Oper in Der Hauptstadt (Saison 2011/2012)
Im Oktober (3. und 8.) sah ich erneut eine ganz wunderbare Tosca. Der Tenor war erkrankt und wurde durch einen koreanischen Kollegen ersetzt. Wie der erkrankte Sänger ist, kann ich nicht beurteilen, da ich ihn nicht kenne, derjenige, der gesungen hat, war jedenfalls ausgezeichnet.
Und die Tosca wurde als echte Diva dargestellt. Einfach toll anzusehen und anzuhören.
Den Scarpia hätte ich auf den Mond schießen können, ein richtiges Ekelpaket - okay, er muss ja so sein. Der Darsteller war dafür bestens gewählt.
Und natürlich tat auch die herrlich verstaubte Kulisse von 1969 (es war die 349. Aufführung seit der Premiere am 13.04.1969) mal richtig gut, nach so einigen klinisch sterilen Aufführungen auf anderen Bühnen.
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18. Dezember 2011, Tannhäuser von Richard Wagner
Ich komme gerade aus dem "Tannhäuser", der in der "Deutschen Oper" gespielt wurde. WAS für ein Abend!!!
Die Inszenierung hatte ich schon 2008 erstmals gesehen, und sie faszinierte mich erneut. Es wurde mit kleinen Effekten gespielt: aus dem Venusberg kamen z. B. Seifenblasen, später dann war die Bühne voller silberner Ritter und "Pferden" in silber. Irgendwie toll gemacht.
Wichtiger aber war natürlich die stimmliche Darbietung. Ich erfuhr erst heute Abend, dass Peter Seiffert als Tannhäuser auf den Plan stand. Meine Güte, was hat der Mensch für eine tolle Stimme. Dazu bot er eine exzellente schauspielerische Leistung. Ihm zur Seite stand seine Frau Petra Maria Schnitzer, die mir ebenfalls herausragend gefiel. Die zwei passen nicht nur optisch, sondern auch stimmlich wunderbar zusammen.
Auch alle anderen Darsteller und der Chor wussten zu begeistern. Der Applaus wollte gar kein Ende nehmen.
"Tannhäuser" ist für mich ohnehin musikalisch eine der schönsten Wagner-Opern, und ich war wirklich zu Tränen gerührt: einerseits durch die wunderbare Musik, andererseits durch die Handlung.
Ein unbeschreiblich schöner Opernabend am 4. Advent, der einen sehr schönen Abschluss meines "Berlin"-Jahres bildet. Aber im März bin ich ja wieder hier.
Am 30. Dezember dann erlebe ich die Oper in Essen. Mir ist durchaus klar, dass das Ensemble, so gut es ist, mit dem von heute nicht wird mithalten können. Das ist einfach so. Ich weiß, es wird auch ein sehr schöner Abend, kein Zweifel, aber er wird den heutigen nicht toppen können. Aber das macht ja nichts.
19. Dezember 2011, Requiem von Giuseppe Verdi
Das gezeigte Requiem war außergewöhnlich, da szenisch. So hatte ich das noch nie gesehen:
Die Aufführung war mehr als ungewöhnlich, aber schon sehr gut gemacht. Man sah teilweise sehr diffuse Gestalten, es gab mitunter tolle Kostüme, und es war immer Bewegung auf der Bühne. Das muss man aber mögen. So ganz kam ich nicht damit zurecht, wiewohl mich die Leistung der Sänger und stummen Darsteller durchaus beeindruckte. So etwas bekommt man ja nicht alle Tage geboten.
War nicht verkehrt. Gesanglich gefiel mir die Sopranistin am besten, sie sang wie ein Engel, was zu ihrem Kostüm als weißer Engel gut passte.
20. März 2012, Luisa Miller von Giuseppe Verdi
Die Deutsche Oper bietet ihren auswärtigen Besuchern einen ausgezeichneten Service: mir wurde per E-Mail mitgeteilt, dass Leo Nucci erkrankt sei. Die Partie übernahm Gabriele Viviani. Als ich dann das Haus betrat, sah ich einen weiteren Umbesetzungshinweis: anstelle von Marcelo Álvarez übernahm Zurab Zurabishvili (der schon am 14. März gesungen hatte) die Rolle des Rodolfo. Dass ich darüber sehr, sehr erfreut war, muss ich wohl nicht extra betonen. Er fügte sich ganz ausgezeichnet in die Inszenierung ein und war wirklich nicht als Ersatz zu betrachten, im Gegenteil. Der Gute gab wieder einmal alles, und das ist bekanntlich sehr viel! Auch Herr Viviani ließ Herrn Nucci (sorry vielmals) vergessen. Er war spitze! Alle Rollen waren, wie gewohnt, hervorragend besetzt. Die Inszenierung stammte von Goetz Friedrich und war eine Mischung aus nüchtern und traditionell. Hat mir sehr, sehr gefallen.
22. März 2012, Macbeth von Giuseppe Verdi
Macbeth war von der Kölner Oper übernommen worden. Sie ist von Robert Carsen. Man kam sich vor wie in einer kommunistischen Parteizentrale. Der König war ein hoher General, es wimmelte von Militär. Erst krauste ich schon leicht die Nase, aber schlussendlich war alles stimmig Die Bühne war karg mit einer beweglichen Steinwand, die durch Bewegung derselben Türen freigab. Die zeitweise Fähnchen schwingenden Genossen des Volkes und die stets parat stehenden Plakate des jeweils neuen Königs sorgte für Erheiterung bei meinem chinesischen Nachbarn. Zugegeben, mich reizte es auch zum Grinsen, und so tauschten wir uns nonverbal aus. Aber, bitte, das störte den Ablauf des Abends überhaupt nicht. Die Kostüme waren sehr stimmig. Und die Besetzung: ein Traum!
Liudmyla Monastyrska war eine furiose Lady Macbeth, in allen Phasen einfach nur überzeugend und herausragend. Sie stellte die Rolle hinreißend dar und verfügt über eine riesig tolle Stimme! Eine klasse Besetzung! Macbeth wurde dargestellt von Thomas Johannes Mayer, der uns in Essen ja schon als Darsteller der Bösewichte im Hoffmann überzeugte. Schade, dass die Regie ihm da nicht erlaubt hatte, richtig zu agieren. Als Macbeth durfte er dann, und er war so was von überragend! Schauspielerisch wie gesanglich einfach nur spitze. Natürlich war auch wie gewohnt der Rest des Ensembles nebst Chor eine Klasse für sich.
Wie gesagt, zunächst befürchtete ich, dass es zu nüchtern sein könnte, aber nein, alles passte super zusammen.
Besetzung von Macbeth:
- Macbeth - Thomas J. Mayer
- Banquo - Ante Jerkunica
- Lady Macbeth - Liudmyla Monastyrska
- Kammerfrau - Fionnuala McCarthy
- Macduff - Thomas Blondelle
- Malcolm - Clemens Bieber
- Diener Macbeths, ein Arzt - Krzysztof Szumanski, Fionnuala McCarthy, Niklas Kalbow
- Musikalische Litung - Ivan Repusic
- Inszenierung - Robert Carsen
- Bühne - Radu Boruzescu
- Kostüme - Miruna Boruzescu
- Chöre - William Spaulding
Wieder zwei wunderbare Abende in meiner Lieblingsstadt!
Dort werde ich nun erst wieder im Dezember zur Adventszeit sein. Ich bin gespannt, was der neue Spielplan bieten wird.