Ruhrfestspiele 2014

 

04. Mai 2014,  Der Sturm von William Shakespeare - RFS

Ich habe dieses Stück heute zum ersten Mal gesehen und hatte somit keinerlei Vergleichsmöglichkeiten. So viel hatte ich aber schon erkannt: aus dem Märchen hatte man eine Mischung aus Rocky-Horror-Picture-Show, Star Wars und sonst etwas gemacht. Auch die Bühne war alles andere als märchenhaft, sie glich eher einem Straflager, und die Künstler taten mir echt leid, sie mussten wie Äffchen im Zoo ständig an Stangen und Gittern herumklettern. Nun, das war ja auf jeden Fall eine starke Leistung! Die Gesangsdarbietungen waren ausgezeichnet, das muss ich sagen, wiewohl ich nicht einmal weiß, ob das im Original vorkommt. Entsprechend schäbig, passend zum Ambiente, waren die Kostüme. Einzig Prospero war schick im schwarzen Anzug mit Fliege. Alle anderen wirkten extrem abgerissen.

Hier mal der Inhalt zum besseren Verständnis: (Quelle: Wikipedia)

Der  Zauberer Prospero und seine Tochter Miranda sind (zwölf Jahre vor Einsetzen der Spielhandlung) auf einer Insel gestrandet. Prospero war vormals Herzog von Mailand, beschäftigte sich jedoch mehr und mehr mit seinen magischen Studien und vernachlässigte seine Pflichten als Herzog. Dies nutzte sein machthungriger Bruder Antonio aus, indem er mit Hilfe Alonsos, des Königs von Neapel, eine Armee aufstellte, gegen Mailand zog und Prospero stürzte. Prospero entkam zusammen mit seiner Tochter in einem kaum seetüchtigen Boot und sie gelangten auf die Insel, auf der Prospero nun herrscht. Ihm unterstehen der Luftgeist Ariel sowie der deformierte Sohn der Hexe Sycorax namens Caliban. Sycorax hatte Ariel vor ihrem Tod in einer gespaltenen Kiefer gefangen gesetzt, in der er auf ewig geblieben wäre, hätte Prospero ihn nicht befreit. Aus Dankbarkeit steht Ariel jetzt Prospero zu Diensten.

Auf dem Rückweg von einer Hochzeit in Tunis segelt die Flotte des Königs von Neapel mit dem Königsbruder Sebastian, dem Königssohn Ferdinand und Prosperos Bruder Antonio an der Insel vorbei. Prospero befiehlt dem Luftgeist  Ariell, das Schiff des Königs in einem Unwetter an der Insel stranden zu lassen. Während das Schiff von dem Luftgeist an die Insel getrieben wird, hält der Rest der Flotte es für verloren und fährt nach Neapel zurück. Ariel versetzt die Besatzung des gestrandeten Schiffs in einen Zauberschlaf, die übrigen Schiffbrüchigen lässt er auf der Insel umherirren. Ariel führt Ferdinand zu Prospero und Miranda, die außer ihrem Vater und Caliban noch keinen Mann gesehen hat und sich sofort in Ferdinand verliebt wie auch dieser sich in sie.

Unterdessen suchen Alonso, Antonio, Sebastian und andere Schiffbrüchige auf der Insel den vermissten Ferdinand. Antonio bemüht sich, Sebastian zu verleiten, seinen Bruder zu töten, damit Sebastian selbst König werde. Eine Prozession Geister tritt auf und bringt ihnen ein Gastmahl. Ariel erscheint in Gestalt einer Harpyie und beschuldigt Alonso, Antonio und Sebastian, Prospero aus Mailand vertrieben und ihn und sein Kind dem Meer überlassen zu haben; wegen dieser Sünde hätten die Mächte der Natur und des Meeres nun Ferdinand genommen.

Die Matrosen Trinculo und Stefano treffen auf Caliban, der ihnen erzählt, dass er Untertan eines Tyrannen und Zauberers sei, der ihn um die Insel betrogen habe. Unter den dreien, die von Ariel belauscht werden, entsteht der Plan, Prospero zu töten und die Insel in ihre Gewalt zu bringen. Der Schlüssel dazu liege darin, sich Prosperos Bücher über Magie zu bemächtigen, dann könne die Tat ausgeführt und Stefano König der Insel werden.

Prospero gibt der Verbindung von Ferdinand und Miranda seinen Segen. Zur Feier erscheinen drei Geister in Gestalt von Iris, Juno und Ceres, um ein Maskenspiel für Ferdinand und Miranda aufzuführen. Da erinnert sich Prospero, dass die Stunde fast gekommen ist, da Caliban und seine Mitverschworenen ihm nach dem Leben trachten werden, und schickt die Geister fort, mit den Worten: „Unser Schwelgen ist nun zu Ende. Diese unsere Schauspieler, wie ich euch vorhersagte, waren alle Geister, und zerflossen in Luft, in dünne Luft. Und, wie das haltlose Gebilde dieser Vision, sollen sich die mit Wolken bedeckten Türme, die stattlichen Paläste, die ehrwürdigen Tempel und der große Globus selbst, ja, und alles was er in sich trägt, auflösen. Und wie dieses dürftige Schauspiel verschwand, lassen sie nicht einen Fetzen zurück. Wir sind solcher Stoff, auf dem Träume entstehen, und unser kleines Leben wird mit einem Schlaf abgerundet.“ ("Our revels now are ended. These our actors, / As I fortold you, were all spirits, and / Are melted into air, into thin air, / And, like the baseless fabric of this vision, / The cloud-capped towers, the gorgeous palaces, / The solemn temples, the great globe itself, / Yea, all which it inherit, shall dissolve; / And, like this insubstantial pageant faded, / Leave not a rack behind. We are such stuff / As dreams are made on, and our little life / Is rounded with a sleep." IV.iv.148-158)

Als Caliban, Trinculo und Stefano eintreten, erscheint eine Meute Geister in der Gestalt von Hunden und verscheucht die Eindringlinge. Ariel führt Alonso, Antonio und Sebastian zu Prosperos Höhle, Prospero vergibt seinem Bruder Antonio, fordert aber von diesem sein Herzogtum zurück. Nachdem Alonso Prospero von dem vermissten Ferdinand erzählt hat, zieht Prospero einen Vorhang zur Seite, hinter dem Ferdinand und Miranda Schach spielen. Alonso ist überglücklich. Die erstaunte Miranda ruft aus: „O Wunder! Wieviel feine Geschöpfe gibt es hier! Wie schön ist das menschliche Geschlecht! O schöne neue Welt, die solche Leute hat!“ ("O, wonder! / How many goodly creatures are there here! / How beautious mankind is! O brave new world / That has such people in't!"; V.iv.184-187)

Ariel bringt noch die auf dem Schiff verbliebene Besatzung sowie Caliban, Trinculo und Stefano herbei. Prospero entsagt seiner Zauberkraft und erklärt seine Absicht, nach Mailand zurückzukehren, nachdem er sowohl Ariel als auch Caliban aus ihrer Dienerschaft entlassen hat. Ob die verbrecherischen Brüder ihn mitnehmen werden, lässt Shakespeare offen. In seinem Schlussmonolog fleht Prospero das Publikum an, ihn wenigstens durch Klatschen zu erlösen.

SO hätte es sein können, schade, denn man sieht eigentlich nur immer die Gefangenen in abgerissenen Klamotten, das Ende in dieser Inszenierung war dann, dass Prospero erst Ruhe gibt, nachdem alle, die ihm geschadet hatten, ihre Strafe bekommen haben.  Erst dann ist er versöhnt.

Eine etwas seltsame Inszenierung, dennoch zolle ich den Darstellern sehr viel Respekt, denn die erbrachten ausnahmslos alle eine wirklich hervorragende Leistung! Das Publikum bescherte ihnen dann auch einen riesigen Beifall, wobei man nicht herausbekam, ob man die Inszenierung nun auch toll fand oder nur die Darsteller.

Besetzung:

  • Prospero - Manfred Zapatka
  • Antonio - Jens Atzorn
  • Alonso - René Dumont
  • Gonzalo - Miguel Abrantes Ostrowski
  • Ferdinand - Franz Pätzold
  • Caliban - Guntram Brattia
  • Ariel - Gunther Eckes
  • Miranda - Friederike Ott
  • Regie - Gísli Örn Gardarsson
  • Bühne - Börkur Jónsson
  • Kostüme - Filippia Elisdottir
  • Licht - Björn Helgason
  • Musik - Jan Faszbender
  • Dramaturgie - Veronika Maurer

Alles in allem zwar recht seltsam und teilweise befremdlich, dennoch mal eine interessante Erfahrung. Das großartige Ensemble entschädigte für alles! Nun würde ich dieses an sich hoch interessante Stück doch gerne mal in einer klassischeren Form sehen.

 

10. Mai 2014,  Heinrich IV von Luigi Pirandello - Premiere - RFS

Das Stück spielt an einem Tag im Anfang des 20. Jahrhunderts in einem italienischen Landhaus. Die Vorgeschichte wird dem Publikum hauptsächlich im ersten Akt aber auch in ergänzenden Bruchstücken in den anderen Akten durch die Dialoge der Figuren erzählt. (Inhalt: Quelle Wikipedia)

Vorgeschichte: Ein italienischer Edelmann, dessen richtiger Name in dem Stück nie genannt wird, hat vor 20 Jahren an einem Maskenumzug teilgenommen. Er war dabei als der deutsche Kaiser Heinrich IV verkleidet. Diese Rolle hatte er gewählt, weil die junge Frau, die er liebte, die Rolle der Markgräfin Mathilde von Toscana gewählt hatte und er wollte zu ihren Füßen liegen wie Heinrich IV in Canossa. Als sein Pferd scheute, fiel er auf die Straße, schlug mit dem Kopf auf und wurde bewusstlos. Als er wieder zu Bewusstsein kam, glaubte er, wirklich Heinrich IV zu sein. Seit diesem Ereignis bestätigen die Menschen seiner Umgebung nun seinen Wahn, indem sie ihm in mittelalterlichen Kostümen begegnen und als Kaiser behandeln.

Im ersten Akt kommt eine Gruppe von Besuchern in das Landhaus, die einen Nervenarzt mitbringen, der versuchen soll, Heinrich IV zu heilen. In der Gruppe befindet sich auch die Marchesa Mathilde, die damals als Mathilde von Toscana am Umzug teilgenommen hatte, sowie der mit ihr befreundete Baron Belcredi und ihre Tochter Frida. Alle haben Heinrich IV in den letzten 20 Jahren nicht gesehen. Sie sprechen über die Vorgeschichte und wählen eine Verkleidung, in der sie Heinrich IV begegnen wollen. Dabei macht Mathilde deutlich, dass sie Belcredi bei der Begegnung gar nicht dabei haben will, dieser lässt sich aber nicht abwimmeln. Als es zu der Begegnung kommt, vermutet Heinrich IV in ihm einen Feind und ist nur schwer von dieser Vermutung abzubringen. Heinrich IV spricht davon, dass man ihm beistehen möge, dass der Papst ihn aus seiner Rolle erlöst. Als er während seiner Reden einmal Mathilde tief in die Augen schaut, ist diese überzeugt, dass er sie erkannt hat und direkt von ihr spricht und nicht von ihrer fiktiven Tochter.

Im zweiten Akt als Mathilde mit den anderen allein ist, äußert sie ihre im ersten Akt gewonnene Überzeugung, der die anderen widersprechen. Als Heinrich IV wieder erscheint, versucht er, sich der Zuneigung seiner Umgebung zu vergewissern. Es bleibt nun dem Zuschauer überlassen, ob er Mathildes doppeldeutiger Interpretation der Aussagen Heinrichs IV folgen will. Nachdem die Besucher gegangen sind, erklärt Heinrich IV seinen Dienern, dass er schon seit einigen Jahren gesund ist und die Maskerade durchschaut.

Im dritten Akt versucht der Doktor Heinrich IV durch eine Art Schocktherapie zu heilen. Dazu lässt er Frida, die so aussieht wie ihre Mutter vor 20 Jahren und die nun als Mathilde von Toscana verkleidet ist, im halbdunkel der Nacht aus einem Bilderrahmen springen, was Heinrich IV auch tatsächlich als Schock empfindet. Inzwischen haben die Diener den anderen mitgeteilt, dass Heinrich IV geheilt sei. Dieser ist aber empört über den erlittenen Schock und steigert sich in eine solche Erregung hinein, dass er einen Degen nimmt und in den Unterleib Belcredis sticht. Belcredi wird schwer verletzt aus dem Saal getragen und ein Schrei Mathildes lässt darauf schließen, dass er der Verletzung erlegen ist. Daraufhin sagt Heinrich der IV, dass er nun gezwungen ist, seine Rolle für immer weiter zu spielen.

In dieser Inszenierung war Heinrich IV. aber Mussolini und seine frühere Geliebte Leni Riefenstahl. Es waren also alles Gefolgsleute des Duce. Das tat dem Stück aber überhaupt keinen Abbruch. Es war unglaublich gut umgesetzt, man hatte auch ein echtes Pferd zum Einsatz gebracht. Die Bühnenausstattung gefiel mir sehr gut, auch hatte man schöne Kostüme eingesetzt.

Die Darsteller:

  • Heinrich der Vierte - Rudolf Kowalski
  • Signora Bertha/Mathilde von Toskana - Anne Moll
  • Frida, ihre Tochter - Sinja Dieks
  • Der junge Marchese Carlo di Nolli - Marc Baum
  • Baron Tito Belcredi - Ulrich Kuhlmann
  • Doktor Dionisio Genoni - Maik Solbach
  • Die drei angeblichen "geheimen Räte" - Lola - Josiane Peiffer
  •                                                                       Momo - Roger Seimetz
  •                                                                       Fino - Nickel Bösenberg
  • Der alte Kammerdiener Giovanni - Annette Schlechter
  • Das Pferd - Moses
  • Regie - Frank Hoffmann
  • Bühne - Ben Willikens
  • Kostüme - Jasna Bosnjak
  • Musik und Toneffekte - René Nuss
  • Dramaturgie - Andreas Wagner
  • Licht - Daniel Sestak
  • Künstlerische Mitarbeit Bühne - Bernhard M. Eusterschulte

Es war ein richtig toller Theaterabend mit einem hinreißend aufgestellten Ensemble, wobei mich natürlich Rudolf Kowalski ganz besonders beeindruckt und überzeugt hat. Er zog alle anderen mit, und so kann ich sagen: es war die perfekte Besetzung in allen Bereichen. Hat mir sehr gut gefallen! Das Publikum war begeistert! Und schön, diesen tollen Schauspieler mal so agieren zu sehen. Ich mag ja seinen Kommissar Stolberg sehr gerne, aber die Rolle ist doch irgendwie eindimensional. Hier auf der Bühne konnte er zeigen, was wirklich in ihm steckt!

 

13. Mai 2014, Zauber/Zirkus Velociped - Premiere - RFS

Die Vorstellung besuchten wir ohne irgendeine Erwartung, es war einfach Neuland, und wir wurden dann wirklich sehr, sehr positiv überrascht. was dieses hochtalentierte Trio da auf die Beine stellte, war sehr beeindruckend. Es müssen also nicht immer traditionelle Instrumente sein, denen man Musik entlocken kann, nein, auch Alltagsgegenstände, wie Skier, eine alte Badewanne, ein Fahrrad, all das eignet sich, wie man hören konnte, wunderbar, um Musik damit zu erzeugen. Es gab Klassik, Jazz und selbst komponierte Stücke. Richtig toll. Sie schafften es auch, dass das Publikum Countrymusik und anderes mit sang, wobei der Chef der Truppe eine Rolle mit dem Text drehte. Außerdem waren zwei Mitglieder der Gruppe auch in der Lage selber Töne zu produzieren. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Die Stimmung war richtig, richtig klasse, und ich werde auf jeden Fall erneut eine Vorstellung beim nächsten Mal besuchen. Eine sehr schöne und interessante Erfahrung!

 

24. Mai 2014, Szenen einer Ehe von Ingmar Bergmann - RFS

Dieses berühmte Theaterstück kannte ich nur dem Namen nach und nahm nun die Gelegenheit wahr es mir mal live anzusehen. Die Ausstattung war zunächst im Stil der siebziger Jahre und veränderte sich im Laufe des Stücks immer mehr ins Moderne. Man sah eine Art Villa eines wohl situierten Ehepaares. Auch in Bezug auf die Kleidung war es eingangs eher konservativ und wurde dann später immer moderner.

Inhalt:

Johan und Marianne – beide im Beruf erfolgreich, seit zehn Jahren verheiratet, zwei Kinder – scheinen eine vorbildlich moderne Ehe zu führen. Als Johan der ahnungslosen und völlig überraschten Marianne von einer Affäre erzählt, gesteht er auch, dass er bereits seit vier Jahren über eine Trennung nachdenke. Dieser erste Riss bringt die bis dahin heile Konstruktion der Ehe zum Bröckeln und setzt einen schmerzhaften Erkenntnisprozess über unterschiedliche Vorstellungen und Wünsche, Wahrnehmungen und Interpretationen des Zusammenlebens in Gang. Man sieht nun in verschiedenen Szenen eine sich über Jahre verändernde Beziehung in ihren Etappen des Zerfalls, Zusammenbruchs und ihrer Neuordnung.

Eine Mandantin Mariannes, Frau Jacobi, will sich nach 20 Jahren ohne offensichtlichen Grund von ihrem Mann scheiden lassen. Ihr Mann sei ein guter Vater und treuer Gatte, erklärt die Mandantin, und doch sei es eine „Ehe ohne Liebe“. Marianne wird nachdenklich. Später kommt es zur Diskussion mit Johan, weil er ihre Ehe in erotischer Hinsicht für reizlos hält und Marianne ihm keine Aufmerksamkeit zuteilwerden lasse.

Nach einer Dienstreise überrascht Johan sie mit der Mitteilung, dass er sich in die 23-jährige Studentin Paula verliebt habe und mit ihr ins Ausland gehen wolle, auch wenn er sich nicht sicher sei, dass ihre Affäre von Dauer sei. Er gesteht ihr, dass er schon seit vier Jahren über eine Trennung nachdenke. Vergeblich bittet Marianne ihn, die Reise abzusagen und ihrer Ehe nochmal eine Chance zu geben.

Zurück von seinem Auslandsaufenthalt besucht Johan Marianne. Er leidet unter der Besitz ergreifenden Liebe Paulas und hofft auf eine Professur an der Universität von Cleveland. Der gemeinsame Abend ist von einem unentschiedenen Bedürfnis nach Nähe und Distanz gezeichnet. Marianne liest Johan aus ihren privaten Aufzeichnungen vor, in denen sie bekennt, dass sie zeitlebens versuchte sich anzupassen, um anderen zu gefallen. Sie lässt erstmals das Wort Scheidung fallen. Später schlafen sie und Johan miteinander.

Schließlich verabreden Marianne und Johan die Unterzeichnung der Scheidungspapiere. Sie werden intim miteinander, dann kommt es wieder zum Wechselspiel von Streit und Versöhnung. Während Marianne von ihrer neu entdeckten Freiheit schwärmt, bekennt Johan, dass seine Beziehung zu Paula und seine beruflichen Pläne gescheitert seien. Marianne wirft ihm vor, nicht wirklich die Scheidung zu wollen, was Johan offen bejaht. Es folgen gegenseitige Demütigungen, die in eine gewalttätige Auseinandersetzung münden. Verbittert unterzeichnen beide die Scheidungspapiere und gehen auseinander.

Am Ende sieht man die zwei mit wechselndem Alter auf einer Leinwand wie sie ihre Ehe Revue passieren lassen. Das Ende ist etwas anders als im Film. Dort treffen sie sich, inzwischen jeweils mit anderen Partnern verheiratet, regelmäßig heimlich.

Johan wurde dargestellt von Joachim Król und Marianne von Astrid Meyerfeldt. Die beiden waren einfach grandios und spielten ihre Rollen hinreißend. So macht Theater richtig Freude. Am Ende gab es kollektiv Standing Ovations, und wie das ausfällt bei ausverkauftem Haus kann man sich lebhaft vorstellen. Ein wirklich klasse Theaterabend mit zwei fantastischen Schauspielern, die super zusammen passten und miteinander harmonierten.

 

05. Juni 2014, To Nina - Natalie Douglas sings Nina Simone - RFS

Dieser Chanson Abend war sicher Neuland für mich, ich kannte ja weder die Interpretin noch die Künstlerin, deren Liedgut vorgetragen wurde. Natalie Douglas ist eine sehr angenehme und höchst sympathische Künstlerin mit einer tollen Bühnenpräsenz, ausgestattet mit einer prächtigen Stimme und dem Talent, das Publikum aktiv mit einzubeziehen, indem sie mit den Menschen kommuniziert. Ihr Humor ist wunderbar, und wir haben oft herzlich lachen müssen. Ihr zur Seite war eine sehr gute Band, die sie durch den Abend begleitete. Vorgesehen waren eine Stunde und zwanzig Minuten. Am Ende waren es dann fast zwei Stunden.

Einige Lieder waren mit dann ja doch bekannt, aber eben durch andere Interpreten, die diese nach Nina Simone gesungen haben, zum Beispiel "House of the rising sun". Das Publikum ging wunderbar mit, am Ende gab es stehende Ovationen. Den Schlusspunkt setzte Natalie Douglas mit "somewhere over the rainbow". Toll, ganz toll. Es war eine Mischung aus Jazz, Blues und Gospel.

Dieser Ausflug in eine mir bis dahin gänzlich unbekannte Musikwelt hat mir ausgezeichnet gefallen!

 

06. Juni 2014, I Capuleti e I Montecchi von Vincenzo Bellini - Klangvokal

Diese wunderschöne Oper hatte ich schon mal vor ein paar Jahren ebenfalls konzertant in Essen gehört. Als ich sah, dass während dieses Festivals die Oper gespielt wurde, habe ich mir natürlich gleich eine Karte besorgt. Gerne würde ich sie auch mal szenisch sehen, aber konzertant geht ja auch. Es war natürlich ein großartiges Klangerlebnis mit einem hinreißenden Ensemble:

  • Romeo - Jana Kurucová - sie war eingesprungen für Vivica Genaux - diese nette und sympathische Künstlerin war einfach nur hinreißend und verfügt über eine unglaublich schöne Stimme und, das konnte man selbst bei dieser konzertanten Aufführung sehen, über eine starke Bühnenpräsenz. Perfekt besetzt. Sie harmonierte glänzend mit:
  • Giulietta - Elena Corshunova - die ebenfalls mit einer wunderschönen klaren Stimme ausgestattet war und eine hingebungsvolle Giulietta gab.
  • Tebaldo - Giorgio Berruci - auch er gefiel mir ausgezeichnet - eine angenehm schöne und weiche Stimme
  • Capellio - Thomas Laske - ebenfalls ein angenehmer Künstler mit einer schönen Stimme
  • Lorenzo - Wen Wei Zhang - (noch Oper Dortmund). Ich war natürlich erfreut, ihn heute einmal in dieser Rolle zu sehen, und natürlich überzeugte er wie immer
  • Musikalische Leitung - Friedrich Haider
  • WDR Rundfunkorchester Köln
  • WDR Rundfunkchor Köln
  • in Kooperation mit dem WDR Köln

Zum Inhalt:

Erster Akt

Capellio trauert um seinen Sohn, der von Romeo, Sohn der verfeindeten Montecchi, im Kampf getötet wurde. Tebaldo hat das Vertrauen Capellios gewinnen können. Dieser verspricht ihm seine Tochter Giulietta zur Frau. Der Arzt Lorenzo soll Giulietta darauf vorbereiten, noch am gleichen Tag mit Tebaldo vor den Traualtar zu ziehen. Lorenzo jedoch weiß als einziger, dass Giulietta sich in den verfeindeten Romeo verliebt hat und beide gemeinsam einen Ausweg aus der Familienfehde suchen.

Ein unerkannter Botschafter des Feindes, der niemand anderes als Romeo selbst ist, unterbreitet Capellio ein ungewöhnliches Friedensangebot: Als Zeichen der Aussöhnung möge er seine Tochter Giulietta dem Sohn der Montecchi, Romeo, zur Frau geben und damit den Frieden besiegeln. Capellio weist das Angebot als pure Provokation zurück.

Giulietta hingegen hat die Botschaft ihrer Vermählung mit Tebaldo verstört aufgenommen. Lorenzo kann sie beruhigen: Romeo sei unerkannt in die Stadt gelangt und wolle sie treffen. Romeo, den die Ablehnung des Friedensangebots niedergeschlagen hat, sieht nur noch einen Ausweg in der gemeinsamen Flucht und ein Leben in der Fremde, wo die Familienstreitigkeiten keine Rolle mehr spielen. Dazu kann sich Giulietta allerdings nicht entschließen. Sie schickt Romeo fort.

Während der Hochzeitsvorbereitungen mit Tebaldo vertraut Romeo Lorenzo an, seine Anhänger seien in die Stadt gelangt und jederzeit zum Kampf bereit. Die Tarnung droht, jederzeit aufzufliegen. Doch noch immer weigert sich Giulietta mit Romeo zu fliehen. Als Romeo von Tebaldo und Capulet als Feind gestellt wird, gibt er sich zu erkennen, kann aber entkommen.

Zweiter Akt

Giulietta ist unsicher über den Verbleib ihres Geliebten. Lorenzo kann sie beruhigen: Romeo ist in Sicherheit. Doch um ihrer Heirat zu entkommen schlägt er vor, sie solle ein Mittel einnehmen, das einen todesähnlichen Schlaf bewirke. Verunsichert ringt sie sich durch, ihren Tod vorzutäuschen. Ihr Vater ordnet hingegen an, Lorenzo zu überschatten, der somit nicht mehr Romeo von seinem Plan berichten kann.

Romeo ist in die Stadt zurückgekehrt und wird von Tebaldo zum Zweikampf aufgefordert. Doch ein Trauerchor kündet vom Tode Giuliettas. Romeo und Tebaldo sind beide verzweifelt.

 Um seine Liebe zu betrauern hat sich Romeo zum Grab Giuliettas begeben. Beim Anblick der Toten kann er nicht mehr an sich halten und vergiftet sich selbst. Als Giulietta aus ihrem Scheintod erwacht erkennen sie die fatale Verstrickung. Giulietta folgt ihrem Geliebten in den Tod.

Und dazu dann Bellinis hinreißende Musik. Ein wunderschöner und ergreifender Opernabend! Es gab am Ende zu Recht lang anhaltenden Applaus und stehende Ovationen!

 

08. Juni 2014, Warten auf Godot von Samuel Becket - RFS

Heute nun habe ich mir dieses bekannte Stück einmal angesehen. Bislang hatte ich nur davon gehört. Man muss es einfach mal gesehen haben, aber dazu braucht es solche tollen Schauspieler wie sie heute auf der Bühne standen: 

  • Estragon - Wolfram Koch
  • Wladimir - Samuel Finzi
  • Lucky - Andreas Döhler
  • Pozzo - Christian Grashof
  • Ein Junge - Andreas Döhler
  • Regie - Ivan Panteleev
  • Bühne und Kostüme - Mark Lammert
  • Mitarbeit Bühne - Ulrich Belaschk
  • Mitarbeit Kostüme - Karin Rosemann
  • Licht - Robert Grauel
  • Sound-Design - Martin Person
  • Dramaturgie - Claus Caesar

In Kooperation mit dem Deutschen Theater Berlin

Die Bühne war ganz einfach: eine nach vorn geneigte eckige Plattform mit einem Trichter. Zunächst sah man ein pinkfarbenes Tuch, das dann in den Trichter gezogen wurde. Weiterhin ein Pfahl mit einer Leuchte. Die Kostüme: die zwei Landstreicher sahen schon ulkig aus: einerseits mit Krawatte und Kragen, aber kein Hemd, dazu Anzug bzw. Mantel. Aberwitzig wie der Inhalt. Mehr brauchte es aber auch nicht, denn sonst wäre man von der absolut grandiosen schauspielerischen Leistung der vier Protagonisten abgelenkt worden. Es war ein Vergnügen dem spielfreudigen, hinreißenden Ensemble zuzuhören und zuzusehen. Ich würde es mir erneut ansehen.

Hier mal der Inhalt (Quelle: Wikipedia)

Die Hauptfiguren des Stücks sind die beiden Landstreicher Estragon und Wladimir, die an einem nicht näher definierten Ort, einer Landstraße mit einem kahlen Baum, ihre Zeit damit verbringen, „nichts zu tun“ und auf eine Person namens Godot zu warten, die sie nicht kennen, von der sie nichts Genaues wissen, nicht einmal, ob es sie überhaupt gibt. Godot selbst erscheint in der Tat bis zuletzt nicht, das Warten auf ihn ist offensichtlich vergeblich. Am Ende eines jeden der beiden weitgehend identischen Akte erscheint ein angeblich von ihm ausgesandter etwas ängstlicher Botenjunge, sein Ziegenhirte, der verkündet, dass sich Godots Ankunft weiter verzögern, er aber ganz bestimmt kommen werde. Spätestens dann dämmern den Wartenden Zweifel an der Sinnhaftigkeit ihrer Situation, lösen aber können sie sich dennoch nicht aus ihr, wie folgender, mehrfach wiederkehrender Dialog unterstreicht:

Estragon: Komm, wir gehen!Wladimir: Wir können nicht.Estragon: Warum nicht?Wladimir: Wir warten auf Godot.Estragon: Ach, ja!

Zwei Akte lang tritt das Stück statisch auf der Stelle. Um die „unheimliche Stille auf Abstand zu halten“, wird viel mit absurden Diskussionen über Belangloses gestritten und sich wieder versöhnt. Vor allem aber beschäftigt man sich mehr schlecht als recht damit, kleine Übungen und Spielchen zu erfinden, um sich die zähe Zeit zu vertreiben, oder man erörtert die verschiedenen Möglichkeiten des Selbstmords.

Bis zum Schluss wird nicht klar, wer Godot ist und warum genau man in einer so gottverlassenen Gegend“ auf ihn wartet.Auch der sich später mit seinem Diener Lucky vorübergehend zu ihnen gesellende Landbesitzer Pozzo bringt keine Veränderung und sorgt statt für Klarheit eher für zusätzliche Verwirrung. Er gebärdet sich wie ein reicher Tyrann, der seinen mit Koffern schwer beladenen Diener wie einen apathischen Packesel an einem Strick um den Hals vor sich hertreibt und auf Kommando apportieren und tanzen lässt. Mit knallender Peitsche fordert er, gleichsam als Höhepunkt seiner Darbietungen, Lucky auf, „laut zu denken“. Was dabei herauskommt, ist die höhnische Parodie einer Theodizee, ein wirrer, hastig abgespulter Monolog, in dem Theologie, Kunst und Philosophie zu Kulturmüll zerfallen. Pozzo und Lucky, aufeinander angewiesen wie Herr und Knecht, demonstrieren in einem grotesken Spiel-im-Spiel, wie sich akademische Wissenschaft ad absurdum führt.
 Als die beiden am nächsten Tag erneut vorbeikommen, ist Lucky inzwischen stumm und Pozzo blind geworden. Der Herr muss jetzt von seinem Sklaven geführt werden und kann sich, ebenso wie Lucky und der Botenjunge, nicht entsinnen, Estragon oder Wladimir jemals zuvor begegnet zu sein.

Alle Figuren verkörpern das menschliche Bedürfnis, trotz unbestimmter und letztlich unerfüllter Illusionen auf die Ankunft eines Heil bringenden Propheten oder sonstigen Erlösers zu hoffen. Beckett problematisiert und karikiert diesen Hang dadurch, dass er seine Figuren lächerlich und traurig zugleich erscheinen lässt. Mit seiner ins Leere laufenden Handlung, den sich im Kreise drehenden Figuren und dem wenig Hoffnung lassenden Schluss – alles Merkmale, die nicht eben Optimismus und Vertrauen in die Sinnhaftigkeit des menschlichen Lebens verbreiten – steht das Stück der zeitgenössischen Philosophie des Existenzialismus nahe und gilt als ein typisches Beispiel des Theater des Absurden der Jahre um 1950.

Am Ende gab es donnernden Applaus und stehende Ovationen!

Es waren super tolle Ruhrfestspiele, und ich freue mich heute schon auf die nächsten im neuen Jahr.