Spanien - Josés Heimat...

 

...kein Zweifel, dass ich dieses Land unbedingt bereisen wollte. Und so geschah es:

 

29. September 1989, Cristóbal Colón, Gran Teatro del Liceu in Barcelona

Diese Oper wollte ich nun unbedingt live erleben, zumal mir klar war, dass es nur diese Möglichkeit geben würde. Gesagt, getan. Ich versuchte zunächst vergeblich über das Liceu an Karten zu kommen. Aber, aufgeben gibt es bei mir nicht, also wandte ich mich an unseren Fan-Club, der mir hier wunderbar weitergeholfen hat. Mit zwei Wienerinnen, von denen eine der spanischen Sprache mächtig war, traf ich mich in Barcelona. Die Karten lagen, wie versprochen, bei der Sekretärin des Operndirektors für uns bereit. Es waren ganz tolle Logen-Plätze.

Dieses Mal sah ich mir die Stadt etwas an, nahm auch an einer Stadtrundfahrt teil.

Die Oper selbst handelt, wie der Name schon sagt, von Christoph Columbus, komponiert von Leonardo Balada. Es war etwas moderne Musik, sicher nicht mit den "normalen" Opern zu vergleichen. Das Stück wurde am 24. September 1989 dort uraufgeführt. Der Komponist Leonardo Balada hatte diese Oper eigens für José Carreras komponiert. Auf die Frage, was er denn gemacht hätte, wenn Herr Carreras nicht überlebt hätte, antwortete er, dass diese dann niemals zur Aufführung gelangt wäre, nicht mit einem anderen Tenor. Ich hatte also das Vergnügen, mir diese außergewöhnliche Oper ansehen zu dürfen. Sie gefiel mir ausgesprochen gut. Die Inszenierung war klassisch, die Besetzung mit José Carreras, Juan Pons und Montserrat Caballé hervorragend. Am schönsten jedoch war, dass wir uns mit einigen wenigen Zuschauern anschließend mit José an der Bühnentür unterhalten konnten. Man hatte uns einen Tipp gegeben, wo er herauskommen würde. Es war ein Nebenausgang, den nur wenige kennen. José nahm sich viel Zeit für uns. Ein so schöner Abschluss dieses tollen Opernabends!

Hier mal als kleiner "Service" der Inhalt der Oper, allerdings nur auf Englisch:

Synopsis

Introduction

The stage setting is the deck of the “Santa Maria”, captained by Columbus. The time of the action spans the departure from Palos and the arrival on American shores culminating in a shout of “Land Ahoy!” and followed by an epilogue that draws moral and philosophical connections as well as giving a brief glimpse of the future.

Although the stage setting remains fixed, it is the characters who evoke a back and forth fluidity of time and place in the minds of the audience.

Act I

As the opera begins, the women on shore wave goodbye to their sailor men on deck. Although there is an undercurrent of fear of the unknown, Columbus and Pinzón pray for a happy voyage. The scene ends with Columbus ordering anchors aweigh.

The following scene flashes back a year to the Convent in La Rábida when the Franciscan Fray Antonio de Marchena brings Columbus and Pinzón together, both having independently conceived the daring enterprise. Columbus, recounting his past and his dreams of discovering a new route to the East, sings that there are “Lands to be discovered that call us”. We are transported to the domain of the Catholic Monarchs and hear King Fernando assure us that Aragón is sufficiently preoccupied with its enterprises in the Mediterranean while Queen Isabella explains that her priority is the conquest of Granada. And yet she shows a glimmer of interest in Columbus’s project (“While the King and I conquer Granada, the experts will hear your ideas and they will decide.”) The experts—an advisor, treasurer, general, scientist, and bishop—make negative comments, while Columbus goes to and fro in an effort to persuade them, but the commissioners not only turn him down but brand him a madman. Back at the Convent at La Rábida, it is Pinzón who argues his case,

clarifying the origins of his ideas, a map he was given by a Cardinal from the Papal Court. Marchena is convinced by the two navigators’ plan and writes a letter to Isabella to solicit her backing. (A short interruption reminds us of the present moment as the sailors sing a merry song.) Then back in time, Columbus approaches the Throne of the Kings and presents the terms required for a successful enterprise. Recalling the burdens of the Granada conquest, Isabella laments “my coffers and people are exhausted…goodbye friend”; but she is contradicted by the King (“You are too cautious. Castile does not risk anything if nothing is discovered”). The Queen is convinced. She and Columbus give thanks to God “for He chose the hour and the moment in which we were to meet.”

We are briefly brought back to the harsh reality of the moment. On deck, the sailors plot, murmur their discontent and express their fears, but Pinzón assures them, drawing a picture of Andalusian colour. A brief but tense dispute between Columbus and Pinzón is resolved by Marchena’s intervention as the act concludes amidst singing and dancing.

Act II

The act’s opening serves as a brief reminder of the perspective of time, soon shifting back to the past as Columbus’s Jewish origins are recalled and he sees images of his people “expelled and being shipped midst tears” while a pilgrimage of Jews crosses the stage to a desolate song. Once again, time is mirrored in a triple leave-taking: the women of Palos bidding farewell to their men, the Jews to their homeland, and Columbus to his mistress, Beatriz, in Córdoba.

His reverie is soon interrupted by an angry Pinzón demanding a change of course and informing Columbus of the crew’s near rebellion. The captain accedes, ordering a change of course to the southeast. That done, he resumes his dreams of the past but they are again broken in on by the increasingly rebellious crew (“Let’s get rid of the Foreigner!’). Columbus is given two days to sight land or the ships will return homeward. In deep desolation, Columbus reverts to dreaming of a brighter past. He hears the surreal voice of Beatriz singing a lullaby to their little son but also cannot fail to hear the intrusively threatening voices of the sailors. All seems lost when, on the second day, shouts of “Land Ahoy!” are heard.

In a kind of epilogue, high-pitched violins and bird sounds suggest another world, a world in which a choir of Indians contrasts with the larger chorus that symbolizes all of humanity. There are prayers of thanksgiving but also intimations of an uncertain future. Five hundred years have passed and the most that mankind has to cling to is hope.

The sequel to this opera, Leonardo Balada’s La Muerte de Colón (Death of Columbus), spans the period from the return from the Indies to Columbus’s death in Valladolid. This recording is scheduled for release on Naxos 8.660193–94.

 

 13. - 23. Juli 1990, Hérodiade, Mérida

Diese Reise reizte mich doch sehr, und so buchte ich über "Siesta-Reisen" in Wien meinen Trip nach Andalusien. Mitreisende fand ich leider nicht, da es allen zu heiß war. Egal, ich fuhr los. Die Reise war soweit perfekt gebucht, die Eintrittskarten in einem Kartenbüro hinterlegt. Der Leihwagen ebenfalls gebucht. Das bereitete mir durchaus Kopfschmerzen, denn zu dem Zeitpunkt beliefen sich meine Autofahrten mehr auf Stadtverkehr, für größere Fahrten wurde der Zug genommen. Da ich aber wenig Lust verspürte, die Hälfte meines Aufenthaltes mit dem Warten auf den einzigen Bus am Tage zu verbringen, und ich Busfahrten nicht wirklich mag, nahm ich das in Kauf.

Ich nahm den Zug nach Frankfurt, weil ich ja nicht zweimal umsteigen wollte und der Flieger darüber hinaus am nächsten Tag recht früh startete. Als ich abends in meinem Hotelzimmer saß, kamen mir erste Zweifel und ich fragte mich selber, ob ich noch ganz bei Trost sei. So ganz allein auf weiter Flur, ohne spanische Sprachkenntnisse, keine Eintrittskarte in der Tasche, keine Hotelvoucher für die kleinen Hotels, kein Handy. Das würde ich zugegebenermaßen heute ganz gewiss so nicht mehr machen. Aber heute wäre es ja auch nicht mehr nötig. Klar auch, dass der Wagen kein Navi hatte.... Ich hatte mir vom ADAC kostenlos Straßenkarten besorgt. Hahaha, ich und Straßenkarten. Bei uns ist mein Mann der Kartenleser. Tja, da musste ich eben durch. Punkt. Die Begeisterung für José und das unbedingte Wollen trieben mich voran.

Am nächsten Tag flog ich dann nach Barcelona und von dort weiter nach Sevilla. Bei dem innerspanischen Flug fing ich mich unter all den Spaniern an wohler zu fühlen. Und als ich dann im Taxi saß und den Sonnenuntergang am Fluss sah, diese tolle maurische Bauweise, da wusste ich, ich hatte alles richtig gemacht. Ich checkte ins Hotel ein, das sehr gut war. Man hatte mir eine Telefonnummer genannt, die ich wählen sollte, um die Adresse der Kartenstelle zu erfragen. Netterweise sprach die Dame deutsch. Na, prima. Am darauffolgenden Tag holte ich mir mein Wägelchen ab. Es war ein weißer Corsa, und dann fuhr ich die 200 KMchen nach Almendralejo, einem kleinen Ort vor Mérida, da ich im Ort selber kein Hotel bekommen hatte. Die Fahrt durch diese schöne Landschaft genoss ich sehr.

Die Hotelbeschaffung in dem kleinen Ort war auch schon leicht abenteuerlich gewesen: das Reisebüro konnte nicht helfen, da die Hotels, wie erwähnt, keine Voucher herausgaben. Ich kann kein Spanisch, also fragte ich in unserem Übersetzungsbüro nach, welches uns immer mal aushalf. Dort arbeitete eine Spanierin. Vorher hatte mir die spanische Botschaft netterweise eine Liste mit Hotels gefaxt. So setzte sich die nette Dame ans Telefon und beschaffte mir diese 2 Hotels. Ich hatte nichs in der Hand, nur das Versprechen, dass es geklappt hatte. Nerven hatte ich damals.... Es klappte aber alles bestens, und so bezog ich meine bezaubernden kleinen Unterkünfte. Nachdem das erledigt war, wollte ich natürlich erstmal meine Karten in Händen halten. Also fuhr ich nach Mérida. Natürlich kannte ich mich nicht aus. So fragte ich ein paar junge Leute um Rat. Auch ohne Sprachkenntnisse beiderseits klappte das hervorragend: man machte mir eine präzise Zeichnung, und anhand dieser fand ich doch tatsächlich das kleine Kartenbüro. Die Tickets lagen dort auch wirklich für mich bereit. Heute wäre das doch undenkbar. 

Am nächsten Tag fing dann wegen der Hitze die Vorstellung erst um 23.00 h (!) an, und ich lernte die spanische Gastfreundschaft kennen: man hatte Picknickkörbe dabei. und so wurde "die allein reisende fremde Dame" gleich mit versorgt. Es war wirklich zu rührend.

Die Oper selber kannte ich überhaupt nicht, war aber sehr angetan von der Inszenierung, den Kostümen und der Musik selber. José war ein überaus berührender Jean, Montserrat Caballé gab die Salome, Elena Obratsova die Herodias und Juan Pons den Herodes. Also, eine tolle Besetzung. Um 3.00 h morgens war ich dann wieder im Hotel.

Am nächsten Tag fuhr ich für 3 Tage die "schlappen 300 KMchen" nach Lissabon. Ich hatte mir den Weg auf dem Falk-Plan sehr genau gemerkt. Eigentlich ganz einfach, sogar für mich... Nur, Baustellen sind da in der Regel leider nicht vermerkt.... Ich "verfranste" mich hoffnungslos. Und die Straßenbeschilderung in Lissabon war, zumindest damals vor rund 20 Jahren, geradezu abenteuerlich: der Straßenname stand irgendwo mitten auf der Straße an einem Haus.... Ja, wie soll man das denn dann finden? Nun, aufgeben galt nicht, ich hielt an und fragte einen jungen, sympathischen Portugiesen um Rat. Der sprach prima Englisch. Er erklärte mir, dass es viel zu kompliziert sei einem Ortsunkundigen den Weg zu erklären, er wolle mich dirigieren. Ich ließ ihn einsteigen, er war Vertrauen erweckend. Ja, und in "Nullkommanix" war ich vor meinem Hotel, bekam von dem reizenden Menschen ein Abschiedsbussi auf die Wange, und ehe ich mal Danke sagen konnte, war er schon wieder fort. 

Das Hotel war auch ausgezeichnet, leider ohne Restaurant, aber es gab die "barca d'or" um die Ecke gelegen.  Dort habe ich dann zu Abend gegessen. Das Hotel hatte einen eigenen Parkplatz, und so ließ ich den Wagen stehen und eroberte die Stadt zu Fuß, und ich buchte eine Ganztagestour mit dem Bus an die Küste; ein Abstecher nach Fátima war inbegriffen.

Dann ging es wieder zurück nach Merida, wo ich die zweite Vorstellung besuchte, am nächsten Tag fuhr ich für 3 Tage nach Sevilla - auch eine bezaubernde Stadt -. Mit dem Auto verfuhr ich mich natürlich auch dort. Ein äußerst charmanter Polizist hielt mich an, weil ich an einer Stelle gestrandet war, wo kein Autoverkehr erlaubt war. Zum Glück erkannte er gleich, dass ich einen Leihwagen fuhr und war wirklich sehr hilfsbereit und nett. Wir verständigten uns dann auf Französisch. Das klappte prima.

Am dritten Tag fuhr ich dann zum letzten Mal nach Mérida zur letzten Vorstellung. Von Mal zu Mal verstand ich die Oper besser. Am nächsten Tag flog ich via Madrid wieder heimwärts. Wie auch immer, es gab eine massive Verspätung bei dem Flug von Sevilla nach Madrid. In wirklich letzter Minute stieg ich abgehetzt in meinen Flieger nach Düsseldorf. Natürlich ohne mein Gepäck denn das kann ja nicht hinter dem Flieger herlaufen.... Ich bekam es einen Tag später mit dem Taxi gebracht.

Sehr positiv kann ich vermerken, dass ich bezaubernde Ferien hatte und ich auch als alleinreisende junge Frau keinerlei Probleme hatte. Mitunter liegt es sicher auch daran, wie man sich gibt. Mögen die Männer da noch so machohaft sein, ich habe eher das Gegenteil erfahren, nämlich dass man ausnehmend höflich und hilfsbereit mir gegenüber war. 

Ich habe diese 10 Tage in Andalusien und Portugal sehr genossen! Alleine reisen würde ich immer wieder, nur würde ich nicht mehr ohne sämtliche schriftliche Bestätigungen in der Hand auf Reisen gehen...

 

03. - 10. August 1990, Samson und Dalila in Perelada

Diese Reise machte ich mit 2 Bekannten, die ich anlässlich eines Liederabends in Frankfurt kennen gelernt hatte. Wir hatten uns auch hier einen Leihwagen genommen und wohnten in Figueres, dem Geburtstort von Salvador Dali. Eine wirklich schöne Gegend. Zwischen den zwei Vorstellungen fuhren wir auch nach Barcelona, ließen den Wagen dort stehen und besichtigten die schöne Stadt mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß. Beeindruckt waren wir vor allem auch von den fantasievollen Gebäuden von Gaudi. Das Picasso-Museum ist auch sehr sehenswert.

Die Aufführungen fanden im Hof eines alten Kastells statt. Dazu eine hinreißend kitschige Atmposhäre: sternenklarer Himmel, Vollmond und ein Teich mit Seerosen. Toll!

Die Oper selber kannte ich auch nicht, aber ich war sofort begeistert davon. José war so ein toller Samson. Seine Dalila gefiel mir nicht, es war Marjana Lipovsek. Sicher sang sie gut, aber sie passte nicht von der Optik her.

Nach der Vorstellung gingen wir noch nett essen. José kam später mit Gefolge ebenfalls in dieses Lokal, aber wir hatten Anstand genug, ihn nicht anzusprechen. Ich finde, jeder Künstler hat ein Recht auf sein Privatleben.

Auch diese Reise habe ich sehr genossen.

 

07. und 10. November 1993, Fedora, Gran Teatro del Liceu

Es war einfach nur schön, José mit Frau Freni in diesem schönen Haus erleben zu dürfen. Fedora ist ja wirklich eine großartige Oper, und Frau Freni bot einen mehr als berührenden Bühnentod. José als Loris war einfach nur hinreißend. Diese Rolle passt hervorragend zu ihm. Frau Freni gab anschließend noch eine Autogrammstunde.

Wie immer, machten wir natürlich auch hier Jagd auf Fotos. Ich hatte in Josés Buch "Singen mit der Seele" unter einigen Fotos den Namen eines spanischen Fotografen entdeckt. Auch ohne Internet fand ich heraus, dass er in Barcelona wohnte. Im Hotel baten wir dann eine Angestellte, doch mal dort für uns anzurufen und einen Besuchstermin zu vereinbaren, was sie gerne tat. Der Fotograf empfing uns tatsächlich und breitete seine Schätze vor uns aus. Es waren natürlich auch Aufnahmen von Opernaufführungen dabei, die wir nie gesehen hatten, also aus Josés Frühzeit. Wir durften soviele mitnehmen wie wir wollten. Der Preis war sehr bescheiden, und wir haben da gerne die gewünschte Summe aufgestockt. Letztendlich kann man so einen "Schatz" nicht in einer Geldsumme bemessen, denn der ideelle Wert ist einfach unbezahlbar.

Wir haben noch viel Zeit gehabt uns die Stadt anzusehen. Barcelona ist wirklich toll und mehrere Reisen wert!