Oper in der Ruhrmetropole (Saison 2011/2012)
Das Aalto-Theater in Essen ist ja nun seit vielen, vielen Jahren mein "zweites Zuhause". Da liegt es für mich nahe, die dort besuchten Aufführungen hier zu bündeln.
In dieser Saison stand in Essen bereits folgendes auf dem Programm, was sehr, sehr sehens- und hörenswert war:
"In Capuleti e I Montecchi" - konzertant, aber großartig gesungen. Davon bitte mehr! Weiterhin "Hercules", "Tannhäuser" (hatte ich dann im direkten Vergleich mit der Berliner Aufführung). Mir gefallen beide Inszenierungen, die ja gänzlich unterschiedlich sind.
"Der Liebestrank" spielte in einer Luxus-Privatklinik, was nicht jedem gefiel. Wieso eigentlich nicht? Sicher, das Original spielt auf einem Gutshof, aber solche Geschichten kann man doch ruhig mal in eine andere Zeit verlegen, wird mit anderen Stücken auch gemacht. Also, mir gefiel die Oper in der Form. Liana Aleksanyan als Adina kam in der Kritik nicht so gut an, kann ich aber wirklich nicht bestätigen. Ich fand, dass sie die Rolle sehr gut gesungen und gespielt hatte. Andreas Hermann hat sich prächtig entwickelt. Hat man ihn früher nur in kleinen Partien gesehen, kann man ihn nun auch in größeren Rollen erleben. Er ist ein richtig guter Schauspieler und verfügt über einen sehr schönen Tenor. Ich höre ihn sehr, sehr gerne. Im Zusammenspiel mit Heiko Trinsinger (zum Beispiel im Rheingold oder in den Perlenfischern) hat man ein besonderes Klangerlebnis. Die zwei harmonieren wunderbar miteinander. Andreas Hermann schaffte es schon früher, kleine Rollen, wie zum Beispiel den Arturo in Lucia, so hinreißend und markant zu spielen und zu singen, dass es einem als Zuschauer wirklich in Erinnerung blieb. Wann, bitte, erinnert man sich am Ende einer Vorstellung an Arturo? Bei seinem Arturo erinnert man sich gewiss! Er gab einen wirklich tollen Nemorino! Was er macht, er macht es immer überzeugend. Ich finde es wirklich gut, dass man in Essen junge Sänger reifen lässt und nicht verheizt! Mikael Babajanyan gab einen tollen Belcore. Er kann auch anpacken, was er will, es gelingt sowieso! Und dazu DIESE Stimme. Ich habe die Vorstellung sehr genossen.
* Aktuelles * Aktuelles * Aktuelles *
30. November 2011, Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach
Aktuell habe ich schon mehrfach den "Hoffmann" in Essen besucht und immer wieder andere Darsteller gehört. Mir machen Rollenstudien einfach Spaß, denn jeder Sänger legt eine Rolle ja anders an. Im April nun bekomme ich einen anderen Hoffmann zu sehen, worauf ich mich schon sehr freue. Es ist Zurab Zurabishvili, den ich sehr, sehr schätze. Er ist immer klasse und überzeugend, verfügt über eine wirklich schöne Stimme und ist ein echt guter Schauspieler. Seinen Pinkerton möchte man mit wachsender Begeisterung an die Wand klatschen. Er ist einfach suffisant-fies. Aber auch am Ende ein überzeugender Mensch voller Reue angesichts dessen, was er da angerichtet hat. Ich bin sehr, sehr gespannt auf seinen Hoffmann.
Hier meine Eindrücke:
Ich fand die Inszenierung recht gut, und ich werde sie auf jeden Fall noch einige Male besuchen, allein um meine "Rollenstudien" betreiben zu können. Ich vergleiche immer gerne Darsteller miteinander. Und da gibt es ja mitunter massive Unterschiede.
Allerdings unterschied sich diese Version von anderen, die ich bislang an anderen Häusern in der Vergangenheit gesehen hatte. Hier handelte es sich um die von Offenbach beabsichtigte Fassung in Dialogform, es wurde also auch gesprochen.
Mir fiel auf, dass auch Arien fehlten, so zum Beispiel die wunderschöne Arie des Dapertutto „Scintille diamant". Schade! Aber sei's drum.
Die Bühne war so gut wie leer, rechts war die Wand mit Stoff verkleidet, links mit einem roten Vorhang, der je nach Inhalt des Aktes passende Fenster und Türen freigab und hin- und hergeschoben wurde. Vorne links befand sich ein Schreibtisch mit Lampe, rechts ein Klavier.
Anfangs kamen die Darsteller aus Seitentüren die große Mitteltreppe hinunter zur Bühne und gingen dann durch die erste Reihe auf die Bühne, so die Muse und Lutter.
Die Kostüme gefielen mir sehr gut, es handelte sich zumeist um Cocktailkleidung (Chor), aber auch die Protagonistinnen war durchweg schick angezogen, vorzugsweise schwarz (mag ich ja auch sehr gerne), die Olympia in cremefarben.
Lutters Weinkeller war nur angedeutet, Kellner bedienten die "Gäste". Im ersten Akt - Olympia - gab der Vorhang ein großes Fenster frei. Diese Sparsamkeit störte aber nicht. Die Olympia saß zunächst steif im Rollstuhl, und Hoffmann bekam sie gleich zu sehen, was ja in anderen Versionen nicht der Fall ist, da wird sie ja von ihrem "Vater" erst später vorgeführt und präsentiert. Und das mit der Zauberbrille kam kaum zur Geltung. Auch hier vermisste ich irgendwie eine Arie des Coppelius.
Im zweiten Akt - Antonia - lag die verstorbene Mutter im Sarg, hier wurden noch Tisch und Stühle als Requisiten dazu gestellt.
Im dritten Akt - Giulietta - sah ich einen schicken antiken Eckschrank links auf der Bühne und in der Mitte ein "Lotterbett".
Das mal zur Ausstattung. Wie gesagt, die Sparsamkeit störte keinesfalls.
Ich hatte aber den ganzen Abend den Eindruck, dass da ordentlich was verändert worden war, die Musik floß nicht so, wie ich es kenne, was nicht zuletzt an den Dialogen lag, aber auch musikalisch, ich kann mir nicht helfen, fehlte was. Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll, aber es war einfach anders als gewohnt. Kein Problem an sich, aber es kamen auch Figuren meiner Meinung nach zu kurz: so die Dienerrolle in den verschiedenen Akten. Man hatte mit Rainer Maria Röhr einen wirklich guten Darsteller dafür, der aber konnte sein Können nicht wirklich präsentieren.
Gesanglich gab es absolut keinen Anlass zur Kritik, alle Darsteller, ohne Ausnahme, waren gesanglich erste Sahne. Allerdings muss ich im Vergleich zu anderen Produktionen sagen, dass es schauspielerisch teilweise nicht so toll war. Das mag ja an der Inszenierung liegen, an den Answeisungen des Regisseurs, das weiß ich nicht.
Der Hoffmann war wirklich gut, aber er schauspielerte für meinen Geschmack zu flach. Die eingesprungene Olympia-Darstellerin (beide Damen, die für die Rolle vorgesehen sind, waren erkrankt) gefiel mir stimmlich ausgezeichnet, aber eine Puppe stellt man so nicht dar. Sorry. Ich bin mal gespannt wie die Dame sich präsentiert, die vorgesehen war und in der Kritik als Darstellerin so gut wegkam. (Inzwischen habe ich eine andere Olympia gesehen - Hulkar Sabirova, die um einige Klassen besser war!)
Ich habe noch nicht viele überzeugende Olympiadarstellerinnen gesehen: entweder waren sie tolle Schauspielerinnen, bekamen es gesanglich aber nicht gut hin, oder umgekehrt. Es gibt nur sehr wenige, die beides überzeugend hinbekommen. Die gestrige jedenfalls nicht. Aber gut, sie war netterweise eingesprungen und erst am Nachmittag des Aufführungstages angekommen. Da mache ich dann schon Abstriche.
Alle anderen Protagonisten - Antonia, Giuletta, Muse im Besonderen - überzeugten auch voll als Darsteller. Andere Partien kamen leider etwas zu kurz. Das war aber offenbar gewollt.
Der Darsteller der "Bösewichte" (Thomas Johannes Mayer) kam von der Deutschen Oper Berlin und gefiel mir auch sehr gut. Ich werde ihn nächstes Jahr im März dort wiedersehen.
Am Ende bleibt Hoffmann ja nur noch seine Muse, seine drei Frauen erscheinen nochmals in schicker Cocktailkleidung und weißen bodenlangen Pelzmänteln auf der Bühne und verlassen diese durchs Publikum zusammen mit Lindorf.
Alles in allem war es aber dennoch ein bezaubernder Abend, den ich gerne, dann mit teilweise unterschiedlichen Darstellern, wiederholen werde. Der Hoffmann gehört einfach zu meinen Lieblingsstücken.
Dass eben nicht immer prächtig inszeniert wird, ist nun mal Fakt, und wenn ich unbedingt mal so etwas sehen möchte, greife ich mir eine Konserve aus dem Schrank und gut. Außerdem bietet die Deutsche Oper in Berlin oft genug wirklich sehr, sehr alte Inszenierungen aus den frühen 70er Jahren, die herrlich verstaubt daher kommen und einfach auch mal toll sind.
Ansonsten konzentriere ich mich eben auf die Musik und den Gesang, der in Essen immer hervorragend ist.
Nach Frau Selingers super Muse/Niklas freue ich mich aber auch auf ihre französische Kollegin, Marie-Belle Sandis, die mich schon als Suzuki überzeugte.
Wie gesagt, ich mag diese Inszenierung, wenn mir auch einige schöne Arien fehlen. Aber das ist in der Produktion nun so, und fertig. Gefallen tut sie mir trotzdem.
Und ich bin nun gespannt auf die neuen Aufführungen Eugen Onegin und die Traviata sowie den Figaro. Die Besetzung ist jeweils so toll, wie gewohnt.
30. Dezember 2011, Tannhäuser von Richard Wagner
Mein Rendezvous mit "Richie" war einsame Spitze. Man hatte wirklich "Richie" und den "Kieni" auf die Bühne gebracht als Show-Effekt, dazu einen Förderturm - schließlich ist man ja im Revier... - die Ritter waren Jäger, auch gut, so pingelig muss man ja nicht sein, Venus und Elisabeth wurden von 2 verschiedenen Frauen gesungen. Elisabeth war unsere "Sieglinde" aus der "Walküre", die auch heute Abend wieder richtig klasse war.
Den meisten Applaus bekam der "Wolfram", (Heiko Trinsinger), und der konnte mit dem Darsteller in Berlin bestens mithalten. Auch der Essener "Tannhäuser" (Jeffrey Dowd) war sehr gut. Dass er mit einem Heldentenor nicht mithalten kann, war vorher schon klar und störte mich überhaupt nicht.
Die Inszenierung von Herrn Neuenfels war zwar etwas schräg, aber stimmig.
Ich hatte einen wunderschönen Abend, den ich mehr als genossen habe.
12. Januar 2012, Madama Butterfly von Giacomo Puccini
Ich habe mir also die neue Butterfly angesehen. Da ich ja in etwa wusste, was mich erwartete, war ich auch nicht überrascht.
Als man den Zuschauerraum betrat, waren noch "Arbeiter" damit beschäftigt den "Wohncontainer" der Butterfly salonfähig zu machen. Und es sah am Ende auch richtig schick aus: alles in weiß, elegant, es machte was her. Die "Arbeiter" waren letztendlich zum Teil das Personal, auch Suzuki.
Hier ging es noch etwas traditionell zu: Butterfly trug einen schicken hellen Kimono mit Blumenmuster und sah mit ihrer Steckfrisur sehr schön aus.
Suzuki war schlicht gekleidet in Mini-Jeansrock, T-Shirt und Schürzchen inklusive Häubchen. Zunächst sang Ieva Prudnikovaite die Suzuki - erste Sahne! (übrigens eine super Carmen und eine tolle Giulietta und eine hervorragende Wagner-Sängerin), später dann Marie-Belle Sandis (auch hervorragend!).
Pinkerton war nur eins: entsetzlich prollig, anzüglich und anmaßend, er nahm das Ganze überhaupt nicht ernst und spielte gnadenlos mit Butterflys Gefühlen, obwohl er ja eindringlich von Sharpless darauf hingewiesen wurde, dass sie dies definitiv nicht als Spiel betrachten würde, sondern dass es für sie sehr ernst sei. Das interessierte diesen Proll aber überhaupt nicht. Dargestellt wurde er von einem mexikanischen Tenor. Später dann sah ich des öfteren meinen Favoriten Zurab Zurabishvili.
Sharpless war ein in die Jahre gekommener Konsul, dem sein Job ganz offensichtlich keinen Spaß mehr machte und der daran langsam kaputt gegangen ist. Er hielt sich ständig an einem Glas fest, qualmte wie ein Schlot, sah ungepflegt und leicht schlampig aus, aber man merkte ihm trotzdem an, dass ihm Pinkertons Benehmen sehr missfiel. Ich habe alternierend zu Herrn Babajanyan Herrn Trinsinger in der Rolle des "Sharpless" gesehen, der mir ebenfalls bestens gefiel. Beide sind gleichermaßen überzeugend!
Goro war in diesem Fall eine Art "Vorstadtlude" mit Tattoos (natürlich nicht echt!), dicken Ketten und Ringen und entsprechendem Gebaren. Beide Darsteller (Rainer Maria Röhr sowie Albrecht Kludszuweit sind klasse in der Rolle)
Die "Gäste" wirkten sehr gewöhnlich, die Feier fiel entsprechend billig mit Bierdosen aus. Man merkte, es war eine inszenierte Feier, die niemand, außer der armen Butterfly, wirklich ernst nahm. Man wurde dafür bezahlt, und gut. Aber es war auch Verwandtschaft von Butterfly anwesend, die dann schon besser gekleidet waren. Die Kleidung der "Damen": gruselig, jeder Modeschöpfer hätte da liebend gerne Hand angelegt...
Der Akt endete damit, dass sich der "Container" schloß, vorher steckte Pinkerton Goro noch einen Haufen Geld zu, das dieser fies grinsend entgegen nahm.
Im zweiten Akt ist die arme Butterfly - die erste Darstellerin (Karine Babajanian) gefiel mir nicht, dafür aber die nächsten zwei: meine Lieblings-Butterfly (ich hatte sie schon in Dortmund schätzen gelernt) ist Annemarie Kremer, eine holländische Sopranistin, eine weitere Dame ist Ausrine Stundyte, die ebenfalls sehr, sehr gut ist und einen, wie Frau Kremer zu Tränen rührt - arg heruntergekommen, und der Container, in dem sie mit Suzuki haust, einfach nur eins: vor Dreck starrend, vermüllt und entsetzlich hässlich. SO will gewiss niemand leben. Sie selber ist inzwischen verfettet und hängt an der Flasche und an der Zigarette. Ihr Outfit: ein schäbiger rosa (stark verschmutzter) Nicki-Hausanzug und ein rosa T-Shirt (viel zu eng), dazu Turnschuhe... Sehr auffällig: eine blonde Perücke, bei der man sieht, dass das einstmals dunkle Haar an den Ansätzen herauswächst. Man muss es leider sagen: die Gute war sehr schlampig und ungepflegt wie ihre ganze Umgebung. Goro lief nun mit "tätowiertem" Oberkörper herum und häßlichen blauen Hosen (Marke Fliegerseide *igitt*).
Der reiche Prinz Yamadori, der um Butterflys Hand anhält, war an diesem Abend ein - verdammt gut gemachter - Michael Jackson-Verschnitt. Höchst elegant wie aus einem extrem teuren Modeladen. Wie der auf die Idee kommen konnte, dieses Schlampinchen haben zu wollen, ist schon leicht merkwürdig. Aber man hat ja auch innere Werte, nicht wahr? Es gibt da weitere Darsteller aus dem Chor für diese Rolle.
Am Ende des Aktes kippt der Container auf den Kopf, Suzuki und der Kleine verschwinden hinter einem Paravent, und Butterfly klettert nach oben in ihren Container.
Das Ende: jemand lässt sich an einem Seil aus einem imaginären Schiff auf die Erde herab (ins Publikum), und Butterfly ist der irrigen Annahme es sei ihr Mann, und sie wird noch von weiteren "Pinkertons" genarrt. Sie muss langsam erkennen, dass er sein Versprechen nicht einhalten wird.
Am Ende ist Pinkerton ein feiner Offizier mit eleganter Ehefrau, und angesichts der Umstände vergeht er fast vor Reue. Marie-Helen Joël ist Kate Pinkerton. Eine wunderbare Sängerin, die mir in so vielen Rollen schon gefallen hat.
Mir fiel auf, dass erstens viel getrunken und geraucht wurde, und dass man mit viel Geld etwas gutzumachen versuchte.
Butterfly ersticht sich dramatisch wie man es gewohnt ist, wieder in ihren hellen Kimono gekleidet.
Ihr Sohn nimmt sich beim Anblick der toten Mutter die blonde Perücke ab, nimmt das Messer und schaut seinen Vater (fürs Publikum unsichtbar) bitter böse an.
Also, nichts mit Fernostromantik, aber sehr gut gemacht. So empfand ich es wenigstens.
Alles in allem war es ein sehr schöner Opernabend, und Puccinis Musik ist sowieso bezaubernd!
Ich habe mir also das Stück schon x-mal mit unterschiedlicher Besetzung angesehen, und sollte die Oper nächste Saison erneut gespielt werden, bin ich wieder mit von der Partie. Auch sehr moderne Inszenierungen sind mitunter richtig sehenswert. Die Inszenierung ist von Tilman Knabe, der schon das Rheingold so frech inszenierte.
Es war, wie fast immer, ausverkauft, und das Publikum nahm die neue Produktion sehr positiv auf und an.
Auch so kann man diese Oper durchaus produzieren, wiewohl ich gestehe, dass ich Ponnelle und Zeffirelli natürlich liebe. Kann man aber nicht immer haben.
Es war ein sehr schöner Opernabend
02. März 2012 Eugen Onegin von Peter I. Tschaikowsky
Vorab: der Onegin war ganz, ganz wunderbar. Nach den Presseberichten bin ich mit gemischten Gefühlen dort hingegangen. Sicher bilde ich mir immer meine eigene Meinung, aber mir war nicht so ganz wohl dabei.
Nun, der Schreiber hat es offenbar anders gesehen als ich. Ist ja in Ordnung. Das "Opernglas" und der "Wiener Merker" äußern sich da viel positiver.
Das Bühnenbild war ausgeklügelt: einerseits war die Bühne voll ausgefüllt, dann wieder nur, wie schon bei Butterfly und Luisa Miller, stand ein als Raum eingerichteter "Container" auf der Bühne. Außerdem wurde die Bühne immer wieder gehoben und gesenkt.
Das mit den Containern finde ich gut, wenn man zum Beispiel nur ein Zimmer zeigen möchte und dafür keine ganze Bühne benötigt.
Auch die Kostüme waren sehr passend!
Im ersten Akt sah man eine bäuerliche Dorfgemeinschaft, die sich unterhielt, Tatjana und ihre Freundinnen bzw. ihre Schwester, waren Teenager mit entsprechendem Betragen (manchmal durchaus etwas albern) - störte aber überhaupt nicht.
Danach sieht man ein Wohnzimmer, in welchem eine Feier stattfindet. Die Menschen sind entsprechend fein gemacht.
Man sieht dann später Tatjanas Mädchenzimmer (in einem dieser "Container"). Sehr hübsch eingerichtet.
Am Ende dann einen ganz, ganz tolles und geschmackvoll eingerichtetes Anwesen mit Säulen und einem Ballsaal. Und die Kostüme dazu waren wirklich traumhaft schön!
Die Bühnenbilder und Kostüme waren sehr harmonisch aufeinander abgestimmt. Das war schon mal ganz toll!
Die Musik ist natürlich nicht mit Verdi/Puccini etc. vergleichbar, keine wirklichen Arien zum Träumen und Schwelgen. Muss aber auch nicht, denn sie ist auch so ganz wunderschön. Gesungen wurde auf russisch, und es gab deutsche Übertitel. Ein großer Teil der Darsteller war sowieso aus einem der russischen Länder und somit der Sprache mächtig, aber auch die deutschen Sänger meisterten dies hervorragend.
Zu den Darstellern: Tatjana wurde von Victoria Yastrebova gesungen, die sehr hübsch ist und wunderschön hell und klar sang. Wieso die WAZ ihr eine "kleine Stimme" bescheinigte, verstand ich jetzt nicht. Sollte dies im Vergleich zu einer Wagner-Heroine sein? Nun, dann mag es ja stimmen, aber an dem Abend gab es ja nicht Wagner.... Und ich empfand ihre Stimme als sehr angenehm. Sie überzeugte als pubertierender Teenager ebenso wie als edle Fürstin. Ihre Schwester, gesungen von Anja Schlosser, gefiel mir ebenfalls sehr gut. Sie stellte die pubertierende Olga, die ganz offenbar Lenskis Liebeswerben nicht so recht ernst nahm, toll dar.
Larina wurden von unserer bewährten Marie-Helen Joël gesungen. Ich mag diese Sängerin sehr. Sie ist nicht nur ausgesprochen attraktiv, sie hat auch eine ganz, ganz tolle, reine Stimme und überzeugt auch darstellerisch immer sehr.
Die Filipjewna wurde von Rebecca Raffell dargestellt. Sie verfügte über ein sehr gute Stimme und überzeugte auch darstellerisch. Aufgrund ihrer Leibesfülle und natürlich auch der Kostüme wirkte sie um ein Vielfaches älter als sie wirklich ist.
Lenski wurde dargestellt von Zurab Zurabishvili, der seine Sache, wie immer, klasse gemacht hat. Ich höre und sehe ihn ausgesprochen gerne.
Heiko Trinsinger, unser bewährter Bariton, singt den Onegin. Leider war er an dem Abend stimmlich komplett indisponiert. Man hatte bereits einen isländischen Bariton angekündigt, dann aber die Pläne verworfen und eine andere Lösung gefunden. Nun sang Mikael Babajanyan von der Seite und Heiko Trinsinger agierte. Eine gute Lösung. Ich mag ja beide sehr, jeder für sich ist einfach nur wunderbar. Das Publikum nahm die Lösung dann auch sehr, sehr positiv an. Und auch hier: ich habe nicht verstehen können, was der Schreiber der WAZ an Heiko Trinsingers Onegin zu mäkeln hatte. Er ist doch ein sehr, sehr überzeugender und klasse Darsteller dieser Rolle. Und wenn er beim nächsten Mal wieder selber singt, freue ich mich doppelt auf die Vorstellung!
Auch die Nebenrollen waren mit Almas Svilpa als Fürst Gremin, Albrecht Kludszuweit als Triquet und Michael Haag als Sekundant ganz toll besetzt.
Es war ein rundherum gelungener Opernabend, an dem einfach ALLES stimmte! Ich bin sicher, dass das Stück in der nächsten Saison weiter gespielt wird, denn ein Monat wäre ja zu wenig. Und dann gehe ich erneut hin.
16. März 2012 Figaros Hochzeit von Wolfgang Amadeus Mozart
Komme gerade aus einer überaus bezaubernden Aufführung von "Figaros Hochzeit", die ich mir im "Aalto" angesehen habe. Es handelt sich um eine schöne alte Produktion von Johannes Schaaf, also wirklich richtig klassisch mit Kostümen und Bühnenbildern aus der Zeit des Rokoko. Mal ehrlich, so etwas tut dem Zuschauer auch mal gut. Wie gesagt, nichts gegen Modernes, aber ich habe mich heute Abend besonders wohl gefühlt. Ich habe die Oper schon des öfteren gesehen, aber nie gefiel sie mir besser als heute. Es stimmte wieder einmal ALLES. Na, und mit DEM Ensemble hat man sowieso schon einen schönen Abend sicher, dazu das tolle Orchester. Und wenn dann mal eine Inszenierung etwas schlapp ist, wird das oft genug wett gemacht. Ich habe hier wirklich nur selten etwas zu bemängeln gehabt.
Die Besetzung war einfach nur feinste Sahne, jede Rolle war perfekt besetzt bis hin zur kleinsten Nebenrolle. Almas Svilpa gab einen herrlichen Figaro, schauspielerisch wie gesanglich, toll, dass er auch Mozart so klasse singen kann wie Wagner oder andere Partien! Seine Susanna wurde gesungen von der wunderbaren Christina Clark - eine Perle des Ensembles, die über eine ebenso klare und reine Stimme verfügt wie Frau Joël (die Damen singen zwar gänzlich unterschiedliche Rollen, aber beide singen wunderschön)! Außerdem ist sie eine hinreißende Schauspielerin. Sie hat mich schon in so vielen Rollen begeistert. Heiko Trinsinger war zum Glück wieder allerbestens bei Stimme und gab einen hinreißenden Grafen, anfangs herrlich schleimig, hinterher ebenso wunderbar voller Reue und rasend vor Eifersucht. Seine wunderschöne Stimme passte zu dieser Partie hervorragend. Auch er ist einfach sehr vielseitig einsetzbar. Seine Gräfin wurde gesungen von Liana Aleksanyan, die ich schon als "Adina" im Liebestrank gesehen hatte und auch als "Antonia" im Hoffmann. Sie verfügt über eine äußerst schöne Stimme und gab eine ganz berührende Gräfin. Eine wirklich klasse Besetzung! Der Cherubino war mit Bea Robein auch fabelhaft besetzt. Ich hatte sie zuvor mal als Fenena in Nabucco gesehen und fand sie damals schon berührend. Heute Abend war sie super klasse und konnte auch ihr tolles schauspielerisches Talent zeigen. Auch die kleinen Rollen waren mit Marcel Rosca, Rainer Maria Röhr und Albrecht Kludszuweit wunderbar besetzt.
Am 1. April schaue ich mir die Oper erneut an und bin mal neugierig auf den Figaro, der nur für eine Vorstellung kommt. Er heißt Matias Tosi und kommt aus Buenos Aires.
Es war wieder einmal ein ganz, ganz wunderbarer Abend mit einem herrlichen Essener Ensemble, das nicht nur durch glänzenden Gesang bestach, sondern auch durch viel, viel Spielfreude. Es machte richtig Spaß Zuschauer zu sein! Danke, das war wieder spitze!
01. April 2012, Figaros Hochzeit von Wolfgang Amadeus Mozart
Komme gerade erneut aus "Figaros Hochzeit". Ich kann nur sagen: Uiiii, WAS für ein Figaro! Matias Tosi machte schon auf dem Foto einen netten Eindruck. Er gab einen fulminanten Figaro und passte auch optisch ganz toll zu der wunderbaren Christina Clark, die mich erneut verzauberte. Ein ganz, ganz wunderbares Paar. Das Publikum war entsprechend begeistert, und ich habe selten so viele Zuschauer standing ovations geben gesehen. Ich muss nicht erwähnen, dass alle anderen auch wieder nur eins waren: hinreißend, allen voran Heiko Trinsinger, Liana Aleksanyan und die großartige Bea Robein! Auch fiel mir erneut auf, über wieviel schauspielerisches Talent Rainer Maria Röhr, Marcel Rosca und Albrecht Kludszuweit in bezug auf komische Rollen verfügen. Die drei waren mal wieder köstlich!
Ich habe diesen Abend erneut total genossen und hoffe, dieses schöne Stück auch in der kommenden Saison wieder zu sehen zu bekommen. Am besten wieder in der Besetzung.
Mein nächster "Einsatz" ist am 13. April, dann schaue ich mir Zurab Zurabishvili als Hoffmann an. Nichts gegen Thomas Piffka, den ich wirklich sehr mag und schätze, aber ich denke, Zurab kann das noch etwas besser. Hm, sagen wir zumindest anders: er hat die stärkere Stimme und ist ein fabelhafter und hingebungsvoller Darsteller. Ich bin sehr, sehr gespannt!
13. April 2012, Hoffmanns Erzählungen von Jacques Hoffmann
Habe heute also zum dritten Mal den Hoffmann besucht. Meine Erwartungen wurden voll erfüllt! Zurab Zurabishvili war erwartungsgmäß ein toller Hoffmann mit starker Stimme und herrlichem tenoralen Glanz. Er war ein wahrer "Schluckspecht" - die Flasche stets greibar und in der Hand. Das ist ja das Schöne wenn man sich ein Stück mehrfach mit unterschiedlicher Besetzung ansieht. Jeder Künstler legt die Rolle ja unterschiedlich an. So viel künstlerische Freiheit muss sein, und so habe ich immer das Gefühl, das Stück zum ersten Mal zu sehen, wenn die Besetzung, zumindest in einigen Teilen, unterschiedlich ist. Jedenfalls hatten wir heute Abend einen ganz anderen Hoffmann als sonst. Hat mir sehr gefallen.
Marie-Belle Sandis war - ebenfalls erwartungsgemäß - eine richtig tolle Muse/Niklas. Auch sie legte die Rolle völlig anders an als Frau Selinger. Die beiden Damen kann man gar nicht miteinander vergleichen, das geht schon von der Optik her nicht. Frau Sandis war etwas "frecher", was mir sehr gefiel. Sie hat ebenfalls eine sehr schöne Stimme und eine wunderschöne Ausstrahlung. Es kommt was herüber zum Zuschauer. Beide Damen sind klasse, jede auf ihre Art!
Marcel Rosca bewies in einigen Teilen einmal mehr, welch komödiantisches Talent in ihm steckt, und natürlich war er wieder hervorragend. Ich sehe und höre ihn immer wieder sehr gerne. Das gilt auch für Herrn Rainer Maria Röhr. Er ist ein klasse Schauspieler und verfügt über einen richtig schönen Tenor. Seinen "Mimen" habe ich noch im Ohr - großartig!
Liana Aleksanyan überzeugte mich einmal mehr als Antonia, und nun freue ich mich auf ihre Violetta, was gewiss auch wieder ein Genuss sein wird!
Neu war für mich auch Yaroslava Kozina als Giulietta. Einmal eine blonde Darstellerin. Ich fand sie sehr gut. Ieva Prudnikovaite war für mich allerdings, mit Verlaub, die schönste Darstellerin, und ihre Stimme liebe ich sowieso! Jedoch überzeugte mich heute Frau Kozina ebenso wie vor ein paar Wochen Frau Ursula Hesse von den Steinen, die auch sehr überzeugend war.
Thomas Johannes Mayer gab erneut die Bösewichte; ich hatte den Eindruck, dass er heute mehr agierte als sonst. Ich sehe ihn noch als Macbeth vor mir; in dieser Rolle hörte ich ihn ja in Berlin, und das war wirklich umwerfend!
Und neu war für mich auch die Olympia mit Rebecca Nelsen, die ja leider bei meinem ersten Hoffmann erkrankt war. Ich war sehr gespannt wie sie die Rolle anlegen würde, nachdem die Presse sie sehr gelobt hatte. Sie war wirklich klasse! So ganz anders als Hulkar Sabirova, die mich ja ebenfalls sehr überzeugte. Auch hier kann ich sagen: beide sind sehr unterschiedlich, nicht nur von der Optik, aber beide sind super!
Auch den dritten Hoffmann in dieser Saison habe ich sehr genossen. Die Musik ist so wunderbar vielfältig, teilweise beschwingt, teilweise sehr besinnlich. Der Schluss ist besonders berührend.
Meine nächste Oper ist die Traviata im MiR am 4. Mai.
17. April 2012 Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach
WAS für ein toller Hoffmann heute Abend - mein vierter in diese Saison! Und auch dieses Mal sah ich wenigstens einen neuen Sänger: Almas Svilpa gab die Bösewichte - zum Glück hatte man bei ihm auf diese unsäglich hässliche Glatze verzichtet... Er war abolut super, und ich war total begeistert - das Publikum auch! Frau Sabirova war offenbar erkrankt, wie schon bei meinem ersten Hoffmann, wo ja auch Frau Nelsen zudem ebenfalls erkrankt war. Antje Bitterlich von der Oper Mannheim sprang erneut ein. Ich gebe zu, beim ersten Mal gefiel sie mir darstellerisch nicht so gut, gesanglich sehr wohl. Aber heute war sie viel, viel besser, was auch das Publikum bemerkte und entsprechend honorierte. Sie ist ja auch wirklich eine sehr sympathische Sängerin. Also, ihre heutige Olympia war sehr gut!
Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass die Stimmung besonders gut war, und ich bemerkte eine größere Spielfreude bei allen Darstellern; hatte ich beim ersten Mal noch den Eindruck, dass es an der Regie lag, dass manche Darsteller etwas "flach" agierten, so war dieses Mal davon überhaupt nichts zu spüren, im Gegenteil, es war viel mehr Leben auf der Bühne.
Ein wirklich toller Abend, den ich wieder sehr, sehr genossen habe. Ich bin wirklich sehr gespannt, wer im nächsten Jahr so eingesetzt wird, denn die diesjährigen Gäste stehen für die nächste Saison nicht zur Verfügung, es sei denn, sie würden vielleicht einmal einspringen.
Dann kann ich ja meine Rollenstudien weiterverfolgen .
Ich habe auf Classica - eine "Manon Lescaut" aus Chemnitz entdeckt, in der Zurab Zurabishvili und Heiko Trinsinger mitwirkten. Wirklich schön, zwei mir so vertraute Sänger, die ich oft genug auf der Bühne erlebe, mal im Fernsehen gesehen zu haben. Ich habe das Ganze natürlich "konserviert". Es ist eine schöne Inszenierung von Dietrich Hilsdorf.
04. Mai 2012 La Traviata von Giuseppe Verdi
Heute habe ich mir nun "La Traviata" im Aalto angesehen. Es wurde ohne Pause durchgespielt. Und das war eine gute Entscheidung. Bei dieser Länge von eindreiviertel Stunden ist das ja auch kein Problem.
Erst einmal etwas zur Bühnenausstattung:
Alles spielte sich aus der Erinnerung von Violetta ab. Sie stirbt in der Privatklinik von Dottore Grenvil. Es sind immer Betten auf der Bühne. Links und rechts der Bühne waren weiße Türen mit Glas, oben rechts gab es ein Oberlicht. Hinten auf der Bühne gab es Säulen zu sehen und eine Treppe, dann eine Fensterfront mit einer Eingangstür (ähnlich wie bei der Macht des Schicksals). Auf der rechten Seite war eine Fototapete mit Bergen und Schnee. Am Ende, hinter der Glasfront, durch welche auch die Darsteller die Bühne betraten, gab es wechselnde Bilder: zu Beginn und am Ende schneite es, am Ende des ersten Aktes sah man eine herrschaftliche Treppe mit rotem Teppich, die in die imaginären oberen Gemächer führte, und man sah dann noch das Bild Alfredos.
Man sah immer wieder Krankenschwestern und Ärzte über die Bühne huschen. Violetta lag im ersten Akt im Bett, auch einige andere Betten waren mit Patienten belegt.
Es gab einen breiten Durchgang, der bei den Festszenen rot beleuchtet wurde.
Ich erinnere mich, dass ja auch der bekannte Zeffirelli-Film mit Violettas Ende beginnt, nur kann man ja im Film anders handeln als auf der Bühne, zumal wenn man auf Pausen, und auch auf Lichtpausen, verzichtet.
Die Kostüme waren erste Sahne! Die Damen waren im Stil der 20er Jahre bekleidet, alles stimmte bis hin zu den Schuhen, der Kopfbedeckung, Schmuck. Wirklich ganz, ganz toll und geschmackvoll! Die Herren trugen schicke Anzüge. Einzig Violetta wechselte das Kostüm nicht. Sie war in ein dreiteiliges Ensemble gekleidet, bestehend aus weiter Hose, weiter Jacke und einem Oberteil, das über der Hose getragen wurde. Die halben Ärmel waren tranparent und in sich gemustert. Farben: lila/flieder bis hin zu den Schuhen. Die Schuhe waren Schläppchen mit Absatz, vorne geschlossen, ebenfalls in lila. Also, auch stimmig. Je nach Szene trug sie darüber ein weites weißes Hemd, das hinten geschlossen wurde.
Das machte Sinn, da ja alles aus ihrer Erinnerung geschah.
Sie lag also zu Beginn mit dem weißen Hemd im Bett. Als es dann zur ersten Szene, zur Feier in ihrem Hause kam, zog sie das Hemd einfach aus und war dann in dem lila/flieder Ensemble zu sehen, auch die Patienten sprangen aus den Betten und wurden zum Teil der Gesellschaft.
Die Rolle von Dottore Grenvil war nicht so wie gewohnt, es wurde zum Beispiel eine Szene geschnitten aus dem vierten Akt als er Violetta besucht, bevor Alfredo auftaucht. Naja, ist eh nicht wichtig. Der Part ist klein. Nebenrollen sind eben immer etwas undankbar, aber dennoch unverzichtbar. Die wirklich tollen Sänger in Essen tun mir dann immer leid, wenn sie sich mit so kleinen Partien abgeben müssen. Einen Michael Haag (Dottore Grenvil) hat man ja schon in viel größeren Partien erleben dürfen, ebenso Rainer Maria Röhr (Gastone), Günter Kiefer (Baron Douphol), Marcel Rosca (Marquis d′Obigny), Marie Helen Joël (Flora Bervoix ). Aber so ist dann wenigstens gewährleistet, dass selbst kleine Partien spitzenmäßig besetzt sind. Das bekommt man schließlich nicht überall geboten.
Annina (Marion Thienel) war ebenfalls ganz toll angezogen und gab eine sehr nette und fürsorgliche Dienerin (anders als im MiR, wo sie arrogant und fies war, ebenso wie Dr. Grenvil). Nein, hier war sie nett.
Liana Aleksanyan sang die Violetta, und es war erwartungsgemäß allerfeinste Sahne, die dem Publikum da geboten wurde. Wieder eine Rolle, die hervorragend zu ihr passt! Sie gab keine glamouröse Violetta, wie man es sonst sieht, zuletzt im MiR, sie war stets berührend, natürlich ganz besonders in der Szene mit Vater Germont, als Alfredo ihr das Geld vor die Füße wirft und am Ende. Erwartungsgemäß erlebten wir einen schönen Bühnentod, und der ist bekanntlich die halbe Miete. Eine sehr überzeugende Darstellerin, die dazu über eine so wunderschöne Stimme verfügt. Note 1!
Entgegen der Aussage im Internet sang nicht Zurab Zurabishvili den Alfredo, sondern Felipe Rojas Velozo, der nette Tenor aus Chile, der schon als Gustavo im Maskenball zu begeistern und überzeugen wusste. Er war erwartungsgemäß sehr gut, aber ich freue mich selbstredend sehr auf Zurab Zurabishvili, wenn er in einer nächsten Vorstellung den Part übernimmt. Da weiß man ja, was man hat und bekommt! Und er wird das Ganze in jedem Fall noch toppen! Jedenfalls hatten wir heute Abend einen ausgezeichneten Alfredo, der mit seiner schönen und kräftigen Stimme zu einem gelungenen Abend beitrug. Ebenfalls Note 1!
Zu meiner großen Freude sang heute Aris Argiris den Giorgio Germont. Ich kenne ihn aus seiner Zeit in Dortmund, wo er auch immer zu überzeugen wusste. Ebenso habe ich ihn mal als Germont in der Komischen Oper Berlin erlebt. Er hat eine so unsagbar tolle Stimme, man könnte ihm stundenlang zuhören. Erste Sahne, ganz klar! Seine Darstellung des Giorgio Germont war mal etwas anders als ich es bisher gesehen hatte: er war schlicht ein arroganter Kobro. Ihm war nur eins wichtig: sein Ruf und der Ruf seiner Familie. Alles andere interessierte ihn überhaupt nicht. Da war nichts von väterlicher Fürsorge und Wärme zu spüren. Nur der gute Ruf, der zählte. Er sprang mit Alfredo und seiner Tochter um, wie mit dummen Kleinkindern. Gar nicht leicht für einen derart sympathischen und netten Sänger, der er ja ist. Note 1, wie immer!
Neu war hier, dass Germont die Tochter mit ins Spiel brachte. Ein junges, zartes, blondes Mädel (sehr hübsch) in einem süßen weißen Kleid mit Glitzer. Sie musste sich Violetta "vorstellen", ansonsten wartete sie "brav" im Vorgarten. Germont war sehr herrisch und, wie erwähnt, absolut nicht nett, nicht einmal am Ende. Als Alfredo Violetta das Geld vor die Füße wirft, meckert er zwar mit seinem Sohn über dessen schlechtes Benehmen, und dann hat er die Stirn, sich zu bücken, um das Geld aufzusammmeln und in die Tasche zu stecken. Da dachte man nun, er würde mal menschlich handeln, aber Pustekuchen. Richtig fies auch, wie er Violetta das Geld, das sie im zweiten Akt ablehnt, verächtlich aufs Bett wirft.
Alle Festszenen waren opulent ausgestattet. Im letzten Akt wird ja auch der Karneval erwähnt, und es erschienen verkleidete Figuren mit Totenköpfen, und eine Kinderbrautpaar mit Gesellschaft. Prima gemacht.
Und dazu dann Verdis wundervolle, berührende Musik. Herz, was willst Du mehr?!
Es passte wieder einmal alles zusammen, und die Zuschauer spendeten am Ende viel Beifall mit standing ovations und "Bravo-Rufen" für die Hauptdarsteller, die das auch wirklich verdient hatten, und für das tolle Orchester. Wie gesagt, bis in die kleinsten Rollen gab es nur großartige Darsteller, wie man es ja in Essen gewohnt ist.
Ein bezaubernder Abend! Danke, liebes Ensemble, Ihr wart mal wieder spitze!
Ich schaue mir die Oper in dieser Saison nochmals an, und zwar am 22. Juni.
22. Juni 2012 La Traviata von Giuseppe Verdi
Komme gerade aus der Oper, wo ich mir zum zweiten mal die Traviata angesehen habe:
Die Besetzung war die gleiche wie beim letzten Mal, es gab nur einen anderen Alfredo: Zurab Zurabishvili, und heute habe ich überaus deutlich einmal mehr eins bemerkt: Felipe Rojas Velozo ist wirklich prima, und ich mag ihn, aber Zurab singt ganz klar und deutlich in einer gänzlich anderen Liga! Er verfügt über diesen herrlichen tenoralen Schmelz, der einen träumen und genießen lässt, auch ist er schauspielerisch um einiges besser drauf. Zusammen mit Liana Aleksanyan war es dann ein wahrer akustischer und auch optischer Genuß. Ich muss sagen, die Vorstellung heute hat mir doch um einiges besser gefallen. Ich freue mich immer, wenn Zurab auf der Bühne steht, er ist einfach nur klasse!
Aris Argiris war ebenfalls wieder zum Niederknien! Ein hinreißender Bariton und super Schauspieler!
Ich hatte heute einen anderen Platz und sah etwas, was ich beim letzten Mal übersehen hatte: Germont putzte sich jedes Mal nach einem Kontakt mit Violetta leicht angewidert die Hände an einem Taschentuch ab. Ich dachte ich sehe nicht recht. Welch eine Verachtung! Und am Ende, bevor Violetta stirbt, nimmt er mit dem Taschentuch Geld, das ihr gehört, vom Boden auf und steckt es ein. Da hört es doch wirklich auf. Ich war geneigt ihm eine Flasche Sagrotan raufzureichen... Also erneut ein wahrer Kobro...
Am Ende bekam er wieder donnernden Applaus, aber dieses Mal nicht alleine wie beim letzten Mal, nein, Zurab und Liana bekamen ebenfalls heftigen Applaus und viele, viele Bravo-Rufe.
Die Vorstellung war alles in allem besser und schöner, man ist also steigerungsfähig, wie ich feststellen durfte.
Klasse, liebes Ensemble - danke für eine super schöne, hinreißende Saison. Ich wünsche Euch einen schönen und erholsamen Urlaub und freue mich schon jetzt riesig auf ein Wiedersehen am 8. September mit La forza del destino. Bin sehr gespannt, wer singen wird.
Die "Durststrecke" muss ich nun mit "Konserven" überbrücken... Davon habe ich ja reichlich.