut sich ihm an. René verspricht Gottfried das Leben, wenn Iolanta sehen kann.

 

Inzwischen taucht Robert mit Gefolge auf. Der König zeigt sein wahres Gesicht und macht Gottfried klar, dass er sowieso sterben werde, denn seine Tochter sei ja Robert versprochen. Robert besitzt genug Anstand den König um die Auflösung der Verlobung zu bitten. Der willigt zum Schluss ein, Gottfrieds Leben ist gerettet.

 

Nach geglückter Operation jubelt das Volk. Iolanta tut sich zunächst schwer mit der neuen Situation. Sie geht zu Gottfried. Leider erkennt sie nun auch des Vaters wahres Gesicht, er will ihren Geliebten trotz aller Versprechen doch noch töten, sie stellt sich dazwischen und rettet dessen Leben.

 

Die Musik ist wunderbar lyrisch, sehr schön harmonisch. Mir gefiel auch die Inszenierung sehr gut, die zum größten Teil aus einem runden Garten besteht mit einigen Requisiten davor. Die Kostüme passen auch sehr gut und runden das alles stimmig ab.

 

Und dies war die perfekte und wunderbare Besetzung:

 

  • Iolanta - Heejin Kim
  • König René - Luciano Batinic
  • Gottfried Vaudément - Khanyiso Gwenxane
  • Robert von Burgund - Simon Stricker
  • IBN-Hakia - Benedict Nelson
  • Bertrand, Diener des Königs - Philipp Kranjc
  • Marta Iolantas Amme - Almuth Herbst
  • Brigitta, eine Dienerin - Alfia Kamalova
  • Laura, eine Dienerin - Hyejun Melania Kwon
  • Bote des Königs - Ju Hyeok Lee
  • Musikalische Leitung - Rasmus Baumann
  • Inszenierung - Tanyel Sahika Bakir
  • Bühne - Julia Schnittger
  • Kostüme - Hedi Mohr
  • Chor - Alexander Eberle
  • Dramaturgie - Anna-Maria Polke

Eine wunderschöne Oper, die man ruhig öfter auf die Bühne bringen sollte.

 

Le Rossignol von Igor Strawinsky

 

Brigitta, ehemalige Dienerin Iolantas, spielt alleine Schach und versinkt dabei in eine Traumwelt. Im Traum begegnet sie einem Fischer, der den Gesang der Nachtigall vermisst, der ihm immer die Sorgen vertrieben hat. Sie beginnt zu singen. Männer auf dem Hofstaat hören das und wollen wissen, wo der schöne Gesang herkomme. Brigitta erklärt ihnen, es sei die Nachtigall. Sie wird zum Kaiser gebracht, und man bittet sie die Nachtigall an den Hof zu bringen. Gelingt es ihr, wird sie Hofköchin. Die Nachtigall erscheint zu einem edlen Fest und verzaubert alle. Der Kaiser ist zu Tränen gerührt und will sie belohnen. Die Nachtigall lehnt ab, seine Tränen seien Lohn genug.

 

Dann kommen drei Gesandte des japanischen Königs und bringen eine "Automaten-Nachtigall" als Geschenk. Der Kaiser ist begeistert. Daraufhin verlässt die echt Nachtigall den Hof. Sie scheint ja jetzt überflüssig zu sein.

 

Als die Mechanik versagt, verfällt der Kaiser in Trübsal. Zudem ist seine Zeit gekommen. Die Diener des Todes werfen ihm seine Verbrechen vor. Er ruft nach seinen Musikern, aber es erscheint die Nachtigall und beruhigt ihn mit ihrem Gesang. Sie und Brigitta feilschen mit ihm um das Leben des Kaisers. Brigitta spielt mit den Dienern Schach, aber diese gewinnen, der Kaiser muss sterben.

 

Brigitta bleibt zurück - was war das für ein Traum?

 

Auch hier war alles stimmig vom Bühnenbild bis zu den farbenfrohen schönen Kostümen. Nur die Musik ist etwas gewöhnungsbedürftig. Gut war, dass das Fernöstliche schön herausklang, aber es klingt alles ein wenig hart und wenig harmonisch. Andererseits ist es einen Besuch wert, man hat eine Erfahrung gemacht.

 

Und hier die Besetzung:

  • Die Nachtigall - Lisa Mostin
  • Die Köchin - Alfia Kamalova
  • Der Fischer - Adam Temple-Smith
  • Der Kaiser - Urban Malmberg
  • Der Kammerherr - Philipp Kranjc
  • Der Bonze - Oliver Aigner
  • Der Tod - Almuth Herbst
  • Spieler des Todes (Puppenspieler) - Gloria Iberl-Thieme, Daniel Jeroma, Maximilian Teschemacher
  • 1. japanischer Abgesandter - Johannes Mang
  • 2. Abgesandter - Petro Ostapenko
  • 3. Abgesandter - Ju Hyeok Lee
  • Musikalische Leitung - Rasmus Baumann
  • Inszenierung - Kristina Franz
  • Bühne - Julia Schnittger
  • Kostüme - Hedi Mohr
  • Puppen - Jonathan Gentilhomme
  • Licht - Patrick Fuchs
  • Chor - Alexander Eberle
  • Dramaturgie - Anna-Maria Polke

Alles in allem war es eine schöne und interessante Erfahrung. Zum besseren Verständnis und zur Vertiefung habe ich noch einen weitere Vorstellung für April gebucht.

 

 

 

 

23. März 2024, Un giorno di regno von Giuseppe Verdi - Premiere -

 

Nachdem diese Oper in der vergangenen Saison mit Mitgliedern des Opernstudios aufgeführt worden war, gelangte sie nun in den regulären Spielplan. Und so war dies erneut eine Premiere.

 

Es war selbstredend ein bezaubernder Opernabend, und das Ensemble war absolut spitze!

 

  • Cavaliere Belfiore - Simon Stricker
  • Baron Kelbar - Tair Tazhi
  • Marchesa del Poggio - Heejin Kim
  • Giulietta - Lina Hoffmann
  • Edoardo di Sanval - Benjamin Lee
  • La Rocca - Timothy Edlin
  • Graf Ivrea - Seong-Jun Cheon
  • Giuseppe Verdi - Urban Malmberg

 

Das Ensemble war einfach nur umwerfend klasse und restlos überzeugend. Mein Mann war genauso begeistert wie ich, und so haben wir gleich nochmals Karten für Mai bestellt. Die Oper hat es verdient, häufiger aufgeführt zu werden, aber es sollte kein talentfreier Mensch das schöne Werk in die Hände bekommen, um es zu verhunzen wie man das ja leider in letzter Zeit oft genug miterleben musste...

 

13. April 2024, Iolanta/Le Rossignol

 

Zum besseren Verständnis und Vertiefung, da ich die Oper nie zuvor gesehen hatte, buchte ich erneut eine Vorstellung. Es war wieder ein sehr beeindruckender Opernabend. Bei einer Wiederaufnahme wäre ich gerne wieder dabei.

 

Philipp Kranjc sang heute König René und beeindruckte mich sehr!

 

04. Mai 2024, Un giorno die regno von Giuseppe Verdi

 

Ein letztes Mal haben wir uns diese schöne Oper angesehen. Ich fürchte, dass wir sie so schnell nicht wieder zu sehen bekommen. Umso mehr haben wir den Abend genossen.

 

Heute gab es eine kleine Änderung:

 

Heejin Kim war stimmlich indisponiert, konnte aber die Rolle spielen. Für sie sang Maryna Zubko von der Seite der Bühne. Sie hat eine wunderschöne und beeindruckende Stimme. Gerne würde ich sie erneut hören und sehen.

 

12. Mai 2024, Fidelio schweigt von Ludwig van Beethoven und Charlotte Seither - 

Premiere und UA -

 

Offen gestanden wusste ich erst einmal nicht so recht was mich erwartet, war aber sehr neugierig geworden, nachdem ich mir den Inhalt durchgelesen hatte. Die Oper basiert auf Beethovens Oper, aber hier verkleidet sich Leonore nicht als Mann, sie tritt als emanzipierte Frau auf. Sie war mal mit Pizarro befreundet. Sie tut alles, um ihren Mann zu befreien und bewirbt sich um einen Job im Gefängnis als Hilfe für den alternden Gefängnisleiter Rocco.

 

Sie versucht, Pizarro bei einem Treffen im Hotel dazu zu überreden, ihren Mann Florestan frei zu lassen. Vergeblich. Florestan wollte ihn stürzen, und er wird seinen Erzfeind nicht verschonen.

 

Nachdem Pizarro Rocco vergeblich gebeten hat, Florestan zu töten, schreitet er eben selber zur Tat. Als es zur Erschießung kommt, dringt Leonore in die Zelle ein und droht ihn zu erschießen. Nach einem Schusswechsel sind beide Männer tot.

 

Jahre später ist Leonore Justizministerin mit Rocco an ihrer Seite. Die Oper endet mit einer wunderbaren Musik, bevor sie eine Rede halten kann.

 

Soweit mal zum Inhalt.

 

Die Inszenierung ist sehr gelungen, zwar natürlich finster, aber es passte alles zu hundert Prozent: der Gefängnishof, der Keller, der Besucherraum, das Hotelzimmer im unteren Bereich der Bühne. Die Kostüme passten stimmig dazu. Man fühlte sich mittendrin im Geschehen. Dazu stimmige Videoeinspielungen.

 

Und die Musik: ich schätze mal, zu siebzig Prozent Beethovens Fidelio, zu dreißig Prozent von Frau Seither. Sie hat ihre zeitgenössische Musik geschickt eingefädelt, es wirkte zu keinem Zeitpunkt störend. Eine homogene Mischung.

 

Und dies war die Besetzung.

 

  • Leonore - Ilia Papandreou - sie gefiel mir sehr, sie verfügt über eine wunderschöne Stimme und überzeugte mich darstellerisch sehr
  • Don Pizarro - Benedict Nelson - super in jeder Hinsicht. Ein sehr wandelbarer Künstler nach Jochanaan und IBN-Hakia. Ein toller Sänger
  • Rocco - Almas Svilpa - wieder mal ein Gast aus Essen. Er spielte und sang die Partie erwartungsgemäß super. Ein verängstigter Kriecher, der froh ist, bald in Rente gehen zu können.
  • Florestan - Martin Homrich - er war sehr überzeugend, stimmlich wie darstellerisch.
  • 1. Gefangener - Jongyoung Kim
  • 2. Gefangener - Oliver Aigner
  • Musikalische Leitung - Peter Kattermann

Dieses sehr beeindruckende Erlebnis habe ich nochmals gebucht. Ein hinreißender Opernabend!

 

02. Juni 2024, Fidelio schweigt von Ludwig van Beethoven und Charlotte Seither

 

Mein zweiter Besuch dieses Opernerlebnisses war noch beeindruckender. Da wünsche ich mir mal eine Wiederaufnahme. Das anwesende Publikum hat das Werk jedenfalls ebenso begeistert aufgenommen wie ich.

 

08. Juni 2024, Così fan tutte von Wolfgang Amadeus Mozart - Premiere -

 

Bekanntermaßen handelt es sich hier um leichte Kost, um ein lustiges Verwechslungsspiel um weibliche Treue bzw. Untreue. Soweit so gut, soweit bekannt.

 

Die Regie hatte sich was Neues einfallen lassen, auch in Ordnung, man kann ja auch mal eine Sache von einer anderen Seite sehen. Hier wurde ein Zeitrahmen von gut 30 Jahren gespannt. Der Einzug in den Krieg ist hier nicht vorgetäuscht, sondern real. Und da kommt es bisweilen auch zu seltsamen Schwächen in der Regie: warum erkennen die Damen ihre schwer verletzten Männer nicht wieder als diese aus dem Krieg zurück kehren? Das ist unlogisch, die hatten ja keine Gesichtstransplantation erhalten. Dann lassen sich die Ladies bei einer Show auf zwei wie Neandertaler aussehenden Gestalten, welche mit Selbstmord drohen, sollten sie keine Liebe finden, ein. Ein wenig albern. 

 

Die Handlung war dann stellenweise doch arg gedehnt und etwas langatmig. Den Einzug in den zweiten Weltkrieg hätte man sich sparen können. Von da an war alles zu absehbar. Mozarts Musik half aber zum Glück darüber hinweg.

 

Die Grundidee war so schlecht sicher nicht, nur die Umsetzung hakte mitunter. 

 

Bühnenbild und Kostüme waren aber sehr stimmig, da passte alles zusammen. Alles in allem war es kein verlorener Abend, das Premierenpublikum war begeistert, sicher in erster Linie von der Leistung der Protagonisten. Eine Wiederholung wird es für mich aber nicht geben. Beim nächsten Mal schaue ich mir lieber eine traditionellere Inszenierung an.

 

Meine Saison im MiR ist damit beendet. Ich komme wieder zur nächsten Premiere eines mir unbekannten Werkes wieder: Innocence am 28. September 2024. Der Inhalt des Stücks hört sich schon mal sehr interessant an. Ich werde berichten.