Die Ruhrfestspiele starten ja erst wieder im Mai 2016. Im Januar wird es das neue Programm geben, und ich bin sehr gespannt, was uns da erwarten wird.
Habe heute in der Tageszeitung Vielversprechendes gelesen. Es geht also um das Meer im weiteren Sinne, und es haben viele bekannte Künstler einen Auftritt: Hannelore Elsner, Joachim Król, Edgar Selge, Günther Lamprecht, um nur einige zu nennen. Morgen früh startet der Vorverkauf. Da werden wieder die Drähte glühen.... Habe mir Mai und Juni vorsorglich frei gehalten.
Ich habe schon einiges für mich gebucht - siehe Opernkalender. Aber ich werde, wie in den vergangenen Jahren, noch mit Freunden andere Veranstaltungen der RFS besuchen, wohin ich alleine nicht gerne gehen würde. Variété, Zirkus etc. macht zu mehreren Personen mehr Spaß, Theater und Oper kann man auch alleine besuchen.
06. Mai 2016, Der Diener zweier Herren von Carlo Goldoni
Ich kannte dieses Theaterstück nur vom Titel her, hatte es aber noch nicht gesehen. Die Kritik in der Presse war vernichtend, aber dem messe ich gewöhnlich nicht allzuviel bei und ziehe es vor mir mein eigenes Bild zu machen und ließ mich mal überraschen.
Das Bühnenbild ist trotz der Schlichtheit richtig gut. Man sieht zu beiden Bühnenseiten (drehbare Bühne) das gleiche Mobiliar aber man sieht ja anhand der neuen Szenarien, dass man die jeweils andere Seite vor sich hat. Es ist stets ein Gasthaus mit Glastüren und Tischen mit Stühlen, weißen Tischdecken. Das reichte ja auch völlig aus. Auch die Kostüme waren schön und passend für diese schicken Leute, um deren "Probleme" es ging. Das Ensemble beeindruckte mich sehr, es war äußerst spielfreudig und sehr gut. Burgtheater eben, und das merkte man auch.
Die Handlung:
Florindo wird beschuldigt, den Bruder seiner Geliebten Beatrice getötet zu haben und ist vor den Anschuldigungen nach Venedig geflohen. Als Mann verkleidet reist ihm Beatrice nach, begleitet von ihrem Diener Truffaldino. Ohne dass die beiden Liebenden voneinander wissen, nehmen sie sich im selben Wirtshaus ein Zimmer. Truffaldino tritt - ohne Beatrices Wissen - auch in Florindos Dienste, da er von ihr zu schlecht bezahlt wird, als dass er angemessen leben könnte. Er wird somit zum Diener zweier Herren und gerät dadurch in zahlreiche Schwierigkeiten, aus denen er sich aber immer wieder retten kann. Er geht in seinen (notwendigen) Lügen so weit zu behaupten, der jeweils andere Herr sei tot. Letztendlich führt Truffaldino die beiden Liebenden zufällig wieder zusammen und wird belohnt, indem er Clarices Kindermädchen Smeraldina heiraten darf. Des weiteren geht es aber auch noch um die Verlobung zwischen Clarice und Silvio; ihr Vater stimmte der an sich guten Partie nur zu, weil der ursprüngliche Bräutigam Federigo Rasponi verstorben war. Also musste ein Ersatz her. Clarice liebt Silvio aber, und als nun Beatrice in den Kleidern ihres toten Bruders Federigo aufschlägt, um die Schulden, die Pantalone bei dem Bruder hatte, einzutreiben, ist das Chaos perfekt. Papa verlangt, dass die zwei sich nun verloben, Silvio und sein Vater sind brüskiert und sauer. Beatrice gibt sich Clarice natürlich zu erkennen, und so geht das muntere Verwechslungspiel bis zum Happy End weiter.
Eine wunderbare Komödie, von einem tollen Ensemble dargestellt. Es war ein sehr vergnüglicher Abend. Ich nehme mal an, dass jener Kritiker eine gediegenere Form des Stücks kennt und bevorzugt und deshalb mit dieser offensichtlich modernen Fassung (ich habe ja selber keine Vergleichsmöglichkeit) nichts anzufangen wusste.
Hier mal zur Information das Ensemble:
- Pantalone de Bisognosi - Peter Simonischek
- Clarice, seine Tochter - Irina Sulaver
- Dottore Lombardi - Johann Adam Oest
- Silvio, sein Sohn - Christoph Radakovits
- Beatrice aus Turin, verkleidet als Federigo Rasponi - Andrea Wenzel
- Florindo Aretusi aus Turin, ihr Liebhaber - Sebastian Wendelin
- Brighella, ein Gastwirt - Hans Dieter Knebel
- Smeraldina, Clarics Kindermädchen - Mavie Hörbiger
- Truffaldino, Beatrices und Florindos Diener - Markus Meyer
- Luigi, ein Kellner - Stefan Wieland
- Regie - Christian Stückl
- Bühne und Kostüme - Stefan Hageneier
- Musik - Tom Wörndl
- Licht - Friedrich Rom
- Dramaturgie - Florian Hirsch
Ich war, wie erwähnt, mehr als beeindruckt von diesem klasse Ensemble. Sehr gerne mehr davon!
Somit hatte ich einen perfekten Auftakt der diesjährigen RFS.
13. Mai 2016, Das Leben ein Traum nach Pedro Calderón de la Barca und Pier Paolo Pasolini
Dieses Drama mit durchaus humorvollen Zügen kannte ich überhaupt noch nicht und war einfach mal gespannt, was auf mich zukam. Die Kritik, die ich gelesen hatte war sehr positiv. Ich hatte mir den Inhalt vorher mehrfach durchgelesen zum besseren Verständnis, was auch gut war, denn wer das versäumt hatte, dürfte Schwierigkeiten gehabt haben, zumal mal oft zwischen den Epochen hin und hergeschickt wurde. Das Bühnenbild und die Kostüme waren mitunter, je nachdem, wann die Handlung spielte, sehr üppig. Aber es war immer alles passend uns timmig. Das Sahnehäubchen waren die außergewöhnlich guten und tollen Schauspieler, die wieder einmal sehr beeindruckend und spielfreudig waren. Ein Genuss, Ihnen zuzuschauen und zuzuhören.
Die Handlung (Quelle: Wikipedia):
Hauptstrang
Basilius, der König von Polen, muss erfahren, dass die Geburt seines einzigen Sohnes Sigismund (im Original: Segismundo) unter schlechten Sternen steht. Aus Sorge, der Sohn werde als sein Nachfolger eine Tyrannenherrschaft über Polen ausrufen, lässt er Sigismund bereits als Kind in ein Turmverlies werfen, in dem dieser die Welt ausschließlich aus den Erzählungen des ihm zum Lehrmeister bestellten Clotaldo kennenlernt. Als Basilio älter wird und sich die Nachfolgefrage stellt, beschließt der König seinen Sohn doch auf die Probe zu stellen. Unter der Einwirkung eines Schlafmittels wird Sigismund zum ersten Mal und unvermittelt ins Königsschloss gebracht und mit allen Mitteln und Annehmlichkeiten der Macht ausgestattet. Über seine wahre Identität und Geschichte aufgeklärt, lässt Sigismund die Befürchtungen seines Vaters wahr werden. Kaum an die Macht gekommen regiert der Sohn mit Mord und einer versuchten Vergewaltigung. Sigismund wird erneut in den Kerker geworfen. Um ihn zu trösten, soll ihm der Tag seiner Regentschaft nur als ein kurzer Traum erscheinen, aus dem er nun erneut in der Gefangenschaft erwacht. Als Aufständische Sigismund kurze Zeit später abermals aus seinem Gefängnis befreien und ihn erneut zum Regenten küren, hat Sigismund jedoch aus seinen Erfahrungen gelernt. Nach dem Kampf gegen die Truppen des Vaters erweist er sich bei der neuerlichen Verwirklichung seines Traums als weiser und gerechter Herrscher.
Nebenhandlungen
Eingeflochten in diesen Hauptstrang sind die Geschichten von Rosaura und Clarin sowie von Estrella und Astolfo. Rosaura ist eine junge Moskoviterin, die dem Charme des Neffen des polnischen Königs und Moskauer Grafen Astolfo erlegen ist, von ihm jedoch bald verlassen wurde. Mit ihrem Gefährten, dem „gracioso“ (eine Art Narrenfigur des spanischen Barocktheaters) Clarin folgt sie Astolfo nach Polen, wo sie an dem Turmverlies zufällige Zeugin von Sigismunds Schicksal wird, das sie über das eigene Geschick tröstet. Clotaldo kommt hinzu, verhaftet Rosaura, um sie vor den König zu führen. Rosaura, als junger Mann verkleidet, führt ein Schwert mit sich, das Clotaldo als das seines eigenen Sohnes erkennt, den er nun vor sich wähnt. Seine Loyalität zum König, der das Vergehen, mit dem Gefangenen Sigismund zu reden, mit dem Tode bestrafen wird, siegt über das Vaterherz. Allein, dass Basilio inzwischen die Existenz seines Sohnes öffentlich gemacht hat, rettet Rosaura das Leben. Astolfo verbündet sich mit seiner Cousine Estrella, der Entdeckung eines natürlichen Thronfolgers entgegenzutreten. Am Tag der probeweise angetretenen Regentschaft Sigismunds tritt Rosaura ihm als Kammermädchen Estrellas entgegen und wird so Opfer seiner gewalttätigen Nachstellung. Während Rosaura die sich anbahnende Heirat zwischen Astolfo und Estrella durch eine List zu verhindern weiß, wird Sigismund erneut betäubt und wieder in den Turm gesperrt. Im Finale tritt Rosaura, auf die Wiederherstellung ihrer Ehre bedacht, Sigismund noch einmal entgegen. Gegen den eigenen Wunsch, diese Frau zu besitzen, entschließt Sigismund sich, ihre Ehre durch die Heirat mit dem Verführer Astolfo wiederherzustellen. Seine Aufgabe als neuer König jedoch gebietet die standesgemäße Ehe mit Estrella. Clotaldo erkennt schließlich in Rosaura nicht seinen Sohn, wohl aber seine Tochter wieder.Die Handlung, das konnte ich erkennen, war etwas abgeändert worden, zum Beispiel wurde Sigismondo am Ende von seinem Vater erschossen.
Und das waren die Figuren und ihre Darsteller:
- Rosaura - Jacqueline Macaulay
- Die andere Rosaura - Hanna Schygulla
- Basilio, Basilio Re - Dominique Horwitz
- Doña Lupe, Lupe Regina , Carmen, Renate - Anne Moll
- Sigismondo, Sigismund, Pasolini - Wolfram Koch
- Diego Rodriguez Velázquez, Melainos, Manuel, Clarín, Mönchen - Ulrich Kuhlmann
- Doña Isabel de Velasco, Leucos, Pfleger, Mönch, Großvater - Roger Seimetz
- Dienerin, Mara Barbola, Pfleger, Hure, Mönch, Tochter - Annette Schlechter
- María Augustina Sarmiento de Sotomayor, Pfleger, Hure, Mönch, Blinder, Samir - Nicolai Despot
- José Maria Velázquez, Pablo, Blinder, Sohn - Konstantin Rommelfangen
- Nicolasito Pertusato, Cembalist - René Nus
- Hund - Wu Chi
- Regie - Frank Hoffmann
- Bühne - Ben Willikens
- Kostüme - Susann Bieling
- Musik und Toneffekte - René Nuss
- Video - Alexander Schmidt
- Licht - Daniel Sestak
Ich hatte erneut einen richtig tollen und beeindruckenden Theaterabend mit echten Profis auf der Bühne!
28. Mai 2016, Storno - Late Night Kabarett
Dieses Programm ist wohl offensichtlich sehr bekannt. Ich muss sagen, ich habe selten so herzhaft gelacht. Die drei Protagonisten - Harald Funke, Thomas Philipzen und Jochen Rüther - zündeten ein echtes Feuerwerk an bissiger Satire. Da die drei sehr unterschiedlich sind, kam das Ganze noch besser herüber. Ich war auch sehr beeindruckt von den Gesangseinlagen und den zum Teil darstellerischen Qualitäten. Dieses Trio kann man wirklich nur weiter empfehlen, und dafür bin ich auch gerne in eine so spät startende Aufführung (22:00 Uhr) gegangen.
Ein toller, unterhaltsamer und lustiger Abend. Gerne mehr davon!
10. Juni 2016, Das Blau in der Wand von Tankred Dorst - Mitarbeit Ursula Ehler
Das Theaterstück war mir gänzlich unbekannt, aber bei den RFS gilt es ja immer was Neues zu entdecken. Es ist an sich gar keine Handlung, sondern ein Dialog zwischen zwei Eheleuten. Die Deutung bleibt schlussendlich dem Zuschauer überlassen. Ich hatte mir alles, auch den Dialog, durchgelesen. Und so wurde für mich persönlich klar, dass hier ein Paar die einzelnen Stationen ihres fünfzigjährigen Ehelebens in dem Dialog durch: vom Kennenlernen, Alltagssorgen, Freuden, Krankheit, Alter und Tod. Immer wieder gab es auch musikalische Untermalung, meistens klassisch. Ganz toll!
Es war sehr berührend und hervorragend von den Darstellern herübergebracht. Gut, dass ich das gebucht hatte.
Die Darsteller:
- Er - Heikko Deutschmann
- Sie - Karin Pfammatter
- Spielmacher - Ralf Harster
Es war ein harmonisch eingespieltes Team, und Heikko Deutschmann gefiel mir einmal mehr ganz außerordentlich.
Und damit sind für mich die RFS 2016 leider schon wieder zu Ende. Natürlich freue ich mich dann auf nächstes Jahr auf weitere spannende und unterhaltsame Abende.