Live-Erlebnisse in Deutschland
22. Januar 1986, Tosca, Grillo-Theater, Essen
Im Jahre 1986 sah ich also die eingangs erwähnte "Tosca" im "Grillo-Theater" in Essen. Die ursprünglich vorgesehene Sopranistin, Natalia Troitskaya, im Alter passend zu "Cavaradossi", entschwand bei der Probe mit wehenden Rockschößen angesichts der faschistischen Inszenierung und weigerte sich standhaft aufzutreten. Es half auch kein Überreden, sie verschwand. Nun war man gezwungen die Sopranistin auftreten zu lassen, die offensichtlich sonst auf der Bühne stand. Maria Abajan schien ihre beste Zeit hinter sich zu haben und passte zu den beiden jungen Sängern José Carreras und Kàroly Szilàgyi nicht wirklich, Ensemblemitglied hin oder her. Sie war sicher eine richtige Diva, passend zur Rolle und trug einen Pelzmantel, gestiftet von der Firma "A. Petermeyer & Söhne" (so stand es im Programmheft!) zur Schau und benahm sich auch divenhaft. Aber die Stimme... wirklich ganz schlimm. Nun, mein Fall war sie leider nicht.
José war aber viel zu sehr Gentlemen und sang die Lady nicht an die Wand, was ihm mit seinem ebenbürtigen Kollegen mühelos gelungen wäre. Nein, beide hielten sich dezent zurück. Sicher, die Inszenierung war schon ziemlich militant, aber deswegen gleich den Auftritt zu verweigern, also das fand ich schon übertrieben. Ich erinnere mich noch, dass José wie ein "Eisverkäufer" in seinem weißen Kittel aussah. Aber was waren denn schon diese läppischen Äußerlichkeiten angesichts dieser wundervollen Stimme, dieser herrlichen Darstellung! José und Herr Szilàgyi machten alles wieder wett, und am Ende spendete ein hochzufriedenes Publikum frenetischen Applaus.
"Tosca" gehört zu meinen Lieblingsopern, allein schon das "Te deum" im ersten Akt ist einen Besuch wert.
Ich habe tatsächlich das alte Programmheft gefunden und scanne es mal ein. Eine tolle Erinnerung, wie ich meine, zumal es ja meine erste Live-Begegnung mit José war.
Comeback-Konzerte 1988:
18. Oktober 1988 Philharmonie, Köln, Konzert
Drei Tage vor dem Konzert entdeckte ich in der Zeitschrift "Klassik-Akzente" obigen Termin. Ich hatte keine Hoffnung, da noch eine Karte zu bekommen. Dennoch versuchte ich mein Glück. Hartnäckig war ich schon immer. Ich rief in der Philharmonie an, und erfuhr zu meiner Riesenfreude, dass es noch ganz vereinzelt Karten gab. Ich griff gleich zu, ließ sie mir reservieren und fuhr, da man aufgrund der Kurzfristigkeit die Karte nicht mehr an mich rausschicken konnte und ich auf gar keinen Fall diese erst am Auftrittstag an der Abendkasse abholen wollte, mit meinem Mann nach Köln und stand wegen Ferienbeginns dann im Stau. Ich hätte ins Lenkrad beißen mögen. Zum Glück kam ich kurz vor knapp mit hängender Zunge und klopfendem Herzen in der Philharmonie an und nahm meine Karte in Empfang. Ach, was für ein Schatz war dies für mich! Ich wusste, dass ich viel zu aufgeregt sein würde, nach dem Konzert heimzufahren, also nahm ich mir ein Hotelzimmer ganz in der Nähe.
Die nächsten 3 Tage schlief ich so gut wie gar nicht. Dann kam er, der große Tag. Ich hatte mich aufgehübscht und saß dann mit riesigem Herzklopfen in der 9. Reihe (es war trotz der Kurzfristigkeit noch ein toller Platz) und wartete darauf, dass José die Bühne betrat. Wie berührt war ich als ich ihn sah. Er lebte, und ich durfte das live mit erleben. Das Programm bestand aus zum Teil mir bis dahin unbekannten Liedern. Begleitet wurde er am Flügel von Lorenzo Bavaj. Weitere Teilnehmer waren der Coral Salvé de Laredo.
Es war eine wirklich sehr berührendes Programm mit einem noch berührenderen José. Ich befand mich die ganze Zeit in einer anderen Welt und schwebte Tage später noch auf Wolke 7. Mir laufen heute noch Schauer über den Rücken angesichts der Erinnerungen.
Ich war nur froh, dass ich nicht nach Hause musste und in Köln übernachten konnte.
Dass ich ihn recht bald wiedersehen würde, ahnte ich ja damals noch nicht, auch nicht, dass von da an die Jagd auf Termine und Karten eröffnet war...
24. November 1988 Liederabend in der Philharmonie, München
Kurze Zeit später erfuhr ich, wiederum aus einer Klassik-Zeitschrift, von diesem Konzert. Ich wusste, ich MUSSTE das erleben. Völlig egal, dass dieses Mal nicht nur ein Hotel, sondern auch ein Flug gebucht werden musste. Meine Umwelt verstand das nun nicht, dass ich nur knapp 5 Wochen später schon wieder unterwegs war. War mir aber einerlei. Ich wollte José live erleben.
Von der Stadt sah ich nicht viel, ich nahm mir anfangs wenig Zeit, um nur ja nicht zuviel Urlaub nehmen zu müssen. Die Konzerte fanden ja nicht mir zuliebe am Wochenende statt... Und mein damaliger Arbeitgeber musste auch besänftigt werden. Also nahm ich oft genug nach etwas vorgezogenem Feierabend einen Flieger, Zug oder auch mal das Auto. Und das auch noch am Auftrittstag. Am nächsten Tag sah ich dann zu, frühest möglich wieder daheim zu sein, auch ins Büro ging es oft genug noch nach einem tollen Erlebnis. Was für ein Stress!? Ja, war es, aber ich habe es nie bereut. Günstiger waren selbstredend Auftritte am Wochenende, dann konnte ich mir etwas mehr Zeit lassen und einen Tag vorher starten.
Der Liederabend war komplett anders als das Konzert in Köln. Diese Stücke kannte ich eigentlich gar nicht, war aber komplett begeistert. José sang französische, italienische und spanische Lieder von Fauré, über Puccini und de Falla bis Tosti. Begleitet wurde er von Ronald Schneider. Am Ende gab es dann noch einige Zugaben. Auch dies war wieder ein unvergleichliches Erlebnis. Das Publikum war mindestens so hingerissen wie ich!
03. Juni 1989, Liederabend in der Alten Oper, Frankfurt
Dies war zum Glück ein Wochenende. Mittlerweile war ich Mitglied des Wiener Fanclubs geworden und wurde so noch besser mit Terminen versorgt. Wie erwähnt, das Internet stand damals noch nicht zur Verfügung. Man griff zum Telefon, wenn man eine Karte wollte, man schickte Faxe oder Briefe. Aber es führte immer zum Erfolg!
An diesem 3. Juni also beglückte uns José mit einem Liederabend in der "Alten Oper".
Da ich José das letzte Mal am 24.11.1988 in der Münchener Philharmonie gesehen hatte und unter entsprechenden "Entzugserscheinungen" litt, freute ich mich natürlich ganz besonders auf diesen Liederabend.
Das Konzert verzögerte sich ein wenig, was offensichtlich daran lag, dass man zusätzliche Sitzgelegenheiten schaffen musste für eine Reihe von Zuschauern, die seitlich oben auf dem Balkon standen.
Im Gegensatz zu der doch leider recht kalt wirkenden Münchener Philharmonie ist die "Alte Oper" wirklich sehr schön, und die Atmosphäre war demnach von Anfang an viel besser.
Alle warteten gespannt auf "IHN", und als José dann die Bühne betrat, wurde er gleichsam auf einer Woge des Beifalls und der Zuneigung getragen, was er in seiner so lieben und sympathischen Art gerührt annahm.
Es ist mir immer wieder eine große Freude, José auf der Bühne zu erleben; er singt nicht einfach sein Programm herunter, sondern interpretiert jedes Lied sehr sanft und mit viel Herz, ein trauriges Lied mit der notwendigen Portion Wehmut und Verzweiflung und ein fröhliches Stück entsprechend gesetzt und munter.
José ist immer glaubwürdig und ehrlich genau wie auf der Opernbühne, wo er seine Rollen nicht einfach nur spielt, sondern "lebt".
Am Ende verwöhnte uns José mit drei Zugaben, u. a. mit dem immer wieder beliebten "Granada" und "Core n'grato". José hat uns alle mal wieder froher und glücklicher gemacht.
Mit dem herrlichen Gefühl, José am 11. Juni in Berlin wieder zu erleben zu dürfen, begab ich mich in mein Hotel.
1989 wurde zu einem sehr aufregenden Jahr, und ich war ständig "on tour"
11. Juni 1989, Liederabend in der Philharmonie in Berlin
Ja, ja, die Abstände wurden kürzer, José hatte für mich damals durchaus einen kleinen "Sucht"faktor... Das Programm unterschied sich nicht von dem in Frankfurt. Stört so etwas einen wahren Fan? Nein, nicht im geringsten. Man freut sich über jede Begegnung und genießt die herrlichen Stunden, die man geboten bekommt. Berlin ist inzwischen "meine Stadt", die ich 3-4 mal jährlich besuche. Schade, dass José keine Opern mehr singt und somit hier nicht mehr auftreten wird.
Bevor ich mich aber auf diesen Liederabend freuen konnte, galt es zunächst, eine kleine Schwierigkeit aus dem Weg zu räumen:
Wenn ich nicht zu nachtschlafender Zeit am Montagmorgen Berlin wieder verlassen wollte, benötigte ich einen Tag Urlaub. Leider befand sich meine Kollegin, die mich während meiner Abwesenheit immer vertrat, in Ferien. Aber - oh, Wunder - mein Chef war milde gestimmt und ließ mich ziehen.
Mit einem Blumenstrauß für José "bewaffnet", machte ich mich am 11. Juni auf den Weg zur Philharmonie.
Die Stimmung dort war wirklich sehr gut. Jedes Publikum hat ja so seine Eigenart - mag das Münchener Publikum am Anfang etwas reserviert gewesen sein, am Ende "drehte man doch voll auf" - aber in Berlin war die Stimmung von Anfang an nicht nur gut, sie war super. Als José dann endlich die Bühne betrat, standen spontan sehr viele Zuschauer auf, um ihn sehr lieb und ganz herzlich zu begrüßen. Auch hier, wie schon bei all den anderen Liederabenden empfing ihn gleich zu Anfang tosender Beifall, bevor er überhaupt mit seinem Programm beginnen konnte.
Was mir immer wieder an José gefällt, ist die Art und Weise wie er den Applaus entgegennimmt: da steht kein arroganter, eingebildeter "Divo", der denn Beifall als selbstverständlich ansieht, sondern ein unsagbar lieber, netter, wunderbarer Mensch, der sichtlich gerührt ist und sich echt über die Liebe freut, die ihm entgegengebracht wird.
José sang sein bewährtes und immer wieder beliebtes Programm wunderschöner Lieder wie z. B. "le manoir de Rosemonde" oder "Ideale".
Jedes Lied wurde mit frenetischem Beifall bedacht. Was natürlich besonders toll war: José war in richtiger Spendierlaune und gab sechs Zugaben, u. a. "Granada" und "Core n'grato".
Der Applaus und die Rufe "José, wir lieben Dich" wollten und wollten nicht enden.
José hat uns wieder einmal beglückt und war einfach wunderbar!
07. Juli 1989, Liederabend in der Musikhalle in Hamburg
Wieder ein wunderbares Live-Erlebnis mit den mir inzwischen immer bekannter gewordenen Liedern. Ich habe sie natürlich auch auf CD und höre sie mir gerne immer mal wieder an. Natürlich ersetzt dies keinen Live-Auftritt. Und ich wollte einfach nichts mehr "verpassen", also wurde das gleiche Programm - mit kleinen Abweichungen - immer wieder angehört, nur die Schauplätze wechselten. Ich habe auf diese Weise viele deutsche Städte bereist, die ich sonst sicher nicht besucht hätte. Heimatkunde à la José
"Misa-Criolla-Tournee"
06. Dezember 1989, Musikhalle in Hamburg
Hier in Hamburg startete José seine Tournee mit der Misa Criolla durch die Bundesrepublik (am 04.12. war er ja bekanntlich als Ersatz für London in Dublin).
Zu Beginn des Konzertes sang zunächst der Chor, den sicher viele aus dem Fernsehen kennen (Filmaufnahmen bei der Plattenaufnahme zur "Misa Criolla") und erfreute uns mit drei Liedern. Sehr schöne Melodien!
Ja, und dann kam unser lieber José und sang, begleitet von Lorenzo Bavaj, bekannte Weihnachtslieder, wie zum Beispiel "Adeste Fideles", "Mille Cherubini", aber auch mein persönliches Lieblingslied religiöser Art: "Panis Angelicus". Anschließend folgte eine Folkloregruppe, die unter anderen - auf recht ungewöhnlichen Instrumenten - "El Condor Pasa" und ähnliches vortrug.
Am Ende - ohne Pause - kam dann die "Misa Criolla" unter der Leitung von Ariel Ramirez. Aber natürlich war das Konzert damit noch nicht zu Ende: José gab noch vier Zugaben, u. a. das unverwüstliche "Granada" und "Core n'grato". Der Chor sang ihm dann noch ein "Happy Birthday" auf spanisch. José war richtig überrascht und freute sich sehr (sein Geburtstag war bekanntlich am Vortag).
Die Stimmung war wirklich super - von wegen kühle Norddeutsche! Keine Spur! Herrlich war's!
Mit seinen Blumen und Präsenten konnte José mal wieder einen Kleintransporter füllen. Der Applaus wollte und wollte einfach nicht enden. Es war kaum zu glauben, wie oft José wieder auf die Bühne "zurück geklatscht" wurde. Ich kann hier nur noch sagen: Danke, lieber José, es war wunderbar und hinreißend - wie immer!!!!
10. Dezember 1989, Alte Oper Frankfurt
17. Dezember 1989, Philharmonie, Köln
19. und 20. Dezember 1989, Austria Center, Wien
22. Dezember 1989, Philharmonie, München
Das Programm war immer identisch.
Tja, und diese Tournee habe ich fast vollständig mitgemacht. Nach dem Konzert in Köln bestieg ich den Nachtzug nach Wien und von dort ging es nahtlos nach München.... Ich hatte mir etwas mehr Zeit nehmen können...
Die "Misa Criolla" ist ein ganz wunderbares Werk von Ariel Ramirez. Ich mag diese Messe sehr, und live war es natürlich noch viel schöner. Was war das für eine wunderschöne Adventszeit. Ich habe diese Woche noch heute in lebhafter Erinnerung, zumal ich endlich mal mehr Zeit hatte und mir auch mal meine Umgebung ansehen konnte.
Den Rest des "Carreras"-Jahres verbrachte ich im Ausland. Dazu mehr in einem entsprechenden Ordner...
28. Februar 1990, Liederabend im Kuppelsaal, Hannover
Was sich bei dieser Tournee abgespielt hat, spottete wirklich jeder Beschreibung, und ich habe damals nicht mit entsprechenden Kritikbriefen an die Verantwortlichen gespart.
Nürnberg war eigentlich noch das einzige Konzert, das man durchgehen lassen konnte vom Ambiente her. Aber Hannover war schon echt schlimm. Dass es nicht ausverkauft war, lag nicht an José, das war ein organisatorischer Fehler der Konzertagentur. Die Termine kamen nach der Misa Criolla Tournee zu früh in angrenzende Städte, die im Dezember besucht wurden. Jedoch mit etwas mehr Fingerspitzengefühl hätte man durchaus etwas retten können. Man hätte beispielsweise die Leute vom zweiten in den ersten Rang setzen können, dann wäre die Möglichkeit gegeben gewesen, die leeren Ränge mit Vorhängen abzudecken. Das hätte gewiss besser ausgesehen, aber dies hatte man unterlassen, und so musste José auf zum Teil erschreckend leere Ränge gucken. So etwas schmerzt jeden Künstler und jeden Fan.
Die Bühne war trostlos, ohne Blumen, nicht mal anständig geputzt, und den Flügel hatte man auch nicht von einem Meer von Fingerabdrücken befreit. Das Publikum war grässlich, weil die Leute keine Ahnung hatten und nicht wussten, wer da auf der Bühne stand. Man hatte mit Freikarten (!!!) Leute in die Halle gelockt, damit diese nicht noch leerer war... In Bremen im übrigen auch...
24. Februar 1990, Nürnberg, Meistersinger Halle, Liederabend
Dies war noch das beste Konzert vom Ambiente her. Das Programm - siehe entsprechenden Ordner - war in allen drei Konzerten gleich.
04. März 1990, Stadthalle Bremen, Liederabend
Der Tiefpunkt dann war Bremen: So selig wir waren, unseren José so oft hintereinander live erleben zu dürfen, so verärgert waren wir über die Auswahl der Lokalitäten bei dieser Tournee. Es war einfach nur profitgierig und dumm vom Veranstalter, so kurz nach der "Misa-Criolla"-Tournee, die in die Nachbarstädte geführt hatte, nun in so große Hallen zu gehen. Die Bremer Stadthalle war absolut unterirdisch vom Ambiente her, völlig lieblos zurecht gemacht mit Plastik(!!!)blumen an der Bühne, die Bühne selber starrte vor Dreck, es war so unwürdig wie nur was. Für solche Profitgeierei ist José zu schade. Und natürlich war es nicht ausverkauft. Wir haben uns damals wirklich gefragt, wieso man nicht "die Glocke" in Bremen gebucht hatte. Klein, fein und angemessen. Die wäre dann ausverkauft gewesen. Aber nein, es musste diese hässliche Halle, die sonst für Radrennen und andere Dinge benutzt wird, sein. Es war gewiss kein Gewinn, der da gemacht wurde.
José tat mir und auch allen anderen nur leid, zumal auch das Publikum (angelockt mit Freikarten (!!!!) ) schlimm war. Die wussten dieses Juwel doch gar nicht zu schätzen.
Am Ende standen wir, der harte Kern, an der Bühne, und man sah es José an, dass er sich freute vertraute Gesichter zu sehen. Er ließ sich, ganz Profi, nichts anmerken, aber wir spürten, dass auch ihm dieses "Ambiente" missfiel.
03. und 10. November 1990, Liederabend mit Orchester, Alte Oper Frankfurt
Wieder einmal verschlug es mich nach Frankfurt, wo ich jeweils einen Liederabend mit Orchester genießen durfte. Die mir bekannten Lieder klangen mit Orchester mal ganz anders als sonst mit Piano. In diesem Falle hatte ich das Glück bei Bekannten übernachten zu können, und ich konnte bei der Entfernung mal wieder mit dem eigenen Auto anreisen. Da es 2 Wochenenden waren, konnte ich mühelos beide Konzerte besuchen.
06. Juli 1991 Open-Air-Konzert im Schlossgarten Schwetzingen
Dieses Mal gab es neben den bekannten Liedern aber auch Arien aus berühmten Opern.
01. November 1992 Liederabend in der Oper Leipzig
Während der Zugfahrt hatte ich ein höchst interessantes Gespräch mit einer Mitreisenden, die sich als Mitarbeiterin von Kurt Masur herausstellte. Nie sind mir so viele Stunden Zugfahrt so schnell vergangen. Solche Gesprächspartner mag ich sehr.
Es war ein, wie immer, berührender Liederabend mit dem bewährten Pianisten Lorenzo Bavaj. Auch stimmte hier das Ambiente. Und es gab sehr viele Zugaben. Das Publikum wusste dieses Juwel wirklich zu schätzen!
18. Dezember 1992 Carmen in der Westfalenhalle Dortmund
Dieses Mal also ein Opern-Spektakel vor riesiger Kulisse. Warum auch nicht? Die Arena in Verona ist ja auch riesig. Man kann da geteilter Meinung sein, mir hatte es aber durchaus gefallen. Die Musik ist ja sehr populär, die Handlung kennt jeder, und so eine Oper kann man, wie auch "Aida" durchaus mal in so einem Rahmen aufführen. Ich ziehe selbstverständlich die Intimität eines schönen Opernhauses vor, dennoch war es ein schöner Abend.
16. Juli 1993, Open-Air-Konzert in Münster auf dem Schlossplatz
"I'm singin' in the rain..." wäre sicher an diesem Tag mehr als passend gewesen. Und mal ehrlich: man hübscht sich auf, und was muss man der Not gehorchend tun? Unter einer Regenhaut verschwinden.... Aus Rücksicht anderen Zuschauern gegenüber bleibt der Schirm ja nun mal zu und unten.
Aber all dies konnte uns nicht die Laune verderben. José war da und er gab uns ein super tolles Konzert zusammen mit seiner netten Kollegin Isabel Rey. Es war eine bunte Mischung aus Opern- und Operettenmelodien. Man konnte schwelgen, man konnte mitschunkeln. Und es gab massenhaft Zugaben. Der Zugabenteil war fast so lang wie das Konzert selber. Wie schrieb die Zeitung so schön "José war in Spendierlaune".
29. Juli 1993, Open-Air-Konzert vor dem Schloss Ehrenhof in Rastatt
Dies war das gleiche Programm, aber bei wesentlich besserem Wetter.
Am Nachmittag vor dem Konzert schauten wir uns den Ort des Geschehens schon einmal an und sahen einige Presseleute. Da wir ja immer auch die Presseartikel sammelten, fragten wir, von welcher Zeitung sie seien. Und man befragte uns, ob wir "richtige" Fans seien. Klar, waren wir das - bin ich ja heute noch - und so wurden wir noch interviewt. Diesen Spaß haben wir einfach mal mitgemacht.
05. Dezember 1993, Galakonzert in der Alten Oper Frankfurt
Die Alte Oper in Frankfurt ist doch immer wieder ein schöner Ort für ein Konzert. Und wie oft durfte ich dabei sein.
An diesem Abend gab es etwas Besonderes: José und Agnes Baltsa bestritten das Programm. Jeder sang mal eine Arie alleine, dann wiederum im Duett, und Plácido Domingo dirigierte das Ganze. Man kann sich vorstellen, wie schön das war, zumal auch die Arienauswahl sich sehen lassen konnte.
Frau Baltsa hatte ich oft genug in Opern bewundern dürfen, nur in Konzerten war es mir bislang nicht möglich gewesen, sie zu sehen und zu hörten. Optisch war sie eine wahre Augenweide, und ihre Vorträge wunderschön. Vor allem gefielen mir die Rossini-Arien, bei denen sie immer wieder brilliert (dies konnte ich oft genug im Fernsehen feststellen).
José war fantastisch, und eine besondere Freude war es für mich, dass er dieses herrliche Duett aus "Norma" sang. Das Programm enthielt viele Arien und dafür weniger Lieder. Eine schöne Abwechslung.
Die alberne Kritik aus der "FAZ" vergisst man besser, jene Dame, die augenscheinlich in einem anderen Konzert war. Aber vielleicht sollte sie beim nächsten Mal die Sonnenbrille ab- und die Pop-Cassette aus den Ohren nehmen....
Herr Domingo am Pult - etwas ungewohnt, aber toll!
Bei den Zugaben gab es einiges zu lachen. Bei "Lippen schweigen" übertrieb Frau Baltsa ihr "ich hab Dich ja so lieb" dermaßen, dass man nicht mehr an sich halten konnte vor lachen. Köstlich.
Dann sangen unter der Leitung von Herrn Domingo alle Zuschauer "Happy Birthday" für José, der sichtlich gerührt und erfreut war.
Und danach folgte Josés kleine "Rache" (so sah es für den Zuschauer zumindest aus). Es folgte das "Brindisi". Frau Baltsa fragte entsetzt "was soll ich denn bloß machen? Das kann ich doch gar nicht"... José störte sich gar nicht daran und fing ungerührt an zu singen. Als ihr Einsatz kam, zuckte sie vorher die Schultern in Richtung Publikum und fing an. Als sie fertig war, gab sie einen hörbaren Seufzer der Erleichterung von sich. Wieder amüsierte sich das Publikum.
Ich hatte den Eindruck, dass José sehr spendierfreudig in Bezug auf die Zugaben war, aber da wollte Herr Domingo nicht mitspielen. In seiner bewährten Manier griff er nach dem ersten Geiger und verließ die Bühne. Das macht er immer so. José guckte etwas erstaunt, er fühlte sich sichtlich überrumpelt, und das Publikum konnte es erst gar nicht fassen, dass das Ende so abrupt kam.
Aber egal, der Abend war hinreißend, und ich bin froh dabei gewesen zu sein.
23. Dezember 1993, Weihnachtsgala , Westfalenhalle Dortmund (ursprünglicher Termin mit anderem Titel: 12.09.93)
Einen Tag vor Weihnachten wurden wir von José, Ilona Tokody und den Steverlerchen aufs Fest eingestimmt.
Der erste Teil bestand aus Arien und Liedern, im zweiten Teil wurden bekannte Weihnachtslieder vorgetragen. Auch bezüglich des Zugabenteils war José spendabel wie immer. Zum Schluss sangen José und Frau Tokody jeweils eine Strophe von "Stille Nacht", danach wurde das Publikum mit einbezogen. Es war ein ausgesprochen schöner und stimmungsvoller Abschluss dieses Konzertes.
José war sichtlich gut drauf und zu Scherzen aufgelegt. Auch die wenig ansprechende Westfalenhalle war hübsch geschmückt worden.
Dass der Zuschauerraum leider wie ein "Schweizer Käse" aussah, war wirklich schade, aber die Schuld war bei dem Veranstalter zu suchen. Die Terminplanung war mal wieder ein schlechter Witz.
Der 23.12. war ein langer Donnerstag damals, und damit war es schon einem großen Teil der Fans/Interessenten nicht vergönnt teilzunehmen, da die Geschäfte bis 20:30 Uhr geöffnet hatten, das Konzert um 20:00 Uhr begann. Auch die Fans von auswärts sind reihenweise weggeblieben, weil kaum jemand große Lust verspürte einen Tag vor Heilig Abend sich auf Bahn und Autobahn zu begeben, bei aller Liebe zu José.
Ich hatte schon eine Weile vorher beim Veranstalter angerufen und auf diesen unmöglichen Ersatztermin für den ursprünglichen 12.09. hingewiesen. Auf meinen Hinweis, dass das Konzert mit Sicherheit vor leeren Rängen stattfinden würde, meinte die "reizende Dame" am anderen Ende schnippisch "ist mir doch wurscht, ist ja nicht meine Sache"...
Aber es gab noch eine unschöne Begebenheit:
Durch die Dummheit und Dreistigkeit einer Zuschauerin drohte dieser herrliche Abend in einem Fiasko zu enden: besagte "Dame" hatte verbotenerweise das Konzert mitgeschnitten. Soweit, so gut oder schlecht. Man darf ja alles, sollte sich aber nicht erwischen lassen. Nun, sie war aber letztendlich so blöd und dreist und hielt ihr Cassettenteil vor der Bühne stehend hoch in die Luft. Die Ordner, die ohnehin nicht besonders nett und freundlich waren, und die wir mit Mühe und Not dahingehend besänftigt hatten, dass wir doch wenigstens am Ende fotografieren durften, wie sonst auch, waren danach natürlich restlos sauer. Danach durfte niemand mehr fotografieren. Ich konnte beobachten, dass praktisch neben jedem Zuschauer, der eine größere Kamera bei sich hatte, ein Ordner postiert war. Neben mir stand auch einer und schaute mich provozierend an. Wenn ich den Apparat auch nur in die Hand genommen hätte, wäre ich ihn losgeworden.
Inkonsequenz der Ordner, die Trulla durfte am Ende ihr Band behalten. Sie hatte zwar nicht alle Zugaben, aber das Konzert an sich. Solchen Leuten müsste man mal einen ordentlichen Denkzettel verpassen, und zwar in der Form, dass man ihnen künftig die Cassetten abnimmt und vernichtet. Denn durch dieses dumme Verhalten waren alle anderen, vernünftigen, Fans betroffen. Ich frage mich nur, wie die im umgekehrten Fall reagiert hätte...
Aber ansonsten war es natürlich ein stimmungsvoller Abend und ein wunderschöner Abschluss meines "Carreras-Jahres".
23. Februar 1994, Liederabend in der Philharmonie Köln
28. April 1994, Liederabend , Tonhalle Düsseldorf
José wurde begleitet von Lorenzo Bavaj und sang das bewährte, geliebte und schöne Liedprogramm.
29. Juni 1994, Konzert, Saarlandhalle Saarbrücken
Die Saarlandhalle ist glücklicherweise keine dieser Riesenhallen ohne Atmosphäre. Sie eignet sich ausgezeichnet für derlei Konzertereignisse.
Unser Glück war auch, dass der Manager "seinen Dirigenten" nicht durchsetzen konnte, sondern dass man seitens der Saarlandhalle auf den eigenen Dirigenten des Saarländischen Rundfunkorchesters bestand. Und das war auch gut so, der kannte das Orchester schließlich bestens. Was mir positiv auffiel, waren die Zuschauer, die sicherlich nicht nur aus eingefleischten Fans bestanden. Dass damit nämlich sehr vieles steht und fällt, konnte ich bei den nächsten Konzerten feststellen. Hier jedenfalls war eine warme und sehr angenehme Atmosphäre, was ungeheuer auf José und Isabel Rey, die ihn begleitete, wirkte. Die beiden waren bestens aufgelegt und hatten am Ende die "Spendierhosen" an, was die Menge der Zugaben betraf.
Über das Programm verliere ich nicht groß Worte, es war bewährt und kam sehr gut beim Publikum an. José und Isabel Rey bescherten uns einmal mehr einen sehr, sehr schönen Konzertabend.
Juli 1994, Konzert, Gerry Weber Stadion, Halle
Zunächst hatte ich schon ein wenig Bedenken, denn die grässliche Stadthalle in Bremen war mir noch in sehr schlechter Erinnerung geblieben, aber wir wurden sehr angenehm überrascht: Trotz dieser Massenveranstaltung (es waren 10.000 Zuschauer gekommen), gab es keine "Massenabfertigung". Im Gegenteil, es war alles gut organisiert - nur der Weg zu den Parkplätzen war etwas beschwerlich, das hätte man vielleicht etwas besser organisieren können. Hier stimme aber sonst auch wirklich alles. Auch an diesem Ort empfing José und Isabel Rey ein sehr nettes Publikum, das den Abend mehr als genoss.
Dass es beiden gefiel, zeigte auch hier die Menge der Zugaben. Das Programm war das gleiche wie in Saarbrücken.
Ein wirklich schöner Sommerabend!
01. Dezember 1994, Liederabend in Lübeck in der Musik- und Kongresshalle
Wieder einmal stand ein vorweihnachtliches Konzert auf dem Programm. Lübeck ist auch eine sehr, sehr schöne Stadt, die sich uns im adventlichen Glanz präsentierte. Wir hatten uns etwas Zeit mitgebracht und konnten uns diese schöne Stadt noch etwas ansehen, bevor wir uns abends von José einnehmen ließen.
22. Oktober 1994, Liederabend, Braunschweig Stadthalle
05. März 1995, Liederabend, Stadthalle Kassel
08. Oktober 1995, Liederabend in Aachen im Europasaal
11. Oktober 1995, Liederabend in Mainz, Rheingoldhalle
Lorenzo Bavaj begleitete José in bewährter Weise durch diese, wie stets wunderbaren Liederabende.
08. Juli 1995, Open-Air-Konzert, Ehrenhof Schloss Mannheim
Bei diesem Konzert wurde José wieder einmal von Ilona Tokody begleitet
03. August 1996, Konzert der Drei Tenöre, München Olympiastadion
Dieses Spektakel wollte ich mir ja wenigstens einmal ansehen, und wenigstens einmal Luciano Pavarotti live erleben. Es hat sich wirklich gelohnt, wir bekamen einen kurzweiligen Abend geboten. Aber einmal war genug.
20. Oktober 1996, Liedernachmittag, Musikhalle Hamburg mit Felice Venanzoni
10. April 1997, Liederabend, Alte Oper Frankfurt mit Lorenzo Bavaj
An diesen Abenden sang José Lieder von Opernkomponisten u.a. von Bizet, Massenet, Verdi, Zandonai, Leoncavallo und Puccini. Was soll ich sagen? Es waren wie immer ganz, ganz tolle Abende.
22. August 1997, Operngala mit Agnes Baltsa und Plácido Domingo, Hamburg Rathausmarkt
Endlich war die viermonatige, unfreiwillige "Nulldiät" (José hatte seine Deutschland-Tournee aufgrund einer Erkrankung leider absagen müssen), die uns José zwangsweise verordnet hatte, vorüber. Wieviel er wert ist und dass er unersetzlich ist, wussten wir Fans ja schon immer. Aber was man uns teilweise - Verona! - als Ersatzkost anbot, spottete jeder Beschreibung. Also hat man sich notgedrungen mit "Konserven" über Wasser gehalten.
An diesem Wochenende machten wir uns hoffnungsfroh und voller Erwartung auf den Weg nach Hamburg, wo uns José schon so viele schöne Stunden bereitet hatte, zuletzt beim Liedernachmittag im Oktober 1996. Ein erster kurzer Check am Vortag ergab, dass die Bühne auf dem Rathausmarktplatz aufgebaut wurde. Unsere Hoffnungen stiegen, denn diese Vorbereitungen ließen den Schluss zu, dass das Konzert tatsächlich stattfinden würde.
Am Nachmittag des darauffolgenden Tages, als wir auf dem Weg zurück ins Hotel am Rathaus vorbeikamen, waren die letzten Vorbereitungen für den Abend im vollen Gange. Techniker führten einen Soundcheck durch, und auch das Orchester kam nach und nach auf die Bühne. Natürlich hatten wir nichts Besseres zu tun als uns die Orchesterprobe anzuhören und uns auf den Abend einzustimmen. Zu unsere Freude erschien dann auch José, offensichtlich bester Laune, mit einem Becher Kaffee auf der Bühne. Schon die ersten Töne, die er sang, ließen für den Abend Großartiges erwarten - das einmalige Timbre schlug uns sofort in seinen Bann, die Stimme war kraftvoll und frei. Keine Frage, dass wir trotz des inzwischen eingesetzten und stärker werdenden Regens ausharrten. Auch Frau Baltsa und Frau Rey, die ebenso augenscheinlich gut aufgelegt waren, konnten wir bei den Proben schon hören.
Kurz nach 18:00 Uhr machten wir uns dann auf den Weg ins Hotel, um uns in Schale zu werfen, was angesichts des Nieselregens nicht ganz einfach war. Aber als hartgesottener Fan steckt man auch das natürlich weg. Wozu gibt es schließlich Regenmäntel?
Dermaßen gut ausgerüstet trafen wir dann wieder rechtzeitig auf dem Rathausmarktplatz ein. Dass José Fans in aller Welt hat, ist hinlänglich bekannt. Aber offenbar hat er Bewunderer auch an höherer Stelle, denn pünktlich zum Konzertbeginn schloss Petrus die Schleusen, und wir konnten das Konzert ohne Berieselung von oben genießen.
Und ein Genuss war es! Wir hatten das Gefühl, als wollte José uns mit jedem einzelnen Ton für die lange Durststrecke entschädigen. Er sang sich buchstäblich die Seele aus dem Leib. Frau Baltsa und Frau Rey standen ihm da in nichts nach. Erwähnt seien nur die Duette aus "Cavalleria Rusticana" und "L'Africana". Ganz besonders bejubelt wurden natürlich die beiden deutsch gesungenen Beiträge, sein sehr innig vorgetragenes "Dein ist mein ganzes Herz" und das gefühlvolle Duett "Lippen schweigen" mit Frau Baltsa. Dermaßen reich beschenkt, schwebten wir nach drei herrlichen Stunden auf Wolke 7 zurück in unser Hotel.
Hamburg ist eine Weltstadt und zweifellos immer eine Reise wert. Aber ein Auftritt unseres Tenors wertet jede Stadt, ob bedeutend oder nicht, um ein Vielfaches auf.
26. Dezember 1997, festliches Weihnachtskonzert, München Olympiahalle
Ich hatte meinem Mann ein nicht ganz uneigennütziges Weihnachtsgeschenk gemacht, indem ich ihm eine Reise nach München mit einer Eintrittskarte für dieses Konzert auf den Gabentisch gelegt hatte. Er nahm es mit Humor, zumal er José ja selber auch mochte und ihn zuvor schon live erlebt hatte. Weihnachten fiel günstig, und so konnten wir noch ein richtig schönes Nachweihnachtswochenende erleben. Mir war es gelungen, ihn bis zum Schluss "unwissend" zu halten. Die Überraschung war entsprechend groß.
Am Freitagmorgen fuhren wir rechtzeitig zum Flughafen und wann nach pünktlicher Ankunft in München am frühen Nachmittag in unserem Hotel.
Abends fuhren wir dann zur Olympiahalle. Diese ist so eine Scheußlichkeit wie eben alle anderen Mehrzweckhallen auch, aber die rund 5.000 Zuschauer hatte man offenbar nirgendwo anders unterbringen können. Unverständlich in so einer großen Stadt.
Das Programm bestand aus bekannten Weihnachtsliedern in verschiedenen Sprachen, aber auch aus anderen anspruchsvollen Liedern, vorgetragen von José und seiner Kollegin Isabel Rey - zu anspruchsvoll für DAS Publikum. Das war, sorry, "Perlen vor die Schweine geworfen". Das klingt hart, aber so war es nun einmal. Ein Schuhplattler wäre sicher besser angekommen. Der Applaus war höflich unterkühlt. Ich hätte heulen können. Die wussten echt nicht, welches Juwel sich da vorne die Seele aus dem Leib sang, außer wir, seine Fans. Bei den Liedern, die die Herrschaften "kannten", applaudierte man mehr. Naja...
Nach der Pause glaubte ich echt im falschen Film zu sein: als der zweite Teil begann, waren ganze Blocks leer, und ich dachte schon die Banausen hätten das Weite gesucht... Aber bis zum vierten Lied kamen immer noch Zuschauer aus der Pause zurück. Man klebte offenbar am Champagnerglas fest... Es waren die sogenannten "Promis", die eh nichts bezahlen mussten Der Rest des Publikums quittierte das Benehmen auch mit lauten Pfiffen und Buhrufen, und José zog die Augenbrauen hoch bis zum Haaransatz. Der wusste auch, was er von denen zu halten hatte. So ein Benehmen ist schlicht unhöflich und ganz einfach indiskutabel. Aber sicher gingen die sonst zu Veranstaltungen, bei denen es offenbar auf Höflichkeit nicht ankam. Ganz gleich, ob es ihnen gefallen hatte oder nicht, SO benimmt man sich nicht.
Am Ende gab es aber trotzdem 6 Zugaben - für die echten Fans, da war José ganz gerecht.
Wir haben dieses Konzert jedenfalls sehr genossen, und José war trotz des teilweise unmöglichen Publikums ausgezeichnet gut drauf. Alles in allem durften wir schöne Stunden in München genießen und das "kulturelle Jahr" auf angenehmste Weise abschließen.
Begleitet wurde José dieses Mal wieder von Isabel Rey und seinem Neffen David Gimenez.
23. Juli 1998, Konzert, Trier Domfreihof
Trier ist eine sehr schöne alte Stadt, und die Kulisse für dieses Konzert mit Isabel Rey stimmte voll und ganz.