Oper in Dortmund 2021/2022 

 

Dieses neue Programm hört sich wirklich gut an, und ich werde mir einiges ansehen, auch gerne mehrmals. Ich starte hier mit der Premiere von "Tosca" 

 

11. September 2021, Tosca von Giacomo Puccini - Premiere

 

Heute nun konnte ich die neue Saison entspannt beginnen. Noch waren nur 500 Zuschauer (3 G-Regeln) zugelassen, aber nächsten Monat dann wieder 1.000. Einen Voll-Lockdown haben wir ja nun nicht mehr zu befürchten, und so freue ich mich, wieder regelmäßig meine Opernhäuser besuchen zu können.

 

Im ersten Akt befindet man sich bekanntermaßen in einer Kirche. Hier waren nur Fragmente und Trümmer am Boden zu sehen. Ich interpretiere das mal für mich, dass das darauf hinweisen soll, wie brüchig das Glück für Floria und Mario ist. Die Kostüme sind sehr schön und passend, keine "Alltagsklamotten". Für die Szenen mit den Kirchenbesuchern und das Te Deum gab es Videoeinblendungen. Keine schlechte Idee, wenn man Menschenmengen auf der Bühne vermeiden möchte. Es war sehr gut gemacht.

 

Für den zweiten Akt - Palazzo Farnese - dreht sich die Bühne; man sieht eine üppige Tafel, es sieht alles geschmackvoll aus. Für die Folterszene fährt ein Teil der Bühne nach unten, und man sieht die Türen zu den Gefängniszellen. Die Bühne wird wieder hochgefahren, nachdem Floria das Versteck Angelottis preisgegen hat.

 

Am Ende sieht man nur noch Trümmer, was ja zur Sterbeszene passt. Floria lässt sich freiwillig erschießen, indem sie den Lauf des Gewehrs ihre Häschers selbst zu sich führt. Das Spiel ist aus.

 

Und hier die großartige Premierenbesetzung:

 

  • Floria Tosca - Inga Kalna - eine überzeugende Darstellerin mit einer sehr schönen Stimme. Sie wirkte auf mich allerdings etwas "muttchenhaft", das Kapriziöse dieser Diva fehlte mir etwas. Trotzdem fand ich ihre Darstellung aber gut.
  • Mario Cavaradossi - James Lee - was für eine hinreißend schöne Stimme. Ich hoffe, er wird alle Vorstellungen singen können. Wir haben ihn ja einmal erlebt, als er eine "Turandot"-Aufführung rettete, obwohl er selber angeschlagen war. Er ist ein perfekter Mario, in jeder Hinsicht. Seine Stimme ist ein Traum!
  • Baron Scarpia - Noel Bouley - er gab einen äußerst überzeugenden Scarpia, richtig schön fies. Seine Stimme ist klasse. Ein ganz toller Darsteller für diese Partie. Ein wahres Ekelpaket
  • Cesare Angelotti - Morgan Moody - leider nur eine kleine Partie, aber er überzeugte wie immer
  • Spoletta - Fritz Steinbacher - köstlich wie er diesen devoten Speichellecker gab! Das war echt überzeugend und klasse gesungen
  • Der Mesner - Denis Velev - was für eine hinreißend schöne Stimme! Er überzeugte auch in allen Belangen. Ich freue mich darauf, ihn bald mal in einer größeren Rolle zu sehen
  • Sciarrone/Kerkermeister - Carl Kaiser - kleine Rollen, aber sehr überzeugende Darstellung
  • Stimme des Hirten - Heejin Kim - wunderschön gesungen
  • Musikalische Leitung - Gabriel Feltz
  • Regie - Nikolaus Habjan
  • Bühne - Heike Vollmer
  • Kostüme - Denise Heschl
  • Video - Kai Ehlers

 

Mir hat die Inszenierung sehr gefallen, und ich habe mich für alle Beteiligten gefreut, dass diese Produktion so einhellig angenommen wurde. Eine Premierenfeier wird es voraussichtlich im November wieder geben.

 

Ich werde mir diese "Tosca" noch einige Male ansehen, damit ich alle Toscas und Scarpias zu sehen bekomme. Das wird sehr interessant, denn jeder Künstler legt ja seine Rolle anders an.

 

Das war ein ganz wunderbarer Einstieg in die neue Saison.

 

 

10. Oktober 2021, Tosca von Giacomo Puccini 

 

Heute habe ich mir also die zweite Tosca angesehen. Es gab einige Rollen, die neu besetzt waren:

 

Tosca - Stephanie Müther - wie erwartet, war sie hinreißend und, mit Verlaub, um einige Klassen besser als die Dame, die die Premiere bestritten hatte. Ja, sie war wirklich gut, aber Frau Müther ist sehr viel besser und glaubwürdiger. Ihr habe ich die Diva abgenommen. Sie ist eine so tolle Schauspielerin und dazu diese wunderschöne Stimme! Sie ist wirklich eine perfekte Besetzung

 

Spoletta - Blazej Grek - gefiel mir auch ausnehmend gut. Immer wieder schön, diesen Choristen als Solisten zu sehen

 

Cesare Angelotti - Demian Matushevskyi -  auch er wusste zu überzeugen. Seine Darstellung und Stimme gefielen mir sehr gut.

 

Der Mesner - Timothy Edlin - ein toller Darsteller mit einer schönen Stimme. Sehr gerne mal eine größere Rolle für ihn

 

Es war wieder ein sehr gelungener und schöner Opernabend. Er gefiel mir sogar noch besser als die Premiere. Noel Bouley hat sich auch gesteigert: er war zynischer und fieser als beim letzten Mal. Das war natürlich klasse. Im November schaue ich mir den nächsten "Scarpia" an... Bin gespannt.

 

14. November 2021 - Tosca von Giacomo Puccini

 

Heute wollte ich eigentlich Mandla Mndebele als Scarpia erleben. Leider war er erkrankt und wurde durch Samuel Youn, ersetzt. Er war große Klasse und bekam viel Applaus.

 

Nun also noch die vierte Tosca am 04. Dezember mit Traumbesetzung....

 

04. Dezember 2021 - Tosca von Giacomo Puccini

 

Heute wurde die Tosca von Gabriela Scherer gesungen. Sie gefiel mir von allen Darstellerinnen am besten, und sie war auch optisch eine tolle Darstellerin. Sie war perfekt: riesig tolle Stimme, starke Bühnenpräsenz und eine wunderschöne Optik. Ich will den anderen wirklich nicht zu nahe treten, aber Frau Scherer war wirklich ein Sahnehäubchen und bekam zu Recht besonders viel Applaus.

 

Scarpia wurde gesungen von ihrem Ehemann Michael Volle. WAS für ein ekelhafter Scarpia, er übertraf alle anderen Darsteller um Längen. SO sollte dieser Mistkerl aber auch wirklich dargestellt werden. Das war hohe Kunst, womit ich die Leistung der anderen gar nicht schmälern will, aber es gibt eben auch hier eine Premier League. Das war erste Sahne und wurde mit entsprechendem Applaus belohnt.

 

Diese vier Vorstellungen war großartig und sehr unterhaltsam. Im nächsten Jahr wird es noch einiges geben, was ich mir ansehen werde.

 

07. Mai 2022 - Frédégonde von Ernest Guiraud und Camille Saint-Saëns in Zusammenarbeit mit Paul Dukas

 

Ich gebe zu, dass ich von dieser Oper bislang noch nichts gehört hatte und war entsprechend neugierig. Die Zuschauer sitzen oben, im Parkett singt der Chor, das Orchester spielt auf der Bühne, und auf einer Leinwand läuft ein auf Schloss Bodelschwingh gedrehter Film, der zum Verständnis des Werkes beiträgt. Es hat zudem den Vorteil, dass man die Künstler besser sieht, denn von oben gesehen, erscheinen sie ja doch recht klein.

 

Grob zusammengefasst handelt es sich um die Merowinger und die zwei verfeindeten Königinnen Frédégonde - Königin von Neustrien - und Brunhilda - Königin von Austrasien -. Ihre Schwester war mit Hilpéric, dem König von Neustrien verheiratet, aber Frédégonde hat sie ermorden lassen um ihrerseits an die Macht zu kommen. Dass infolgedessen die beiden Damen keine Freundinnen waren, dürfte verständlich sein. Durch eine Falschmeldung, nach der Frédégonde und Hilpéric gefangen genommen worden seien, stürmen deren Leute Austrasien und entmachten Brunhilda. Sie soll in ein Kloster gebracht werden. Mérowig, Hilpérics Sohn und Neffe von Brunhilda soll diese dort hinbringen. Er entdeckt Gefühle für sie und zögert die Weiterfahrt vom Rastort hinaus. Nachdem ein Bote seines Vaters ihn aber zur Weiterfahrt zwingt, bittet er Brunhilda um ihre Hand, denn schlussendlich haben beide die gleiche Feindin: Frédégonde. Sie lassen sich trauen. Damit fällt der Gute natürlich bei seinem Vater und der Stiefmutter in Ungnade. Beide suchen Schutz im Kloster. Eine Zeitlang leben sie dort auch in Frieden. Hilpéric will es gut sein lassen, aber die hasserfüllte Frédégonde sieht das anders und verlangt, dass ihr Gatte endlich tätig wird. Sie will ihre gemeinsamen Söhne an der Macht sehen, ansonsten würde sie ihn verlassen. Leider ist er ihr verfallen und macht sich auf den Weg zum Kloster und schafft es schlussendlich seinen Sohn dazu zu überreden, ihm zu folgen und sich der Gerichtsbarkeit zu stellen. Mérowig vertraut ihm. Sein Vater stellt zwei Optionen zur Auswahl: lebenslange Verbannung oder Begnadigung. Er will selbst kein Urteil fällen und überlässt es der Kirche. Letztendlich soll er verbannt werden. Den Triumpf seiner Stiefmutter macht Mérowig mit seinem Selbstmord zu ihren Füßen zunichte. 

 

Soweit die Handlung in Kürze. Das Ganze ist sehr dramatisch, die Musik dazu wunderbar. 

 

Und dies war das hervorragende Ensemble:

 

  • Frédégonde, Königin von Neustrien - Hyona Kim
  • Brunhilda, Königin von Austrasien - Anna Sohn
  • Mérowig, Sohn des Hilpéric - Sergey Romanovsky
  • Hilpéric, König von Neustrien - Mandla Mndebele
  • Fortunatus, Poet und Mönch - Sungho Kim
  • Prétextat, Bischof - Denis Velev
  • Landéric, Bote Hilpérics - Demian Matushevskyi
  • Un serviteur, ein Diener - Daegyun Jeong
  • Musikalische Leitung - Monotori Kobayashi
  • Regie - Marie-Eve Signeyrole
  • Filmregie - Marie-Eve Signeyrole, Laurent La Rosa
  • Bühne - Fabien Teigné
  • Kostüme - Yashi
  • Lichtdesign - Florian Franzen
  • Choreografie - Martin Grandperret
  • Chor - Fabio Mancini
  • Dramaturgie - Merle Fahrholz

 

Es war ein in jeder Hinsicht hinreißender Opernabend. Ich würde mir die Oper erneut ansehen bei einer Wiederaufnahme.

 

20. Mai 2022 - Fernand Cortéz - oder die Eroberung von Mexiko - von Gaspare Spontini

 

Heute konnte ich mir diese, mir bislang unbekannte Oper, die damals dem Lockdown zum Opfer fiel, ansehen. 

 

Die Ausstattung ist schlicht, man sieht anfangs einen großen leeren Platz, an den Wänden sind Schriftzeichen. Fernand Cortéz wird später auf einer Extrabühne hereingefahren. Die Kostüme sind schön traditionell, auch passender Kopfschmuck fehlt nicht. Alles schön stimmig.

 

Worum geht es? Nun, wie der Titel schon verrät, ein Spanier namens Fernand Cortéz hat mit seinen Leuten eine Expedition nach Mexiko unternommen um sich an den Goldvorräten zu bereichern. Ihm zur Seite steht eine schöne adlige Aztekin Amazily, die ihm mit ihren umfangreichen Sprachkenntnissen zur Seite steht. Aus den beiden wird dann ein Liebespaar. Dass das bei den Mexikanern nicht gut ankommt, kann man sich vorstellen. Sie kidnappen Alvaro, Cortez Bruder, und dessen Mitstreiter. Das Volk ist inzwischen derart aggressiv ob der Eroberung, dass es die drei Männer aus dem gegnerischen Lager umbringen wollen.

 

Amazily kehrt zu ihnen zurück und versucht Frieden zu stiften. Da sie aber Cortez nicht abschwören will, beschwört sie erneut den Zorn Télascos, ihres Bruders, und des Königs Montézuma, herauf. Da Montezuma aber eigentlich friedfertig ist, schickt er Amazily zurück zu Cortez, sie soll ihm von der Gefangennahme seines Bruders berichten.

 

Die spanischen Soldaten sind des Kampfes müde, sie fürchten die Übermacht der Mexikaner. Amazily überbringt Cortéz Montézumas Nachricht. Darüber hinaus erscheint Télascos mit einem Angebot. Mit einem großen Goldschatz will er sie ködern und sie dazu bringen das Land zu verlassen. Cortéz Soldaten finden die Idee sehr gut, sie wollen endlich nach Hause. Der Abend wird ihnen durch attraktive Damen versüßt. Cortéz gefällt das gar nicht. Er setzt seine eigene Flotte in Brand und schwört seine Leute erneut auf den Kampf ein. Diese machen dann auch wieder mit. Télasco wird nun seinerseits als Geisel genommen.

 

Die Spanier feiern ihren Sieg, Télasco schwört Rache. Schlussendlich will er seine Schwester töten lassen, wenn sie nicht endlich Cortéz abschwört. Sie hingegen will jegliches weiteres Blutvergießen vermeiden und bietet sich dem aggressiven Oberpriester als Opfer für den erneut inhaftierten Alvaro und seiner Gefährten an. Die spanischen Gefangenen und Montézuma wollen nicht zulassen, dass sie geopfert wird und verteidigen sie mit ihrem Leben. Cortéz seinerseits ist auf dem Weg in die Hauptstadt und kann rechtzeitig die Opferungen verhindern. Die Mexikaner geben sich geschlagen. Der neue Herrscher vergibt ihnen, und man sieht nun hoffnungsvoll in eine neue Zukunft.

 

Und hier die Besetzung:

 

  • Amazily - Melody Louledjian - sehr, sehr beeindruckende Darstellerin mit einer wunderschönen Stimme. Das war eine super Leistung!
  • Fernand Cortéz - Mirko Roschkowski - auch er beeindruckte mich sehr durch seine Stimme und seine Interpretation der Rolle
  • Alvar - Sungho Kim - hervorragend gesungen und gespielt
  • Montézuma - Mandla Mndebele - super im allen Belangen
  • Télasco - James Lee - sehr, sehr gut
  • Moralés - Morgan Moody - super, wie immer
  • Oberpriester - Denis Velev - herausragend, wie immer. Diese Stimme ist einfach umwerfend, und er ist, wie alle anderen, ein klasse Darsteller
  • Erster Gefangener - Jorge Carlo Moreno - tolle Stimme
  • zweiter Gefangener - Ian Sidden- tolle Stimme
  • erster spanischer Offizier - Min Lee
  • zweiter spanischer Offizier - Carl Kaiser
  • ein spanischer Marin - Jeayoun Kim
  • Musikalische Leitung - Christoph JK Müller
  • Regie - Eva-Maria Höckmayr
  • Kostüme Ralph Zeger
  • Kostüme - Miriam Grimm
  • Videodesign - Nils Corte
  • Lichtdesign - Kevin Schröter
  • Chor - Fabio Mancini
  • Dramaturgie - Alexander Meier-Dörzenbach, Laura Knoll

 

Ich war hin und weg von der wunderschönen Musik und habe mir spontan im Internet die einzige Gesamtaufnahme, die es auf dem Markt gibt, bestellt. So schnell werde ich diese wunderbare Oper sicher nicht mehr zu sehen bekommen.

 

Es war ein hinreißender Opernabend. 

 

Habe mir sofort die einzig verfügbare DVD besorgt und das Ganze nochmals genossen. Es ist eine Live-Aufnahme aus Italien von einem Festival. 

 

29. Mai 2022 - die Walküre von Richard Wagner

 

Diese Oper ist immer wieder schön, ob traditionell oder modern inszeniert. Die Musik ist traumhaft. Heute nun mal eine modernere Fassung. Die Wohnungen waren ins Heute verlegt und wurden von Stufe zu Stufe hochwertiger. Das sah alles sehr geschmackvoll aus. Ich hatte da nichts auszusetzen. Die Kostüme passten auch sehr gut. 

 

Viel wichtiger war ja sowieso zur Musik das Ensemble, und das war durchweg ganz große Klasse:

 

  • Brünnhilde - Stéphanie Müther
  • Wotan - Noel Bouley
  • Sieglinde - Astrid Kessler
  • Siegmund - Daniel Frank
  • Fricka - Kai Rüütel
  • Hunding - Denis Velev
  • Gerhilde - Tanja Christine Kuhn
  • Ortlinde - Vera Fischer
  • Waltraute - Natascha Valentin
  • Schwertleite - Maria Hiefinger
  • Helmwige - Sooyeon Lee
  • Siegrune - Davia Bouley
  • Grimgerde - Kai Rüütel
  • Rotweiße - Viola Zimmermann
  • Musikalische Leitung - Daniel Feltz
  • Regie - Peter Konwitschny
  • Bühne und Kostüme - Frank Philipp Schlößmann
  • Lichtdesign - Florian Franzen
  • Dramaturgie - Bettina Bartz, Laura Knoll

 

Der Abend war hinreißend. Gerne hätte ich mir auch noch die gebuchte Vorstellung am 12. Juni angesehen, aber durch ein Live-Event war die gesamte Innenstadt gesperrt, und man hatte keine Chance zum Parkhaus zu gelangen. Schade, aber den Stress mit der Parkplatzsuche weit außerhalb und den viel weiteren Weg zum Opernhaus habe ich mir dann doch gespart.

 

Und damit ist meine Opernsaison in Dortmund beendet. Ich starte dann hier am 03. September mit der Zauberflöte.