Oper im MiR (Saison 2020/2021

 

Die neue Saison wird spannend. Eine Premiere wurde zwar verschoben auf die kommende Saison, aber die neu aufgenommenen Stücke kenne ich nicht, erscheinen mir jedoch interessant.

 

Mal abwarten.
 

17.10.2020 - L'Orfeo von Claudio Monteverdi - Premiere

 

Dass dies wahrscheinlich mein einziger Opernbesuch dieser laufenden Saison sein würde, damit konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht rechnen...

 

Die Oper kannte ich nur dem Namen nach, aber ich mag ja Barockopern sehr gerne. Die Inszenierung war zweckmäßig und nüchtern, aber wusste zu gefallen. Alle Darsteller waren durchweg auf der Bühne präsent. Während ihrer Pausen trugen sie ihre Masken. Ungewohnter Anblick. 

 

Hier mal die Handlung: (Quelle: Wikipedia)

 

Prolog:

 

Die Musik selbst tritt auf und kündigt an, von Orpheus zu berichten, der die wilden Tiere und sogar die Hölle bezwang und unsterblichen Ruhm errang.

 

Erster Akt:

 

Hirten und Nymphen preisen den Tag, an dem Orfeo Euridices Liebe errang. Sie bitten Hymenaios, den Beschützer der Ehe, um Beistand für die bevorstehende Hochzeit der beiden. Orfeo und Euridice besingen ihr überschwängliches Glück. Der Chor der Nymphen und Hirten beschließt den Akt mit dem Aufruf, niemand solle in Verzweiflung fallen, da auf Dunkelheit, Schmerz und Kälte stets auch wieder bessere Zeiten folgen.

 

Zweiter Akt:

 

Euridice pflückt Blumen, während Orfeo weiter mit seinen Gefährten singt. Er preist seine vergangenen Liebesqualen, da er durch sie umso glücklicher ist. Eine Botin kommt und berichtet, dass Euridice an einem Schlangenbiss gestorben ist. Orfeo ist verzweifelt. Er beschließt, Euridice aus der Unterwelt zurückzuholen oder aber, falls ihm dies nicht gelingt, bei ihr im Totenreich zu bleiben.

 

Dritter Akt:

 

Die Hoffnung begleitet Orfeo bis zum Eingang der Unterwelt. Ab hier muss er ohne sie weitergehen. Kein Lebender darf zu den Toten. vordringen. Ob Orfeo ihm, Charon, etwa die Prosperina (Hoffnung) wegnehmen wolle? Orfeo zieht in dieser zentralen Szene alle Register seiner Sangeskunst; er singt mit überbordenden Verzierungen, steinerweichender Innigkeit und entfesselter Leidenschaft. Charon bekennt, dass ihn der Gesang rührt, gibt jedoch nicht nach, da sich das nicht für ihn schickt. Schließlich schläft er ein. Orfeo setzt daraufhin selbst mit Charons Boot über. Der Chor der Geister preist die Fähigkeit des Menschen, die Natur zu besiegen.

 

Vierter Akt:

 

Prosperina bittet aus Mitleid Pluto, Orfeo die Geliebte zurückzugeben; sie erinnert ihn an seine eigene Liebe zu ihr. Pluto willigt aus Liebe zu Prosperina ein, doch nur unter der Bedingung, dass Orfeo Euridice auf dem Weg zurück nicht anblickt. Ihre Worte haben eine alte Wunde in seinem Herzen berührt, und deshalb verlangt er von Prosperina, dass sie zum Dank für sein Entgegenkommen fortan immer bei ihm bleibt.

 

Orfeo preist sich nun als vollkommen glücklich und macht sich, gefolgt von Euridice, auf den Weg. Es gelingt ihm jedoch nicht, Pluto zu gehorchen. Aufgeschreckt durch ein unerwartetes Geräusch wendet er sich nach Euridice um und verliert sie hierdurch für immer. 

 

Der Chor der Geister kommentiert: Orfeo besiegte die Unterwelt, doch dann wurde er von den eigenen Gefühlen besiegt. Ewigen Rum verdient nur, wer sich selbst besiegt.

 

Fünfter Akt:

 

Soeben noch himmelhoch jauchzend, jetzt zu Tode betrübt findet sich Orfeo allein in den Wäldern Thrakiens, seiner Heimat, wieder. Nur die Nymphe Echo antwortet ihm, einsilbig und klagend. Orfeo singt eine Totenklage für Euridice, die mit einem hasserfüllten Fluch auf alle anderen Frauen schließt.

 

An dieser Stelle greift Apollo, sein Vater, in das Geschehen ein. Ganz Gott schwebt er auf einer Wolke vom Himmel herab; aber er agiert nicht als Gott - er bewirkt nicht mit Zauberhand, dass die Geschichte doch noch zum Happy End kommt, sondern hilft Orfeo, sich selbst zu helfen und mahnt väterlich: Es war nie die Art der Edlen, zum Sklaven der eigenen Leidenschaften zu werden, denn das ist schändlich und gefährlich. Allzu sehr hast Du Dich im Glück gesonnt und allzu sehr beweinst Du nun Dein hartes Geschick. Weißt Du noch nicht, dass kein Glück hienieden von Dauer ist? Steige mit mir zum Himmel, wenn Du Dich der Unsterblichkeit erfreuen willst.

 

Orfeo fragt ängstlich, ob er denn Euridice nie wieder sehen werde. Nein, das werde er unabänderlich nicht. Doch in der Sonne und den Sterne werde er eine ihr gleichende Schönheit erblicken.

 

Orfeo klagt nicht mehr, sondern erklärt sich bereit, ein würdiger Sohne Apollos zu werden und ihm zu folgen. Hochvirtuose Koloraturen singend steigen Apollo und Orfeo gmeinsam zum Himmel hinauf. 

 

Mir hat die Musik sehr gefallen: mal beschwingt, mal verträumt. Auch die Mischung aus Oper und Ballett war sehr gelungen.

 

Das nun war die Premierenbesetzung:

 

  • Orfeo - Khanyiso Gwenxane
  • Euridice - Bele Kumberger
  • La Musica - Alfia Kamalova
  • Messaggiera - Lina Hoffmann
  • La Speranza - Rina Hirayama
  • Caronte - Michael Heine
  • Pluto - John Lim
  • Prosperina - Anna Schmid
  • Apollo - Piotr Prochera
  • Pastore - Benjamin Hoffmann
  • Pastore/Echo - Camilo Delgado Diaz
  • Pastoe - Etienne Walch
  • Pastore - Oliver Aigner
  • Ninfa - Wendy Krikken
  • Spirito - Tobias Glagau
  • Spirito - Urban Malmberg
  • Spirito - Daegyun Jeong
  • Spirito - Petro Ostapenko
  • MiR Dance Company

 

Gerne hätte ich mir diese schöne Produktion noch mehrmals angesehen... Schade. Inwieweit vielleicht im kommenden Jahr vor Ende der Saison noch mit der einen oder anderen Vorstellung zu rechnen ist, bleibt - geduldig - abzuwarten. Jetzt aber ist erst einmal Schluss...

 

26.06.2021 - Giulio Cesare in Egitto von Georg Friedrich Händel

 

Wie schön, dass es doch noch eine Aufführung für mich gab. Ich kannte die Oper nur dem Namen nach und freute mich schon sehr auf den Abend, zumal ich Händel, und Barockmusik überhaupt, sehr mag.

 

 

Die Inszenierung gefiel mir sehr. Das Stück wurde um fast die Hälfte gekürzt, und es wurde eine Figur erfunden, die einerseits als Sprecher die einzelnen Handlungsstränge erklärte, andererseits auch mitspielte. Die Kürzung fiel mir persönlich nicht auf, da ich die Oper ja, wie erwähnt, eh nicht kannte.

 

Die Bühne war sparsam bestückt mit einigen Metall Konstrukten, aber für die einzelnen Szenen wurden vorbereitete Kulissen von oben heruntergelassen. Das war stets passend, schön üppig mitunter, und die Kostüme waren super schön anzusehen. Das Auge wurde also auch verwöhnt.

 

Und hier mal der Inhalt (ich zitiere an dieser Stelle aus dem Programmheft des MiR):

 

1 Akt:

 

Giulio Cesare kommt nach dem Sieg über seinen politischen Rivalen Pompeius unter Jubel in Ägypten an. Als Zeichen der Ergebenheit lässt der ägyptische König Tolomeo Pompeius abgetrennten Kopf auf einem Silbertablett präsentieren. Aber Cesare freut sich keinesfalls über diese Geste, im Gegenteil, er ist aufgebracht und empfindet dies als Frevel. Pompeius Frau Cornelia und Sohn Sesto schwören Rache für dessen Tod. Derweil träumt Cleopatra von Ägyptens Kröne, die ihr ihr Bruder aus der Hand gerissen hat. Achilla, Tolomeos Handlanger, berichtet ihm von Cesares negativer Reaktion auf die doch an sich ergebende Geste Tolomeos. Tolomeo will nun auch diesen Römer aus dem Weg räumen...

 

Am Grab von Pompeius sind Cesare über die Vergänglichkeit des Lebens nach. Cleopatra gesellt sich zu ihm. Sie gibt vor Lydia, eine Dienerin Cleopatras zu sein. Ihr und ihrer Familie sei seitens des Königs übel mitgespielt worden, und sie bittet nun um Cesares Hilfe, ihr zur Gerechtigkeit zu verhelfen.

 

Tolomeo empfängt Cesare an seinem Hof. Dieser wirft ihm auf diplomatische Weise dessen politisches Vergehen vor. Cornelia und Sesto erscheinen ebenfalls, sie klagen den König für den Mord an Pompeius an. Achilla stellt ihr die Freiheit in Aussicht, wenn sie ihn heiratet. Sie weist in empört zurück. Mutter und Sohn werden gefangen genommen und sehen nun keine Chance auf Freiheit und Besserung ihrer Lage.

 

2. Akt:

 

Cleopatra gelingt es als Lydia Cesare für sich zu gewinnen und ihn zu verführen. Neben Tolomeo buhlt auch Achilla um Pompeius Angehörige. Als ihre Annäherungen auf Ablehnung stoßen, droht man mit Gewalt. Nireno, Cleopatras Gehilfe, sieht eine Chance, Tolomeos zu ermorden. Sesto sieht seine Chance, endlich Rache nehmen zu können. Curio überbringt Cesare die Nachricht, dass seine Feinde auf seinen Fersen sind. Cleopatra enthüllt ihre wahre Identität und fordert ihn auf, sich in Sicherheit zu bringen. Er will sich aber dem Kampf stellen. Am Ende kann er sein Leben angesichts der Übermacht seiner Feinde, nur durch einen Sprung ins Meer retten.

 

Sestos Anschlag auf Tolomeo misslingt, Achilla überbringt die Nachricht, dass Cesare im Meer ertrunken sei. Da Tolomeo ihm den Lohn für die erbrachten Leistungen verweigert, droht Achilla die Seiten zu wechseln und zu Cleopatra zu wechseln. Daraufhin wird er von Tolomeo ermordet.

 

3. Akt:

 

Die Schlacht tobt. Die römischen Truppen haben der Übermacht von Tolomeos Leuten nichts entgegenzusetzen. Cleopatra wird gefangen genommen und von ihrem Bruder gedemütigt. Cleopatra sieht sich allein und verlassen und denkt an Selbstmord. Sesto sieht nun nochmals die Chance auf Rache und tötet Tolomeos. Nun kann auch Cleopatra wieder aufatmen. Cesare ist nicht tot, er kommt zurück. Nun können beide als Herrscherpaar Ägyptens ihre Liebe feiern.

 

Dies war die hinreißende Besetzung - jede Rolle war absolut perfekt und überzeugend besetzt:

 

  • Giulio Cesare - Rina Hirayama
  • Cleopatra - Dongmin Lee
  • Tolomeo - Etienne Walch
  • Cornelia - Almuth Herbst
  • Sesto - Lina Hoffmann
  • Achilla - Philipp Kranjc
  • Curio - Timothy Edlin
  • Nicola Franceso Haym - Klaus Brantzen

 

Alle Darsteller waren wirklich klasse. Es gab nicht einen Ausfall.

 

Gerne würde ich mir mal Gelegenheit einmal die ungekürzte Fassung ansehen. Die Musik ist einfach hinreißend schön.

 

Das Publikum spendete kräftigen Beifall. Schade, dass nicht mehr Zuschauer zugelassen werden durften

 

Und so hat diese Saison doch noch ein richtig schönes Ende gefunden. Auf die neue Saison freue ich mich - verhalten - aber das Programm klingt viel versprechend.