Ruhrfestspiele 2013

 

04. Mai 2013, Hedda Gabler von Henrik Ibsen, Ruhrfestspiele, Recklinghausen - Premiere

Heute habe ich mir eine äußerst interessante Aufführung von Hedda Gabler angesehen. Man bediente sich Videobilder, die die Handlung in kurzen Sätzen zeigte, die dann folgte. Zeitweise fühlte man sich in die gute alte Wild West-Zeit versetzt. Es handelte sich um eine Koproduktion mit dem Deutschen Theater Berlin. Das Bühnenbild war richtig klasse: so etwa im Stil der sechziger/siebziger Jahre, retromäßig:

Zunächst sah man ein Wohnzimmer mit viel Holz, Standuhr, Kommode, Schrank und Schaukelstuhl, das nächste Zimmer war schick in weiß mit Regalen, Sideboard, moderner Bestuhlung, dann folgt ein Raum in rot mit einer beleuchteten Wand (Quadrate mit Birnen, die vorne silbern waren, um das Licht zu dämpfen), weiterhin gab es ein Musikzimmer mit Flügel und Schlagzeug. Sah sehr gut aus. Hedda hatte zu Beginn und am Ende ein super schickes langes Kleid an, das ein helles Unterkleid hatte ohne Träger, darüber schwarz transparent mit Musterung, später sehr weite weiße Hosen mit roten Schuhen und roter Bluse. Frau Elvstedt trug bunte Kleider im Stil der siebziger, aber immer mit passenden bunten Schuhen, die Herren sah man in hellen Anzügen mit dunklen Hemden, Herrn Tesman auch zwischen durch im Morgenmantel. Es passte alles harmonisch ins Bild.

Und hier der Inhalt (Quelle: Wikipedia)

Das Stück spielt in Oslo (damals noch Kristiania) in der Villa der Tesmans. Die Handlung erstreckt sich über eineinhalb Tage.

Hedda, die Tochter des Generals Gabler, und Ehemann Jørgen Tesman sind soeben von ihrer Hochzeitsreise nach Kristiania zurückgekehrt. Jørgen Tesman ist ein fleißiger, pedantischer Mann, der während der sechsmonatigen Reise hauptsächlich an einem kulturwissenschaftlichen Buch gearbeitet hat, von dem er hofft, dass dessen Veröffentlichung ihm einen Doktortitel und eine Professorenstelle an der Universität einbringen wird. Hedda liebt Jørgen nicht. Sie betrachtet ihn mit Gleichgültigkeit; er besitzt kein Gespür für Heddas Weiblichkeit. Sie hat ihn nur geheiratet, weil sie hoffte, dass ihr diese Ehe eine geachtete gesellschaftliche Stellung sichern werde. Zwei Utensilien, die das Paar aufbewahrt zeigen symbolhaft die Gegensätzlichkeit der Eheleute: ein Paar alter Pantoffeln, die Jørgen Tesman von zwei alten Tanten bekommen hat, die ihn aufgezogen haben; und eine Pistole aus dem Nachlass von General Gabler, ein gefährliches „Spielzeug“ Heddas.

Hedda wird die Sinnlosigkeit ihrer Ehe deutlich, als sie erfährt, dass Ejlert Løvborg wieder in der Stadt ist. Løvborg und Hedda hatten einige Jahre zuvor eine äußerst gespannte und intensive Liebesbeziehung. Der Kulturwissenschaftler Løvborg hatte sich nach Alkoholexzessen als Hauslehrer aufs Land zurückgezogen und dort mit Hilfe der verheirateten Thea Elvsted an einem soeben publizierten erfolgreichen Buch gearbeitet. Wenn das Buch ein Erfolg wird, könnte Løvborg für Tesman ein beruflicher Konkurrent werden.

Thea hat ihren wesentlich älteren Mann verlassen und ist Ejlert Løvborg nachgereist. Sie kommt auf Besuch zu Hedda und ihrem Mann. Hedda ist eifersüchtig auf Theas offenkundigen Einfluss auf Løvborg und versucht, sich zwischen die beiden zu drängen. Sie nutzt geschickt die Naivität Theas aus, die Løvborg als „Kameradin“ beim Verfassen seines Buches geholfen hat, und entlockt ihr Geheimnisse über Løvborgs Leben auf dem Land. Ein weiterer Besucher, der Jurist Brack, berichtet Heddas Ehemann, dass Løvborg bereits das Manuskript zu seinem zweiten Buch fertiggestellt hat. Damit wird er für Jørgen Tesman zu einem ernsthaften wissenschaftlichen Rivalen.

Nun sieht Hedda ihre Stunde gekommen. Sie ist getrieben von dem Gedanken: „Ich möchte ein einziges Mal in meinem Leben die Herrschaft haben über ein Menschenschicksal“. Diese Macht über ihren Mann auszuüben, interessiert Hedda nicht, er besitzt in ihren Augen keinen Wert. Løvborg hingegen schon. Sie bringt diesen dazu, mit Tesman und Brack zu einer Feier zu gehen. Løvborg, der mit seinen unverarbeiteten Erinnerungen an die Beziehung zu Hedda nicht fertig wird, beschließt, seine Enthaltsamkeit aufzugeben und sich zu betrinken. Die Feier artet zu einem Gelage aus. Hedda wusste, dass Løvborgs Verhalten in einem gesellschaftlichen Fiasko und der Zerstörung seiner Karrierechancen enden würde.

Am nächsten Morgen berichtet ihr der verzweifelte Løvborg, dass er gesellschaftlich ruiniert sei und zudem das Manuskript der Fortsetzung seines Buches verloren habe. Seiner Freundin Thea gegenüber behauptet er, er habe das Manuskript vernichtet. Damit hat er symbolisch jede Verbindung zu Thea zerstört. Hedda verschweigt ihm, dass ihr Mann das Manuskript gefunden und ihr zur Verwahrung übergeben hat. Stattdessen bestärkt sie Løvborg in seinem Gefühl von Ausweglosigkeit und reicht ihm ihre Pistole mit der Bitte, es möge "in Schönheit" geschehen. Anschließend verbrennt sie das Manuskript mit dem Hinweis auf die Beziehung zwischen Thea und Løvborg: „Nun verbrenne ich dein Kind, Thea! - Dein Kind und Ejlert Løvborgs." Jørgen gegenüber erklärt sie, sie habe das Manuskript vernichtet, um seine und ihre Zukunft zu sichern.

Ejlert Løvborg stirbt keinen „schönen Tod“. Er schießt sich in den Unterleib. Der Jurist Brack hat die Pistole als Heddas erkannt, und mit diesem Wissen versucht er in der Folge, Hedda zu erpressen. Er will, dass sie seine Geliebte wird. Doch Hedda will keinen Skandal riskieren. Da sie nicht nur das Leben anekelt, sondern auch der banale Tod von Løvborg, beschließt sie, sich selbst das Leben zu nehmen.

Während Hedda im Nebenzimmer laut Klavier spielt und schließlich der Schuss ertönt, mit dem sie ihrem Leben ein Ende setzt, sind Jørgen und Thea schon dabei, das Buch von Ejlert Løvborg mit Hilfe seiner Notizen zu rekonstruieren.

Die Besetzung:

 

  • Jörgen Tesman - Felix Goeser
  • Hedda Tesman geb. Gabler - Nina Hoss
  • Frau Elvsted - Anita Vulesica
  • Amtsgerichtsrat Brack - Bernd Moss
  • Eilert Løvborg - Alexander Khuon
  • Juliane Tesman - Tante - Margit Bendokat
  • Berta, Dienstmädchen bei Tesmans - Naemi Simon

 

Ein sehr spielfreudiges und harmonisches Ensemble.

Mir hat die Aufführung mit musikalischen Einlagen sehr gefallen. Das Publikum spendete frenetischen Applaus.