Oper im MiR (Saison 2017/2018)
Für die neue Saison habe ich mich schon komplett versorgt und freue mich auf Nabucco, L'elisir d'amore, Jesus Christ Superstar, Mathis der Maler, Dialogues des Carmélites, Hoffmann's Erzählungen, die Zauberflöte, Der Vetter aus Dingsda. Am 03. September geht es wieder los mit dem "Hoffmann".
03. September 2017, Hoffmann's Erzählungen von Jacques Offenbach - Wiederaufnahme
Die Nachfrage war schon in der laufenden letzten Saison für diese enorm gewesen. Ich kann mir die Oper immer wieder anhören. Sie ist so vielfältig von der Musik her und verlangt aber auch den Sängern sehr viel ab.
Die Besetzung war so wie beim letzten Mal, es gab nur - leider - einen anderen Hoffmann. Martin Homrich hatte ich in durchaus angenehmer Erinnerung durch "die Frau ohne Schatten", in welcher er den König spielte. Ich hatte allerdings von Anfang an so meine Bedenken in bezug auf den Hoffmann und muss leider sagen, es gefiel mir nicht. Darstellerisch war es noch ganz okay, aber gesanglich, nein, tut mir leid, das war nicht mein Fall. Es gibt sicher andere Rollen, in denen er mehr überzeugen kann, so sicher in "Mathis der Maler". Aber man kann eben nicht immer alles haben.
Aber den Abend habe ich natürlich dennoch sehr genossen!
16. September 2017, Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart - Wiederaufnahme
Diese Inszenierung hatte ich länger nicht gesehen. In dieser Saison schaue ich mir diese Oper auch noch in Essen und Dortmund an.
Einige Rollen waren neu besetzt worden:
- Tamino - Ibrahim Yesilay ausgezeichnet, wirklich. Eine Bereicherung für das Ensemble.
- Erster Priester/erster Geharnischter - Tobias Glagau - Dieser junge Sänger gefällt mir auch ausgezeichnet. Sehr sympathisch und überzeugend
- Pamina - Bele Kumberger - klasse! Sehr überzeugend und sehr anrührend
- Papagena - Judith Caspari - eine noch sehr junge Sängerin, die mir sehr gefiel. Sehr schöne Stimme
- Monostatos - Edward Lee - super! Ein sehr vielseitiger Künstler
Es war wieder ein richtig schöner und unterhaltsamer Abend.
17. September 2017, Hoffmann's Erzählungen von Jacques Offenbach
Bei der heutigen Vorstellung hatte das Grippeteufelchen zugeschlagen, und so gab es dann folgende Umbesetzungen bzw. Änderungen:
Der Hoffmann wurde zwar von Martin Homrich dargestellt, gesungen wurde er dann dankenswerterweise von Jean-Noel Briend, der eigens am gleichen Tag aus Straßburg angereist war. Da es bekanntlich diverse Fassungen gibt, gab es Passagen, die ihm gänzlich unbekannt waren. Das war sicher nicht so leicht zu bewältigen. Ab und an gab es dann leichte Patzer, die man aber sehr gerne überhört hat. Auf alle Fälle gefiel er mir stimmlich sehr viel besser. Was ich sehr nett fand: Martin Homrich überließ am Ende seinem für ihn eingesprungenen Kollegen die Bühne und kam nicht mehr vor den Vorhang beim zweiten Durchgang, so dass Herr Briend verdientermaßen den Applaus alleine bekam. Sehr schöner Zug!
Die Dienerrollen übernahm nach Edward Lees Erkrankung Tobias Glagau. Und er war richtig klasse, stellte die Rollen etwas anders dar. Gefiel mir sehr!
Dafür wurde dann der Wilhelm dargestellt von Eduard Unruh.
Es war natürlich wieder ein richtig schöner Opernabend.
07. Oktober 2017, Jubiläumsfest "40 Jahre fmt"
Zu diesem besonderen Anlass war der Ablauf geändert worden. Sonst gibt es immer im November ein großes Büffet, und Sänger des MiR singen zwischen den Gängen. In diesem Jahr wurden wir mit einem schönen Opernkonzert verwöhnt und danach gab es das Büffet. Geboten wurde etwas Ballett - getanzt haben die Solisten wirklich toll, bloß die scheußliche Musik störte erheblich. Es kann ja gerne modern sein, aber diese "Musik" war wirklich eine Zumutung laut, monoton, unmelodisch. Da könnte ich mir kein ganzes Stück ansehen.
Im gesanglichen Bereich gab es Mozart (Figaro, Don Giovanni, Zauberflöte), Lortzing (der Wildschütz), Donizetti (Die Regimentstochter), Brahms (Liebeslieder/Walzer), Strauß (Die Fledermaus) und Loewe (My Fair Lady). Gesungen haben: Bele Kumberger, Piotr Prochera, Michael Dahmen, Petra Schmidt, Ibrahim Yesilay, Almuth Herbst, Tobias Glagau, Judith Caspari und der Opernchor.
Beim Essen spielte das Michael-Weiß-Trio und Anke Sieloff sang Ausschnitte aus der West Side Story und andere bekannte Melodien. Im Zweiten Teil sang sie Stücke, die mir unbekannt waren, aber das verdammt gut! Ein wahres Showtalent. Da würde ich sofort ein Konzert buchen, die Dame ist richtig, richtig klasse, nicht nur auf der Opernbühne.
Ein leichtes, buntes und sehr schönes Programm. Es war ein würdiges Jubiläumsfest unseres fmt.
28. Oktober 2017, Mathis der Maler von Paul Hindemith - Premiere
Ich muss zugeben, dass ich bis dato nicht eine Note dieses Komponisten kannte. Im Internet fand ich den Hinweis, dass er seinerzeit moderne Musik geschrieben hatte. Somit ging ich einfach hin, um mich überraschen zu lassen. Und das war ich tatsächlich. Die Musik ist ausgesprochen schön, teilweise etwas romantisch, aber es gibt auch kräftige Chorszenen. Erinnerte mich durchaus etwas an Wagner. Musikalisch gesehen war es sehr schön und sehr angenehm. Leider konnte ich mir aus terminlichen Gründen keine weitere Vorstellung ansehen, aber ich werde dies auf jeden Fall tun, wenn sich eine Gelegenheit in der Zukunft in einem anderen Opernhaus in der Nähe ergibt.
Die Kulisse war schlicht aber aussagekräftig, so fühlte man sich mal in der Klause von Mathis, mal im Palast des Kardinals. Ebenso waren die Kostüme sehr passend. Alles sehr harmonisch.
Zum Inhalt: (Quelle: Wikipedia)
Erstes Bild: Klosterhof der Antoniter
Mathis, Hofmaler des Erzbischofs, bemalt im Mainzer Antoniterkloster die Wände des Kreuzganges. Plötzlich stürzt Hans Schwalb, der Führer der aufständischen Bauern, herein, gefolgt von seiner Tochter Regina. Um Schwalb vor seinen Verfolgern zu retten, leiht ihm Mathis sein Pferd. Als die Häscher eintreffen, bekennt sich Mathis zu seiner Tat.
Zweites Bild: Saal in der Martinsburg zu Mainz
Bürger haben sich zur Begrüßung Kardinal Albrechts eingefunden. Der Offizier Silvester von Schaumbergerkennt in Mathis den Mann, der Schwalb die Flucht ermöglicht hat. In einer leidenschaftlichen Rede bekennt Mathis seine Sympathie für die Bauern. Daraufhin entlässt ihn der Kardinal aus seinen Diensten.
Drittes Bild: Marktplatz in Mainz
Die Bücher der Protestanten sollen verbrannt werden. Viele Bürger empören sich darüber. Um sie zu beruhigen, verliest Capito, ein Vertrauter Albrechts, ein Schreiben Luthers, in dem dieser den Kardinal auffordert, den neuen Glauben anzunehmen und zu heiraten. Capito, der in einer Eheschließung seines Herrn mit einem reichen Bürgermädchen durchaus etwas Vernünftiges sieht, will Albrecht bewegen, Luthers Bitte nachzukommen. Ursula, die Tochter des angesehenen Mainzer Bürgers Riedinger, will sich dafür hergeben, obwohl sie seit ihrer Jugend in Mathis verliebt ist. Der aber will das Mädchen nicht an sich binden, weil er nicht mehr der Jüngste ist und ihr keine gesicherte Existenz bieten kann.
Viertes Bild: Das zerstörte Königshofen
Die Bauern haben Königshofen erobert und weitgehend zerstört. Während sie Graf Helfenstein zur Hinrichtung führen, muss dessen Frau die Bauern bedienen. Mathis steht der Gräfin bei und wird dafür niedergeschlagen. Da stürzt Schwalb herbei, um die Bauern zu neuem Kampf anzustacheln. In der folgenden Schlacht erleiden die Aufrührer eine herbe Niederlage. Schwalb fällt vor den Augen seiner Tochter. Mathis soll hingerichtet werden. Auf Fürsprache der nun verwitweten Gräfin Helfenstein sieht man jedoch davon ab.bewegen. Der aber will seinem alten Glauben treu bleiben.
Sechstes Bild: Im Odenwald
Mathis und Regina sind auf der Flucht. Letztere ist durch den Tod ihres Vaters tief betrübt. Während die beiden im Odenwald rasten, erzählt Mathis dem Mädchen von musizierenden Engeln. Darüber schläft Regina ein. Es verdichten sich Wirklichkeit und Traum zu den Bildern des Isenheimer Altars: „Die Versuchung des heiligen Antonius“ und „Antonius in der Einsiedelei“. Kardinal Albrecht erscheint in Gestalt des heiligen Petrus und befiehlt Mathis: „Gehe hin und bilde!“
Siebtes Bild: Mathis’ Atelier in Mainz
Mathis hat den wunderbaren Altar geschaffen. Die Anstrengung darüber hat seine Kräfte verschlissen. Regina, die von Ursula liebevoll gepflegt worden ist, stirbt in Mathis’ Werkstatt. Albrecht kommt ein letztes Mal zu Mathis und bittet ihn, er möge für den Rest seines Lebens in seiner Nähe bleiben. Mathis aber will sein Leben einsam beschließen. In eine Truhe legt er eine Papierrolle, die Auskunft über seine Taten gibt, sowie einen Maßstab, einen Zirkel, Farben und Pinsel. Er sehnt sich nach der ewigen Ruhe.
Dieses Werk kann ich wirklich wärmstens empfehlen.
Und dies war die Besetzung der Premiere:
- Mathis - Urban Malmberg - beeindruckende Leistung, darstellerisch wie gesanglich, denn die Partie verlangte ihm alles ab. Er hat das sehr gut gemacht und überzeugte mich in dieser Partie
- Albrecht von Brandenburg, Kardinal - Martin Homrich - heute gefiel er mir wieder ausgezeichnet. Das war eine wirklich passende Rolle für ihn. Sehr überzeugend und toll gesungen
- Riedinger - Luciano Batinić - ein sehr beeindruckender Bass, toller Sänger und Darsteller - gerne mehr davon
- Ursula, Riedingers Tochter - Yamina Maamar - war auch heute wieder super klasse, tolle Leistung
- Hans Schwalb - Tobias Haaks - ausgezeichnete Leistung
- Regina, Schwalbs Tochter - Bele Kumberger - hinreißend wie immer. Gefiel mir wieder sehr
- Wolfgang Capito - Edward Lee - toll wie immer
- Lorenz von Pommersfelden - Joachim Gabriel Maaß - sehr überzeugend, wie immer
- Gräfin Helfenstein - Almuth Herbst - ist immer klasse, egal was sie macht
- Truchseß von Waldburg - Tobias Glagau - kleine feine Rolle, klasse gesungen und dargestellt
- Der Pfeifer des Grafen - Apostolos Kanaris
- Musikalische Leitung - Rasmus Baumann
- Inszenierung - Michael Schulz
- Bühne - Heike Scheele
- Kostüme - Renée Listerdal
- Licht - Patrick Fuchs
- Choreinstudierung - Alexander Eberle
Schön, dass das MiR immer wieder selten gespielte Stücke auf die Bühne bringt und dann noch so klasse inszeniert.
23. Dezember 2017, Jesus Christ Superstar von Andrew Lloyd Webber - Premiere
Dieses Musical geht auch immer wieder. Und es ist stets ausverkauft.
Es ist eine sehr spannende und sehr interessante Version des bekannten Musicals. Ich habe es so verstanden: es geht um einen charismatischen Menschen, der es versteht die Massen an sich zu binden. Man sieht wie man ihn hochleben lässt, aber eben auch wie er fallen gelassen wird als er vermeintlich scheitert. Er vertritt eine Ideologie, die viele Menschen anspricht. Die Ansichten ändern sich aber, ebenso die Menschen, und so verstehen ihn seine Anhänger irgendwann nicht mehr und wenden sich ab. Judas ist sein Manager, Kaiphas und Co. sind graue Eminenzen im schwarzen Anzug, Herodes ein durchgeknallter Adliger. Judas lässt sich kaufen und verrät seinen Meister, weil er ihn auch nicht mehr verstehen kann. Er warnt diesen auch, dass er vom Weg abkomme.
Am Ende nimmt alles seinen bekannten Lauf, Judas nimmt sich ob seines Verrates das Leben. Dann aber kommt der Moment, in dem man erkennt: es ist alles nur eine Show: Judas kommt zurück auf die Bühne, jetzt nicht mehr als Jesus' Manager, sondern als Showmaster einer großen Reality-Show. Jesus ist wieder der Superstar. Die Kreuzigung - auch nur eine Show. Ein fremder Darsteller übernimmt den Part, der Jesus-Darsteller sitzt unter dem Kreuz und verlässt etwas nachdenklich die inzwischen leere Bühne. Alles nur Show...
Die Bühnenausstattung hat mir auch sehr gefallen: es ist ein großer Saal, der alles sein kann: Kirche, Kerker, Versammlungsort. Mit beweglichen und versenkbaren Elementen wird daraus schnell ein Tempel, der Palast des Herodes, die Welt der Anzugträger, die Unterwelt.
Toll gemacht. Alles passte hervorragend zusammen und war gut durchdacht.
Und die Besetzung war bis in die kleinsten Rollen vom Allerfeinsten:
- Jesus - Henrik Wager - dass er klassisch ausgebildet wurde, merkt man sofort. Eine Mordsstimme mit tollem Klang, ein absolut hinreißender und super Darsteller mit einem tollen Charisma, einer wunderbaren Bühnenpräsenz: Weltklasse! Ich habe ihn schon vor 10 Jahren im Aalto in dieser Rolle erleben dürfen. Perfekte Besetzung!
- Judas - Serkan Kaya - ebenfalls hinreißend in allen Belangen, sehr beeindruckende Leistung, auch ihn habe ich damals in Essen schon in dieser Rolle erlebt. Klasse Besetzung
- Maria Madgalena - Theresa Weber - Wunderbar, ganz wunderbar. Schöne Frau, schöne Stimme, super Darstellerin
- Pilatus - Edward Lee - sehr, sehr überzeugende und hinreißende Darstellung, super gesungen. Toller Künstler!
- Simon - Sebastian Schiller - klasse, gefiel mir ausgezeichnet, tolle und überzeugende Darstellung, sehr gut gesungen
- Petrus - Tobias Glagau - auch ganz wunderbar und überzeugend
- Herodes - Rüdiger Frank - ganz großes Theater, unglaublich diese Bühnenpräsenz, Darstellung und Stimme - auch er sang vor 10 Jahre bereits diese Rolle im Aalto.
- Kaiphas - Joachim Gabriel Maaß - unglaublich, wie er diesen kaltschnäuzigen Mistkerl darstellte! Richtig klasse!
- Annas Ingo Schiller - ausgezeichnet! Ein richtiges Ekel....
- Priester - Georg Hansen, Zhive Kremshovski
- Soulgirls - Faye Anderson, Ilenia Azzato, Lisandra Bardél, Sophie Blümel, Milena Sofia Hagedorn, Julia Heiser, Maria Einfeldt
Bei dieser Inszenierung stimmt einfach alles von A-Z. Kann ich nur wärmstens empfehlen.
Am Ende gab es ganz zu Recht tosenden Beifall, kein einziges Buh, die Produktion wurde einstimmig angenommen. Toller Abend!
01. Januar 2018, Neujahrskonzert
Es ist für uns inzwischen Tradition dieses Konzert zu besuchen, und es lohnt aich immer. In diesem Jahr war das Motto: Operettenzauber. Ich kannte nicht alles, aber es gefiel mir ausgezeichnet. Gespielt wurden unter anderen Stücke aus: Fledermaus, Zigeunerbaron, die lustige Witwe. Die waren mir natürlich bekannt. Vieles andere nicht, da sind mir sogar die Titel unbekannt gewesen.
Ein spritziger und wunderbarer Auftakt für das neue Jahr.
27. Januar 2018, Dialogues des Carmélites von Francis Poulenc - Premiere
Die Oper kannte ich bislang nur dem Namen nach und war sehr gespannt auf die Aufführung. Hier geht es um eine historische Begebenheit, der Oper wurde eine fiktive Person - Blance de la Force - hinzugefügt.
Die Revolution wütet in Frankreich und fordert viele Opfer, darunter auch die Nonnen eines Karmel-Ordens. Sie waren aus dem Kloster verwiesen worden, da sie sich aber weiter zu Gottesdiensten trafen, wurden sie schließlich mittels Guillotine hingerichtet.
In der Oper gibt es natürlich eine Rahmenhandlung: Blance de la Force aus adligem Haus befindet sich in der verwüsteten Bibliothek ihres Vaters und wird von schrecklichen Erinnerungen heimgesucht. Dann beginnt die Handlung damit, dass sich ihr Vater und ihr Bruder um sie sorgen. Blanche ist labil und voller Ängste. Sie beschließt ins Kloster einzutreten in der Hoffnung dort ein sichereres Leben zu führen. Die alte Äbtissin, die um ihren nahen Tod weiß, ist ihr keine wirkliche Hilfe, denn am Ende ihres Lebens hadert sie mit Gott und hat selber große Angst. Das aber hält Blanche nicht von dem Eintritt in den Karmel ab.
Als der Terror auch das Kloster erreicht, erbittet Mère Marie in Abwesenheit der neuen Äbtissin, die nach Paris abgerufen wurde, von ihren Mitschwestern das Gelübde den Glauben zu verteidigen und notfalls den Tod zu akzeptieren. Blanche flieht. Als die Äbtissin zurückkehrt, übernimmt sie die volle Verantwortung und schwört ihre Mitschwestern auf das gegebene Versprechen ein.
Am Ende sieht man die 16 Nonnen mit einer Kerze in der Hand. Immer wenn das Fallbeil im Hintergrund ertönt, erlischt eine Kerze. Bevor die letzte Kerze erlischt, kehrt Blanche zu ihren Schwestern zurück und geht ebenfalls in den Tod.
Soweit einmal grob der Inhalt.
Die Inszenierung hat mir sehr gut gefallen. Man kommt mit wenigen Requisiten aus, die Kostüme sind sehr passend. Die Oper ist teilweise wie ein Kammerspiel. Die Musik gefällt mir ebenfalls sehr.
Vor allem das Ende war wunderbar gelöst ohne Effekthascherei und Blutvergießen. Toll auch die Videoeinspielungen, die wie riesige Schatten wirken und damit die bedrückende Stimmung noch verstärken.
Eine feine und sehr edle Produktion.
Zur Besetzung:
- Marquis de la Force - Piotr Prochera - eine kleine, sehr feine Rolle, die super von ihm dargestellt und gesungen wurde
- Blance de la Force - Bele Kumberger - große Klasse, sehr einfühlsam, bewegend
- Chevalier de la Force - Ibrahim Yesilay - sehr schön gesungen und dargestellt, die Rolle passt zu ihm
- Alte Priorin - Noriko Ogawa-Yatake - wow, das ist sicher eine ihrer allerbesten Partien, sehr, sehr überzeugend, super stark dargestellt, wunderbar gesungen
- Neue Priorin - Petra Schmidt - super gesungen und dargestellt, sehr überzeugend
- Mère Marie - Almuth Herbst - klasse wie immer, sie kann eben alles
- Schwester Constance - Dongmin Lee - wunderbar gesungen, gefiel mir ebenso gut wie als Olympia, tolle Besetzung
- Mère Jeanne - Silvia Oelschläger
- Schwester Mathilde - Lina Hoffmann
- Beichtvater - Edward Lee - kleine, feine Rolle, in der er mir sehr gefallen hat
- 1. Kommissar - Apostolos Kanaris - kleine Rolle, glänzend dargestellt
- 2. Kommissar, Thierry, Arzt, Kerkermeister- Zhive Kremshovski - sehr gut und überzeugend
- Schwestern des Karmel - Sabina Detmer, Heike Einhorn, Gabriele Ernesti, Wiltrud Maria Gödde, Olga Gorodetskaja, Sina Jacka, Alfia Kamalova, Lisa Maria Laccisaglia, Marijana Mladenov, Patricia Pallmer, Ewa Stachurska
- Musikalische Leitung - Rasmus Baumann
- Inszenierung und Bühne - Ben Baur
- Kostüme - Uta Meenen
- Video - Kevin Graber
- Choreinstudierung - Alexander Eberle
- Dramaturgie - Stephan Steinmetz
- Licht - Andreas Gutzmer
Ich werde mir die Oper noch mehrmals ansehen. Es war ein hinreißender Opernabend.
09. Februar 2018, Der Vetter aus Dingsda von Eduard Künnke - Premiere
Auf diese so populäre und schöne Operette mit wunderbaren Melodien hatten wir uns schon riesig gefreut. Dass man bei einer Premiere "die Katze im Sack kauft", ist bekannt. Man kann angenehm überrascht sein, aber auch sehr enttäuscht werden. Das war gestern der Fall.
Ich frage mich wirklich, was sich diese "Regisseurin" bei ihrem Machwerk gedacht hat. Hat sie das überhaupt? Was wollte sie uns damit offerieren? Einen Comedyabend? Slapstick? Veralberung des Publikums? Verhöhnung des Komponisten? Mir hat sich dieser Schwachsinn in keiner Weise erschließen können. Dieses Werk ist vor allem eins: eine Frechheit!
Die "Handlung" wurde in ein Altersheim verlegt - ohne Worte - nur, dies war ein Irrenhaus, alle waren auf Droge und hatten einen Knall, sorry. Da passten die herrlichen Melodien in etwa so gut wie ein Abendkleid zu einem Rockkonzert. Und wo, bitte, waren die notwendigen Dialoge abgeblieben? Stattdessen mussten die Akteure sinnfreien Mist von sich geben. Jemand, der das Stück nicht kennt, hat keinerlei Chance zu verstehen, um was es da überhaupt geht. Da wäre es doch besser gewesen eine Revue mit den schönen Melodien zu gestalten als so einen gequirlten Mist drumherum zu "komponieren"!
Bei dieser Albernheit passte nichts, aber auch gar nichts. Die Bewohner dieser Institution hatten nicht nur alle nicht alle Tassen im Schrank, sie taperten auf Socken über die Bühne und pflegten ihre Ticks. Anstelle der fehlenden Dialoge trat gähnende Langeweile zu dem Ticken einer imaginären Uhr. Heißt: es passierte nichts!
Schade, hier halfen auch die wunderbaren Melodien und das tolle Ensemble nicht über diesen unausgegorenen Blödsinn hinweg. Das war für mich die sicher schlechteste und dümmste Produktion, die ich seit langem gesehen habe. Etwas für meine Rubrik "Unerfreuliches".
Schade, dass ob der Popularität dieser Operette bereits sämtliche Aufführungen ausverkauft sind. Selbst wenn jetzt Leute wegbleiben, das Geld ist im "Sack". Besser wäre ein Verlustgeschäft, damit die Verantwortlichen solche Glanzstücke nicht mehr in die Hände unerfahrener, uninformierter, respektloser Leute legen.
Ich bin immer noch stocksauer. Auf die "Handlung" gehe ich nicht ein, sie erinnert ohnehin nicht an das Original.
Aber das Ensemble ist es wert erwähnt zu werden:
- Julia de Weert - Anke Sieloff
- Hannchen - Christa Platzer
- Josse - Joachim Gabriel Maaß
- Wilhelmine seine Frau - Gudrun Schade
- Egon Wildenhagen - Urban Malmberg
- Ein Fremder - Cornel Frey
- Zweiter Fremder - Tobias Glagau
- Hans - Ingo Schiller
- Karl - Sebastian Schiller
- Musikalische Leitung - Thomas Rimes
- "Inszenierung" - Rahel Thiel
- Bühne und Kostüme - Elisabeth Vogetseder
Die Sänger taten mir echt leid, dass sie sich für diesen Mist hergeben und vorführen lassen mussten. Peinlich, wie Affen im Zoo. Es sollte wohl witzig sein, war es aber nicht, nur eins: oberpeinlich und beleidigend - sowohl den Sängern als auch dem Publikum gegenüber. Der Komponist dürfte ob dieser Unverschämtheit im Grabe rotieren. Umso lobenswerter, dass die Künstler mit so viel Grandezza agierten. Man sollte ihnen Schmerzensgeld zahlen und den Zuschauern ob dieser verplemperten Zeit, die man anderswo schöner hätte verbringen können, das Eintrittsgeld zurückgeben. Denn: erst wenn es im Geldbeutel schmerzt, lernen die Verantwortlichen, dass man das Publikum nicht auf eine solche Art veralbern sollte. Ich empfehle diesen Schrott definitiv nicht weiter, im Gegenteil! Modern ist durchaus okay und oft auch toll gemacht, dies aber ist eine absolute und indiskutable Frechheit! Eins steht fest, von dieser "Regisseurin" werde ich mir nie wieder ein Stück ansehen.
04 März 2018, Dialogues des Carmélites von Francis Poulenc
Auch die zweite Vorstellung hat mir wieder total gefallen. Ein wunderbares Werk mit wirklich sehr schöner Musik. Eine dritte Vorstellung habe ich auch noch gebucht.
05. Mai 2018, L'elisir d'amor von Gaetano Donizetti
Auf die Aufführung hatte ich mich schon gefreut. Anhand der optischen Eindrücke aus Dresden wusste ich ja, dass es durchaus schön würde.
Man hatte die Handlung in ein altes Tanzlokal verlegt, Adina ist keine Gutsherrin, sondern eine Dame aus besserem Hause, dazu klug und belesen. Nemorino ist hingegen ein dicklich kleiner Trottel mit entsprechend wenig ansprechendem Outfit. An der Handlung wurde nichts geändert.
Leider aber hat es mir dann doch nicht so gut gefallen: mich berührte das Ganze überhaupt nicht, nicht einmal die schönsten Arien kamen bei mir an. Sie streiften mein Ohr, aber nicht mein Herz. Das hatte ich vorher noch bei keiner Liebestrankaufführung erlebt. Ibrahim Yesilay sang die Partie wirklich super, aber er konnte mich darstellerisch nicht überzeugen. Wenn ich da an die Aufführungen in Dortmund und Essen denke, wo mir die Darsteller wirklich zu Herzen gingen, muss ich sagen, das war alles zu flach, ohne Herz. Nein, das überzeugte mich nicht.
Aber die für mich krasseste Fehlbesetzung war die Darstellerin der Giannetta. Mag sein, dass sie hoch gelobt ist, mir gefiel sie überhaupt nicht, im Gegenteil, sie ging mir gründlich auf die Nerven. Sie versuchte komisch zu sein, sie versuchte sinnlich zu sein, sie versuchte sexy zu sein. Tja, leider aber blieb es bei dem Versuch. Sie wirkte ungelenk und albern und ging nicht nur mir gehörig auf den Nerv. Sie sollte mal eine ordentliche Schauspielausbildung machen. Singen kann sie ja wirklich super schön, genügt mir aber nicht. Als Darstellerin war sie ein Reinfall. Ein echtes Ärgernis.
Belcore war offenbar so Testosteron gesteuert, dass er gleich neunal auf der Bühne stand: acht Darsteller machten ihm alles pantomimisch nach. Naja, wer's braucht... Überflüssig und albern.
Adina, Belcore und Dulcamara waren zum Glück darstellerisch und gesanglich einame Spitze, da gibt es nichts zu meckern. Perfekt besetzt und gesungen.
Dies war die Premierenbesetzung:
- Adina - Dongmin Lee
- Nemorino - Ibrahim Yesilay
- Belcore - Michael Dahmen
- Dulcamara - Joachim Gabriel Maaß
- Giannetta - Lina Hoffmann
- Musikalische Leitung - Thomas Rimes
- Inszenierung - Michael Schulz
- Bühne - Dirk Becker
- Kostüme - Renée Listerdal
- Choreinstudierung - Alexander Eberle
- Dramaturgie - Stephan Steinmetz
- Licht - Thomas Ratzinger
Ich bin, wie erwähnt, völlig unberührt nach Hause gegangen. War ganz nett der Abend, mehr aber leider dann doch nicht. Es bleibt meine einzige Vorstellung. Ich hoffe, dass Nabucco mich wieder begeistert.
16. Juni 2018, Nabucco von Giuseppe Verdi - Premiere
Auf die Inszenierung war ich gespannt. Nun, ist auf jeden Fall besser gewesen als in Dortmund, dass muss ich vorweg mal sagen.
Sehr guter Regieeinfall: zur Ouvertüre sieht man Nabucco mit seinen beiden (noch kleinen) Töchtern. Fenena wird verwöhnt, Abigaille abgelehnt. So kann man gut erkennen und sogar verstehen, warum sich die zwei Schwestern so unterschiedlich entwickeln werden.
Das Bühnenbild ist teilweise schlicht, aber auch mal üppiger bei Abigailles Krönung oder beim Auftritt Nabuccos im Tempel, wo er an großer Tafel tafelt.
Die Kostüme gefallen mir ebenfalls. Ich sage mal: ein durchaus homogenes Werk, das es sich lohnt, mehrfach anzusehen. Werde ich auch in der neuen Saison tun.
Die Handlung dürfte hinreichend bekannt sein, außerdem habe ich oft genug darüber geschrieben.
Das war das Premieren-Ensemble:
- Nabucco - Bastiaan Everink - ganz große Klasse! Stimmlich wie darstellerisch. Gefiel mir außerordentlich
- Abigaille - Yamina Maamar - super! Allein ihre Mimik ist schon ein Besuch wert. Eine tolle und überzeugende Leistung, gesanglich wie darstellerisch
- Fenena - Anke Sieloff - wunderbar anrührend, toll gesungen und gespielt
- Ismaele - Martin Homrich - hm, mein Lieblingssänger wird er wohl nie werden. Ich mag seine Stimme nicht besonders. Schlimm wird es, wenn er forciert, dann wird es unangenehm dissonant und extrem hart. Wohl klingend geht anders. Die Mittellage ist gut, und er ist durchaus ein guter Darsteller. Aber, wie gesagt, seine Stimme werde ich nie wirklich mögen - nicht harmonisch und angenehm im Ohr
- Zaccaria - Luciano Batinic - hinreißend! sehr, sehr überzeugend!
- Oberpriester des Baal - Dong-Won Seo - echt klasse. Er versteht es, eine Nebenrolle total aufzuwerten. Super gemacht
- Abdallo - Tobias Glagau - wunderbar, wenn die Rolle auch leider zu klein ist
- Rahel - Shixuan Wei - klasse, möchte sie unbedingt mal in einer größeren Rolle sehen. Toll gesungen und toll dargestellt
- Kind Abigaille - Mila Friedmann - sehr gut gespielt
- Kind Fenena - Sina Möllers - sehr gut gespielt
- Musikalische Leitung - Giuliano Betta
- Inszenierung - Sonja Trebes
- Bühne - Dirk Becker
- Kostüme - Bettina Leonhardt
- Choreinstudierung - Alexander Eberle
- Dramaturgie - Anna Grundmeier
- Licht - Patrick Fuchs
Mir hat der Abend sehr gefallen, und es wird nicht die letzte Vorstellung sein.
08 Juli 2018, Nabucco von Giuseppe Verdi
Zum Saison-Ende im MiR und überhaupt also erneut Nabucco. Es war wieder ein überaus berührende Abend.
Danke für die spannende Saison. Nun freue ich mich auf das Kommende. Auf ein Wiedersehen am 06. Oktober mit Mass von Leonard Bernstein