Oper im MiR (Saison 2024/2025)
Im MiR starte ich am 28. September mit der Premiere von "Innocence". Das Stück ist mir gänzlich unbekannt. Der Inhalt klingt aber schon einmal sehr interessant. Bin gespannt.
28. September 2024, Innocence von Kaija Saariaho - Premiere/deutsche Erstaufführung
Die Bühne ist schlicht und zweckmäßig: eine Art zweistöckiges Haus, in dem sich zwei verschiedene Welten abspielen. Die Plexiglaswände sind farbig, ansonsten gibt es ein paar Pulte und Stühle, Nischen. Schlicht aber passend. Auch die Kostüme passten wunderbar dazu.
Das Grundthema der Oper ist ein Amoklauf, der sich zehn Jahre zuvor an einer internationalen Schule stattgefunden hat. Die damalige Lehrerin und ihre Schüler treffen sich zum Jahrestag des Attentats. Man sieht, dass es niemandem bislang wirklich gelungen ist, darüber hinwegzukommen.
Im Stockwerk darüber heiratet Tuomas, der Bruder des Attentäters, seine Braut Stela, die von dem Drama keinerlei Kenntnis hat und sich darüber freut in eine heile Familie einzuheiraten, die sich als Kinderheimkind nie kennengelernt hat. Inzwischen wird bekannt, dass der Täter wieder in Freiheit ist. Die Mutter des Täters lebt in einer Wunschwelt, will dass der Sohn auch eingeladen wird, aber ihr Mann lehnt dies strikt ab.
Die Kellnerin des Abends, Tereza, sollte eigentlich nicht dort sein, sprang aber für eine erkrankte Kollegin ein. Sie erkennt bald, wessen Hochzeit dies ist. Ihre Tochter wurde damals auch getötet. Ihr Hass und ihr Zorn brechen sich Bahn, als sie erfährt, dass die Braut keine Ahnung von dem Drama hat, und sie konfrontiert die Familie und die Braut damit- Die Stimmung ist natürlich hin.
Im Verlauf der Oper stellt sich heraus, dass es sich nicht einfach um ein Attentat handelte, sondern, dass letztendlich viele der Schüler durch ihr Verhalten - Mobbing - das Fass hatte zum Überlaufen bringen lassen. Markéta, Terezas Tochter, war keinesfalls ein Engel, sondern eine böse Mobberin mit spitzer Zunge. Auch andere Schüler waren nicht immer nett. Hätte man den späteren Täter nicht so fies behandelt, wäre es zu der Tat gar nicht gekommen. Also haben alle ihr Scherflein dazu beigetragen.
Ganz am Ende sitzen alle an einem Tisch und versuchen einen Neustart.
Soweit in Kürze mal etwas zum Inhalt.
Die Geschichte ist sehr interessant und wurde richtig gut herübergebracht. Es war ein spannender Abend. Die Musik ist, verglichen mit Verdi, Puccini etc. natürlich ganz anders, modern. Aber zu dem Stück passte sie sehr gut. Da es sich um eine internationale Schule handelte, wurde in mehreren Sprachen gesungen.
Und das war die wirklich hervorragende Premierenbesetzung:
- Tereza (Kellnerin) -Hanna Dóra Sturudóttir
- Stela (die Braut) - Margot Genet
- Patricia (Schwiegermutter) - Katherine Allen
- Tuomas (der Bräutigam) - Khanyiso Gwenxane
- Henrik (der Schwiegervater) - Benedict Nelson
- Der Priester - Philipp Kranjc
- Cecilia (die Lehrerin - Anke Sieloff
- Markéta - Erika Hammarberg
- Lilly - Bele Kumberger
- Iris - Elisa Marcelle Berrod
- Anton - Sebastian Schiller
- Jerónimo - Pablo Antonio Alvarado Mejia
- Alexia - Danai Simantiri
- Tote Schülerinnen und Schüler sowie Lehrer - Statisterie des MiR
- Musikalische Leitung - Valtteri Rauhalammi
- Inszenierung - Elisabeth Stöppler
- Bühne - Ines Nadler
- Kostüme - Franck Lichtenberg
- Licht - Patrick Fuchs
- Ton - Jörg Debbert
Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Es war ein berührender Opernabend mit einem hinreißenden, perfekten Ensemble und einem tollen Orchester. Die Premierenstimmung war richtig toll, es gab tosenden Applaus. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
19. Oktober 2024, Carmina Burana von Carl Orff / Somos - Tanzstück - Premiere -
Die Carmina Burana und das Tanzstück haben keinen Inhalte. Die Carmina Burana, das sind 24 Gedichte aus einer Sammlung "Benediktbeurer Lieder" aus dem 13. Jahrhundert, vertont von Carl Orff. Die Musik ist sehr, sehr schön und abwechslungsreich, teils instrumental, teils gesungen von Martin Homrich, Margot Genet, Simon Stricker. Das Ganze war begleitet von Tänzern.
Vorab wurde das Tanzstück Somos im Foyer aufgeführt. Ich hatte es vorgezogen auf meinem Platz zu sitzen. Die Videoausstrahlung auf dem "eisernen Vorhang" war ungünstig platziert. So habe ich die wirklich schöne Klaviermusik genossen.
Ich habe diesen für mich ungewöhnlichen Abend sehr genossen und nochmals eine Karte gekauft. Dann schaue ich mir das erste Tanzstück im Foyer an.
Ein Besuch hat sich jedenfalls sehr gelohnt.
16. November 2024, Hänsel und Gretel von Engelbert Humperdinck - Premiere -
Diese Märchenoper haben wir sicher schon etliche Male in verschiedenen Opernhäuser gesehen, aber ich würde mal sagen, die heutige Vorstellung war die schönste Produktion überhaupt. Es war eine schöne und traditionelle, märchenhafte Inszenierung. Es passte einfach alles zusammen vom Bühnenbild bis zu den Kostümen. Einfach bezaubernd.
Eins irritierte eingangs: es gab einen Unbekannten, der nichts sagte, in schwarz gekleidet war. Nach und nach bekommt man jedoch den Eindruck, dass er wohl ein Helfer der Hexe war.
Die Hexe war dann ein witziger Bruch: es war eine tuntige Person à la Olivia Jones. Köstlich. Toll gemacht. Ganz am Ende erfährt man, dass der Unbekannte einst von der Hexe festgehalten wurde und in Wirklichkeit der verlorene Sohn von Peter und Gertrud war.
Die Premierenbesetzung war hinreißend in allen Belangen:
- Peter - Benedict Nelson
- Gertrud - Almuth Herbst
- Hänsel - Lina Hoffmann
- Gretel - Heejin Kim
- Die Knusperhexer - Martin Homrich
- Sandmännchen/Taumännchen - Elia Cohen Weissert
- Der Namenlose - Sebastian Schiller
Man fühlte sich die ganze Zeit ein wenig in die Kindheit versetzt. Es war bezaubernd und märchenhaft. Ich werde mir erneut eine Karte besorgen. Diese Aufführung kann ich nur empfehlen.